Von Werbig bis Quappendorf auf der Alten Oder
Geschrieben am 01.08.2009 in Kanutagebuch (2009) , Kanutouren & Events — Alte-Oder, Friedländer-Strom, Quappendorfer-Kanal (Geändert am 26.10.2017)
Teil 2 von 3 in der Serie Eine vergnügliche Tagestour von Seelow-Werbig bis Wriezen
Auf maps.google.de sah es so aus, als ob es hier auch im Sommer (die Luftbilder googles wurden größtenteils sommers gemacht, was man am Zustand der landwirtschaftlichen Flächen sehen kann) nicht zu stark verkrautet sein würde. Nun sind solche Annahmen immer mit Vorsicht zu genießen, da kann man auch auf den Bauch fallen, wenn nämlich zufällig fotografiert wurde, nachdem gerade gekrautet worden ist, naja, der Mensch muß auch Glück haben. Und das habe ich: mein Auto steht dort, wo die L37 die Gusower Alte Oder kreuzt, also die Straße von Seelow nach Zechin. Ab da ist gekrautet, und so setze ich morgens gegen 10:00 Uhr ein.
Alte Oder in Werbig
Direkt an der Straßenbrücke quert ein Rohr die Alte Oder, ich passe gerade eben durch, weil ich mich ganz lang mache im Kanu. Es herrscht nur wenig Strömung, die Wassertiefe beträgt etwa 30 - 50 cm, die Breite der Alten Oder etwa 5 m. Rechts und links sind nur selten Büsche, landwirtschaftliche Flächen prägen das Bild.
Alte Oder und alte Weide
Nachdem ich etwa einen Kilometer gepaddelt bin, ändert sich die Landschaft und geht in Sumpf und Wildnis über. Sofort kehrt in mir Frieden ein. Es wachsen hier Weidenröschen, Igelkolben, Brunnenkresse und Wasserdost, dazu andere wasserliebende Pflanzen, deren Namen ich mir noch nicht merken kann. Ich komme an einem landwirtschaftlichen Gehöft vorbei, dann bestimmt wieder die Natur das Bild und den Ton: in einigen Büschen singen Vögel, ich nehme ein Rotkehlchen wahr, es gibt auch Drosselrohrsänger und Zilpzalp im Angebot. Das sind immer wieder freudige Überraschungen. Ich paddle unter einer sehr zweifelhaft aussehenden, aber benutzten Brücke hindurch, direkt davor steht ein dicker, toter Baumstamm, der von Spechthöhlen konkret durchlöchert wurde. Gleich hinter der Brücke steht am linken Ufer eine riesige Silberweide, die über den ganzen Fluss ragt, der hier immerhin ungefähr 9 m breit ist. Ich hoffe, dass sie noch lange steht.
Eiche an der Alten Oder
Die Alte Oder kurvt an abseits liegenden Orten vorbei, man sieht davon nichts, nur die Gewässerkarte gibt darüber Auskunft. So paddle ich auf Gusow zu, vorher muss ich noch kurz eine sehr niedrige Holzbrücke umtragen, da der Wasserstand ziemlich hoch ist. Rohrkolben erfreuen mein Auge, dann sehe ich eine richtige "Hartholzaue": Landschaften, die nur zeitweise überflutet werden, können durchaus Bäume wie Eichen, Eschen und Birken beheimaten, und so ist es hier teilweise auch: so muss es vor der Trockenlegung des Oderbruchs überall gewesen sein. Es gab Stellen, die recht tief lagen und daher fast immer sumpfig oder überflutet waren und solche, die nur zur Schneeschmelze und in regenreichen Sommern vom Wasser überlagert wurden.
Alte Oder Umtragen vor Gusow
In Gusow selbst mache ich an dem dortigen offiziellen Biwakplatz eine ausgiebige Pause, hier steht auch ein Pumpwerk, das Wasser aus den umliegenden tiefen Gebieten zur Gusower Alten Oder pumpt. Als ich wieder weiter paddle, kommen mir tatsächlich 2 Kajaks entgegen. Die Alte Oder wird breit, also muß links von mir der Ort Platkow liegen.
Alte Oder bei Gusow-Platkow
Teppiche von "Kleiner Wasserlinse" haben sich stark ausgebreitet, es gibt sogar einige Teichmummeln (die gelben Verwandten der Seerose, die aber kleinere Blüten hat). Schilf verbirgt das Ufer, ab und zu stehen dort einige alte Silberweiden. Ich fahre an einem großen Rohrkolbenbestand vorbei, wo es schon grüne Blütenstände gibt. Diese werden dunkelbraun, wenn sie im Herbst reif sind.
Alte Oder beim Biwakplatz Gusow
Bei Paschenbrück ist die Alte Oder wieder normal breit, auch hier herrscht Wildnis an den Ufern, viele Weidenröschen blühen zwischen anderen Wasserpflanzen wie z.B. Beinwell, Wasserstern oder Wasserminze. Sogar einen Calmus entdecke ich, diese alte Heilpflanze (ihre Inhaltsstoffe verwendet man heute noch in Magenbittern) ist wirklich selten. So geht es noch eine ganze Weile weiter, ich erfreue mich an der Vielfalt der Pflanzenwelt, sehe hin und wieder von Bibern angeknabberte Gehölze und denke mir, dass die Reste des Oderbruchs so etwas wie ein landschaftliches Museum darstellen: im Kanu sitzend kann man sich vorstellen, wie es hier vor 250 Jahren ausgesehen haben mag.
Alte Oder unterhalb Biwakplatz Gusow
Ich war anfangs nach Betrachtung der Oderbruchgewässer auf maps.google.de eher skeptisch, ob es hier wirklich schön sein könnte: das, was ich gerade erfahre, belehrt mich zum Glück eines besseren.
Alte Oder Kanustation Maik Gesche
Bei Platkow komme ich an einer Freizeiteinrichtung vorbei: das scheint eine der Kanustationen von Maik Gesche zu sein. Ein paar Menschen (!) stehen hier am Ufer und warten auf den Kanuvermieter. Hier macht die Alte Oder eine Kurve, die durchgestochen wurde, was eine Insel hinterlassen hat. Eine nette Abwechslung.
Alte Oder Wehr Quappendorf: ab hier heißt die Alte Oder auch "Quappendorfer Kanal"
An Quappendorf vorbei fällt mir auf, dass hier sehr große Eichen, Erlen, Weiden und Pappeln wachsen und überhaupt alles sehr üppig ist. Es gibt einige Anlegestege, dann bin ich beim Wehr Quappendorf: bei dem aktuell herrschenden Wasserstand kann ich einfach durchpaddeln. Ich sehe einen Eisvogel, ein Stück später entdecke ich 2 große Baumwurzelscheiben mit Löchern, hier sind wohl seine Brutröhren. An einem der Löcher kann ich frischen Sandauswurf entdecken.
Quappendorfer Kanal durch den Wald
Plötzlich ändert sich die Umgebung: ich paddle jetzt durch einen Mischwald, beide Ufer sind hoch und sandig. Viele Eichen und Eschen, aber auch Kiefern und Fichten sowie Ahorn - und Haselgehölze bilden hier ein fast geschlossenes Dach. Der eigentliche Wald liegt links von mir, rechts ist es lichter. An einer Wegebrücke hat sich eine größere Menge Treibgut angesammelt, aber ich komme gerade eben so durch. Wo die Sonne mal kurz das Blätterdach durchdringt, genieße ich den Blick auf den sandigen, leicht bräunlichen Grund. Es scheint hier ein eisenhaltiger Boden vorzuherrschen.
Quappendorfer Kanal bei Neufriedland
An den hohen Ufern wird der Sand von vielen Wurzeln festgehalten, zwischendurch kann ich immer mal wieder einige Löcher erkennen, die auf Eisvogelbrutröhren schließen lassen. (Mauselöcher sind meist kleiner). Einige hohe, schlanke Erlen liegen mehr über dem Wasser als dass sie am Ufer stehen. ich entdecke auch einige fiedrige Blätter und sehe genauer hin: hier gibt es also auch Robinien, ebenso wie an der Stromoder überall an den steilen Ufern. Wenn sie im Frühling blühen, duftet es im gesamten Odertal nach köstlichem Robinienhonig. Die ganzen Westhänge der Oder strahlen dann in weiß, wie z.B. bei Stolpe oder Stützkow.
Friedländer Strom
Der Wald wird lichter, und an der nächsten Brücke endet der Quappendorfer Kanal, während von links die Stobberow (auch Stöbber genannt) einmündet. Sie entwässert das Gebiet um Münchehofe, den Naturpark Märkische Schweiz. Soweit mir bekannt ist, darf man hier nicht paddeln. Ganz genau weiß ich das aber auch nicht, nur aus Veröffentlichungen des DKV.
Eine vergnügliche Tagestour von Seelow-Werbig bis Wriezen
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- Friedländer Strom und Neuer Kanal bei Bliesdorf