Kanu & Natur

Am 29. Juni bin ich in Mescherin. Ich bin mit Frauke verabredet, die geführte Kanutouren imZwischenoderland durchführt.

Wir sind nur eine kleine Gruppe von vier Erwachsenen plus zwei Kindern plus Frauke und mir und ihrem kleinen Terrier Babette. Frauke hat ihre neuen Kajaks mitgebracht, die Familie nimmt einen der großen Canadier, der Rest verteilt sich auf Einer - und  Zweierkajaks. Ich fahre solo, das Gefühl ist zunächst anders als bei meinem Kajak, aber ich komme gut zurecht.

Nach einer netten Einführung durch Frauke paddeln wir langsam durch die Polderwildnis zwischen den beiden Oder-Hauptarmen. Wir kommen an zwei Biberburgen vorbei und einer Sumpflandschaft voller schöner Ufer - und Schwimmpflanzen, unter ihnen auch so exotische wie demSchwimmfarn, der Krebsschere und dem Wasserschlauch. Am Ufer unterscheiden wir Engelwurz, Kalmus, Weidenröschen, Blutweiderich, Beinwell und den Bittersüßen Nachschatten. Die Buchten des folgenden breiten Oder-Altarms sind mit Seerosen bewachsen, die verschiedenen Vogelarten als Nist - und Brutmöglichkeiten dienen, unter anderem Trauerseeschwalben. Auch hier gibt es wieder mehrere Biberburgen zu sehen.

Wir paddeln durch eine ehemalige Schleuse, die rostigen Tore hängen schief in den Angeln. Zwischen der Ostoder, in die wir jetzt paddeln, und den Poldergewässern gibt es Ausgleichsströmungen, deren Richtungen stets verschieden sind. Es hängt von den vorherrschenden Windverhältnissen ab. Wir überqueren noch die Ostoder. Sie ist hier etwa 250 Meter breit. Bei geringem Motorschiffsverkehr können wir schnell über die Oder zum Badestrand von Gryfino huschen, wo wir eine bewährte Pausenstelle nutzen.

Obwohl das Wetter schön ist, haben wir diese Badestelle fast für uns allein. Wir picknicken nach allen Regeln der Künste, und erst eine Stunde später sitzen wir wieder alle in unseren Kanus, um erneut durch die alte Schleuse ins Polderland zu paddeln.

Frauke erzählt noch von der wirtschaftlichen Bedeutung dieser ehemaligen Wiesen, die einst eine wichtige Futterquelle für die Tiere im Umland Stettins waren. Es hat auch eine alte Brücke gegeben, die von Mescherin aus durch die Sümpfe nach Gryfino führte, die ein wichtiger Marktplatz gewesen ist. Der heutige "Greifenhagener Damm" ersetzt diese alten Holzbrücken aus längst vergangenen Zeiten.

Wir paddeln durch verschlungene Wasserläufe mit wildem Uferbewuchs, Biberburgen und umgestürzten Weiden zurück. Dabei treffen wir sogar auf einen Seeadlerhorst, in dem letztes Jahr mal wieder ein Seeadlerpaar ihre beiden Jungen ausgebrütet und großgezogen hat. Wer hier durch diese Wildnis paddeln will, kann froh sein, eine ortskundige Führerin wie Frauke dabei zu haben. Manch Kanal sieht durchgängig aus, ist aber nach einigen hundert Metern plötzlich nicht mehr passierbar. Das gibt es an vielen Stellen in dieser einmaligen Landschaft. Man kann es  auch als Labyrinth bezeichnen. Wenn jemand glaubt, sich bei maps google einen Überblick verschafft zu haben um sehen zu können, wo man durchkommt und wo nicht, kann sich kräftig irren: die Luftbilder sind ja nicht aktuell, und sie sind nicht immer im Hochsommer gemacht, wo die Vegetation ihren Höhepunkt erreicht. Schwimmfarn z.B. kann eine große Wasserfläche  in wenigen Tagen zuwuchern, wenn die Bedingungen stimmen.

Das letzte Stück ist ein ohnehin schmaler Kanal, der auch noch durch Wasserschwaden ziemlich stark zugewuchert ist. Man kommt aber durch. Eine halbe Stunde später sind wir wieder am "Dorfplatz" in Mescherin angekommen, von dem aus wir gestartet sind. Die Kanus werden gesäubert und verladen, dann stärken wir uns in einem nahe gelegenen Restaurant. Ein schöner Ausflug geht für mich zu Ende, die Gäste sind glücklich und das stimmt auch Frauke froh. Auch mir geht es gut, viele Eindrücke sind jetzt zu verarbeiten. 

Wer an einer Naturführung im Kanu bei Frauke teilnehmen möchte, informiere sich bitte auf ihrer Website. Informationen über Mescherin gibt es auf der örtlichen Website der Ferienhausvermieter und Gastwirte.