Anfang des Küstriner Bachs bis Lychen
Geschrieben am 03.12.2010 in Kanureisen (2010) — Feldberger-Seen-Küstriner-Bach (Geändert am 13.07.2017)
Teil 3 von 5 in der Serie Feldberger Seen und Küstriner Bach
Wir stehen zwar früh auf, lassen uns aber mit der Morgenroutine viel Zeit. Wir genießen die Stille, nur der Bach plätschert vom Mühlenteich hinunter zum Unterlauf. Ich schaue mir die Umgebung auch noch mal ganz genau an: in der Nähe gibt es einen winzigen See, an dem geangelt wird, der aber auch eine schöne Badestelle hat. Er ist nicht mit dem Küstrinsee verbunden. In Richtung Küstrinsee kann man leider überhaupt nicht wandern.
Eine Dame und ein Herr erscheinen und schauen sich den Mühlenteichüberlauf und den Einsetzsteg an, sie sehen "offiziell" aus und ziehen bald weiter. Wir bauen nach dem ausgiebigen Frühstück ab und legen unser Holzkanu schon mal an den Steg. Leider gibt es keine Ösen oder andere Möglichkeiten am Steg, ein Boot zu befestigen, so dass wir vorne und hinten die Erlen nehmen müssen. Ja, mancher Steg - Bauer muss noch viel lernen, es müsste doch wohl jedem klar sein, dass sich in einem Fließgewässer ein Boot nicht von selbst am Steg festhalten kann. Naja, es ist nicht jedem gegeben...
Bald sind wir startklar und sitzen im Kanu. Viele Fische "schwirren" im klaren Wasser umher, und wir lassen uns langsam von der Strömung in Richtung des Küstrinsees treiben. Der Küstriner Bach ist hier etwa 3-4 Meter breit und hat viele kleine Buchten. Es wachsen Teichrosen, ihre gelben Blüten leuchten in der Morgensonne. Wieder sind wir in einem richtigen Erlen - Bruchwald unterwegs. Das Wasser ist gerade so tief, dass wir den Bachgrund nicht berühren oder aufwühlen. Leider dauert diese Fahrt nur gut 10 Minuten, dann haben wir schon den schönen, umwaldeten Küstrinsee erreicht. An Seerosen, Wasserfarn, Breitblättrigem Rohrkolben und Schilf vorbei paddeln wir langsam gen Süden, wo wir natürlich schon die Gebäude des kleinen Dorfes Küstrinchen erkennen. Auch ein schlanker Kirchturm ragt eben über die Baumwipfel hinaus, und am Steilufer stehen einige Häuser von nicht verarmten Leuten.
artenreicher Uferbewuchs am Küstrinsee: Breitblättriger Rohrkolben, Schilf (Reet), Teichrose (Teichmummel), Igelkolben, Froschlöffel, Sumpffarn, Wasserminze und viele andere Arten von Wasser - und Sumpfpflanzen bevölkern die Ufer des Küstrinsees und bieten ihrerseits wieder unzählbaren Tierarten guten Lebensraum
In unserer Jübermann - Gewässerkarte sind als Achtung! - Stellen Fischereinrichtungen quer im Wasser liegend eingezeichnet, diese umfahren wir großzügig und biegen dann in die Ausfahrt des Küstriner Baches ein. Bis zur Umtragestelle sind es noch einige hundert Meter breiter Fluss mit Waldumgebung rechts und Dorfcharakter links. Wir genießen es sehr, uns von den Sinneseindrücken verwöhnen zu lassen. Dann hören wir schon das Rauschen des Wehrs, und rechts müssen wir an einem relativ neuen Steg aussetzen.
vier auf einen Streich: stabiler Bootswagen vom Fischer gemietet
Eine Gruppe mit 4 schwerbeladenen Kajaks ist ebenfalls dort, die Männer haben sich gerade einen der stabilen Bootswagen beim Fischer organisiert und laden ihre Kajaks darauf, ohne sie zu entladen. Einer von den Leuten beklagt sich darüber, am Vortag zu tief in die Flasche geschaut zu haben. Dabei sehen sie nicht gerade wie unerfahrene Jugendliche aus.
Umtrageweg Küstriner Bach: etwa 400 Meter zu Fuß oder ...
Ich erkunde mal wieder die Örtlichkeiten: ich gehe auch ein gutes Stück den Umtrageweg, um danach entscheiden zu können, ob wir unseren eigenen Kanuwagen für die Umtragestrecke benutzen oder einen Shuttledienst in Anspruch nehmen möchten. Der Weg sieht ganz gut aus und das Wetter ist weiterhin schön. Wir beschließen, den Landtransport zu Fuß mit unserem eigenen Kanuwagen zu bewältigen. Also bereiten wir alles dafür vor und verlassen die Umtragestelle, die gleichzeitig auch Biwakplatz ist. Der Küstriner Bach ist ja gesperrt bis "Fegefeuer", und tatsächlich hat er extrem wenig Wasser aufzuweisen.
Der urige Küstriner Bach: auch Küstrinchener Bach genannt
Wir sind also auf 4000 Meter Waldweg mit dem Bootswagen eingestellt und machen uns frohen Mutes auf den Weg. Es ist hügelig, der Weg zunächst aber noch brauchbar. Dann verschlechtert er sich vehement, und fast parallel zum Küstriner Bach ziehen und schieben wir unser Gefährt mit viel Gepäck über Stock und Wurzeln.
steiniger Küstriner Bach: der Küstriner Bach (auch Küstrinchener Bach genannt) hat auch einige steinige Abschnitte
Etwas Sumpf ist auch dabei. Als wir etwa einen Kilometer geschafft haben (etwas mehr als eine halbe Stunde), macht es "knack" und irgend etwas ist bei unserem Bootswagen gebrochen, so dass nur noch ein Rad gerade steht. Wir entfernen ihn, konstatieren Nichtreparierbarkeit mit unseren Mitteln und legen das Kanu neben dem Weg ins Gras. Schnell gehe ich zurück nach Küstrinchen und miete beim Fischer einen stabilen Bootswagen. Er ist zwar recht schwer, rollt aber dank seiner großen Ballonreifen relativ leicht. Nach einer Stunde bin ich wieder bei Gundula, habe mich beeilt. Wir laden unser Holzkanu auf und schieben von dannen. Meist können wir vorne an der Deichsel zu zweit anfassen und ziehen, was die Sache sehr erleichtert.
Wandern am Küstrinchen: jetzt mit dem stabilen Bootswagen
Trotz der Last und des unebenen Weges können wir unsere Wandertour sehr genießen. Der Küstriner Bach ist uns meist nahe, und oft treten wir an sein Ufer und stellen uns vor, wie es wohl gewesen wäre, hätten wir ihn jetzt bei höherem Wasserstand paddeln dürfen. Der Wald ist sehr schön, und es kommen uns keine anderen Paddler entgegen. Gegen 14:30 Uhr sind wir am Wehr Fegefeuer angekommen, wo wir uns einen Tee kochen und einige Brote machen und verspeisen. Dann laden wir ab und lassen unser Kanu endlich wieder zu Wasser.
Wehr Fegefeuer: die ehemalige Flößerschleuse Fegefeuer, in der Nähe gibt es auch den Biwakplatz, der wegen der Wildschweine eingezäunt ist
Der Bootswagen wird an einer Stange am anderen Ufer angekettet, wo der Fischer ihn beizeiten abholen kommen wird. Ich erkunde wieder einmal die Umgebung, den neuen Verlauf des Küstriner Baches (nach Umgestaltung vor einigen Jahren) und den Biwakplatz. Weiter flussabwärts liegt eine große Eiche im Wasser und versperrt die Durchfahrt.
viele Steine im Küstriner Bach
Ich berichte Gundula, und dann sitzen wir wieder in unserem Kanu, um gleich darauf wieder aussteigen zu müssen. Die Eiche muß umtragen werden, ich baue aus alten Zweigen und Ästen eine Rutsche, indem ich sie etwa alle Meter quer auf den Boden lege. Darüber ziehen wir unser Kanu und ersparen uns das Auspacken. Dann endlich sind wir endgültig auf dem Weg. Der Küstrinchener Bach ist auch hier durchaus flach und teilweise steinig, es ist zunächst etwas mühsam. Wir werden jedoch durch großen Naturgenuss belohnt, und der Abschnitt bis zum Oberpfuhl ist dann doch ziemlich schnell durchfahren, leider.
vor dem Oberpfuhlsee
Es sind ja auch nur wenig mehr als einen Kilometer. Kurz bevor wir den Oberpfuhlsee erreichen, fließt von rechts noch der Abfluss des Lehstsees hinzu, einem winzigen See auf der nördlichen Straßenseite der L16, der Boitzenburger Chaussee, die hier ganz nahe verläuft. Es ist schon eine sehr eindrucksvolle Sumpflandschaft hier.
Umtragen in den Stadtsee Lychen
Wir überqueren den Oberpfuhlsee und erreichen Lychen. Zunächst wissen wir noch nicht, wo wir umtragen wollen und wo wir überhaupt zu übernachten gedenken. Als wir an der Kanustation Treibholz nahe dem Flößermuseum vorbeipaddeln, sind wir schon soweit zu sagen, dass wir in den Stadtsee wollen und dafür die Umtragestelle an der Alten Schleuse nutzen wollen. Dort sind wir bald angekommen und nachdem eine dort lagernde Reisegruppe von Schülern ein wenig Platz gemacht hat, tragen wir Ausrüstung und Kanu über die Templiner Straße und setzen kurz darauf wieder in den Stadtsee ein. (Anmerkung 2017: seit letztem Jahr kann durch das Mühlengebäude nahe der Kanuvermietung über eine Rollenbahn umgesetzt werden, also unter der Straße hindurch).
Mittlerweile ist es fast 18:00 Uhr geworden, so dass wir allmählich eine Entscheidung treffen müssen, wo wir übernachten wollen. Wir entscheiden uns, zum Wurlsee zu paddeln, und so machen wir uns langsam wieder auf den Weg durch den Stadtsee auf die Brücke zu, vor der wir rechts in den Bootshaus-Hafen einbiegen. Von dort aus gelangen wir über kleine Fließe in den Nesselpfuhl und von dort aus durch einen weiteren schmalen Kanal in den Wurlsee. Dabei beobachten wir noch einige Schwarzmilane, die scheinbar dort auf der Halbinsel horsten. Teilweise sind es Jungvögel, die um Futter betteln.
Campingplatz am Wurlsee2
Dann sind wir im Wurlsee, der uns sofort bezaubert, da er schönes sauberes Wasser hat (kein Motorbootsverkehr). Rechts am Hang liegen noch einige Stadthäuser in hohen Gehölzen halb versteckt, dann erscheint der C79, unser Übernachtungsziel. Am sehr seichten Badestrand legen wir an und lassen uns einen Platz für unser Zelt zuweisen. Man hat auch hier für "Durchreisende" eine See-nahe Terrasse reserviert, sehr freundlich. Alles ist hier ruhig, obwohl viele Gäste anwesend sind. Das ist schon einmal sehr erfreulich.
Wir packen alles wie gewohnt aus und schleppen unsere Ausrüstung den Hang hoch zur Terrasse. Das Holzkanu bleibt unten, liegt auf einem der letzten freien Plätze eines Kragarmgestells. Wir bauen auf und machen uns dann ans Kochen. Zum Glück haben wir noch genügend Vorräte, um uns daraus eine wohlschmeckende kräftige Mahlzeit bereiten zu können. Wir genießen noch einen wunderschönen ruhigen und warmen Abend auf dem C79, bis wir dann zufrieden in unseren Schlafsack kriechen.