Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Innenweger

Geschrieben am 25.06.2008 in Holzkanubau —   Holzcanadier, Holzkanu, Leistenkanu (Geändert am 05.07.2017)

Teil 9 von 14 in der Serie Bau unseres 5,70m langen 4er Holzkanus

Es war jetzt an der Zeit, nachdem die  Kanuform ausgehärtet war, die Ausbauteile einzubauen. Vorher gab es jedoch noch etwas Wichtiges zu tun: das Kanu mußte auf die richtige Kontur geschnitten werden. Dafür spannte ich den Rumpf in der Mitte wieder mit einem Spanngurt auf die ungefähre Breite zusammen. Nun konnte ich die Kontur anzeichnen, die das fertige Holzkanu einmal aufweisen sollte. Mit einer elektrischen Stichsäge konnte ich das überstehende Laminat einfach absägen. Erst jetzt war es möglich, weitere Ausbauten vorzunehmen.

schneiden der Süllrandkontur

schneiden der Süllrandkontur

Im Gegensatz zu Methoden, die in herkömmlichen Bauanleitungen beschrieben sind, wollte ich meine Sitze nicht vom Süllrand abhängen, sondern auf Innenwegern aufliegen lassen. Das sollte den Vorteil haben, das Holzkanu zusätzlich zu stabilisieren und andererseits die Möglichkeit bieten, Sitze in variablen Positionen zu nutzen oder ganz weglassen zu können. Außerdem wollte ich das Gewicht der Sitze nicht auch noch jedesmal auf das Autodach unseres Transporters wuchten müssen. Mich grauste auch etwas vor der Vorstellung, wie das Metall der Schrauben durch fortwährendes Entstehen von Kondensat und Kriechwasser das sie umgebende Holz langsam wegfressen würden, wie man es an anderen Holzkonstruktionen ständig beobachten kann. Das wollte ich nicht haben. In unserem Holzkanu haben wir daher so gut wie kein Metall verarbeitet, das nächste wird komplett metallfrei sein. Metall würde ich nur verarbeiten, wenn es ganz in Harz eingebettet werden kann, wie es bei der Befestigung der Tragejochs der Fall ist.

Holzkanubau: Formverleimen der Innenweger

Holzkanubau: Formverleimen der Innenweger

die Innenweger werden formverleimt

die Innenweger werden formverleimt

Die Innenweger sollten etwa 50 cm vor der jeweiligen Bootsspitze aufhören. Trotztdem stellte sich heraus, daß sie eine erhebliche Krümmung aufweisen würden, es würde kaum möglich sein, die erforderliche Leiste im Querschnitt von 25 x 30mm im Stück zu biegen und in diesem Spannungszustand anzubringen: also dachte ich kurz nach und beschloß, die Innenweger aus mehreren Leisten zu laminieren. Es waren noch aussortierte Leisten aus der Rumpffertigung vorhanden,  die keine konvex-konkav- Fräsung erhalten hatten.

Ich klemmte also Holzklötze in Abständen von etwa 50 cm innen an eine Rumpfseite, dem Verlauf einer Plankenleiste folgend. Dann befestigte ich mit Klebeband einen Streifen Polyethylenfolie, um die Bordwand innen nicht mit Kleber zu verschmutzen und um die fertigen Innenweger später leicht entfernen zu können. Gegen diese Klötze drückte ich die mit angedicktem Epoxikleber eingestrichenen Leisten, bis sie stramm an der Bordwand lagen. In dieser Position durften die Leisten sich zu einem stabilen Innenweger mit der geeigneten Krümmung verbinden. Ich benutzte also den Rumpf als Form.

Nach etwa einem Tag entnahm ich den ersten Krümmling und stellte auf gleiche Weise wie vor den zweiten her.

Montieren der Innenweger

Montieren der Innenweger: das Abkleben mit Tesakrepp was natürlich Dumm, da das Epoxidharz hindurch dringt und das Band festklebt. man muß schon Folienklebeband nehmen

Die rohen Innenweger wurden jetzt noch durch den Dickenhobel geschoben sowie die Enden gerade abgekürzt und geschliffen. Auch die Unterseiten wurden geschliffen. Dann konnte ich daran gehen, die Innenweger in das Kanu einzukleben.

Um die Position des Innenwegers zu fixieren, klebte ich geeignete Holzklötze mit Heißkleber  hinreichend präzise innen an die Bootshaut, so daß er genau an einem Plankengang entlang  zu liegen kam. Auch mußte ich jetzt unbedingt die endgültige Breite des Kanus festlegen und dabei aufpassen, daß mein Kielsprung dabei erhalten blieb. Immerhin konnte man die Bootsform noch nach allen Seiten biegen, und das verändert auch die Kiellinie.

Ich spannte also mit mehreren Spanngurten die Bootswände heran, so daß die Form entstand, die ich mir vorgestellt hatte. Unter den Kiel legte ich einen Klotz mit der geeigneten Höhe. Das vermied weitere unerwünschte Durchbiegungen. Jetzt konnte ich mir Epoxidharzkleber anmischen und auf die Innenweger auftragen. An den Enden sowie unterhalb des zukünftigen Wegers hatte ich die Bootshaut vorher mit Kreppklebeband abgeklebt, was sich allerdings später als nicht praktisch erwies: das Harz durchtränkte das Klebeband, verschmutzte die Bordwand innen . Man sollte lieber Folienklebeband verwenden. Die Klebefläche selbst hatte ich etwas angeraut, um eine bestmögliche mechanische Verbindung zu bekommen.

Innenweger und Strebe

Innenweger und Strebe: Es gibt viel Beinplatz für den Vordermann, der kann aber auch vermindert werden, indem ein kleinerer Sitz verwendet wird.

Auch gegen Verrutschen in Längsrichtung hatte ich Klötze geklebt, so hatte ich die Sache einigermaßen unter Kontrolle. Druck erzeugte ich, indem ich Zwingen und kurze Stücke Holz verwendete. Lange Zwingen mit ausreichender Ausladung wären zu schwer gewesen, also wendete ich die Methode an, mit Klotzhölzern schräg zu drücken. So konnte ich kleinere Zwingen verwenden, die höher am Bootsrand angesetzt wurden und über die Klötze den Innenweger andrückten. Viel Druck man bei den Klebungen mit angedicktem Epoxy eh nicht ausüben, damit die Klebefuge nicht "verarmt".

Nachdem beide Innenweger eingeklebt waren, stellte ich fest, daß die Auflagefläche für die Sitze leicht geneigt war. Das wurde von der leicht schrägen Bordwand verursacht, ich hätte es mir vorher denken müssen. Um dem etwas abzuhelfen (damit die Sitze nicht nur ganz auf der Kante auflagen!), hobelte ich die Auflagefläche gerade, so gut es jetzt noch ging im eingebauten Zustand.