Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Schwanhaveltour

Geschrieben am 07.08.2012 in Kanutagebuch (2012) —   Mecklenburgische-Seenplatte, Schwaanhavel (Geändert am 05.07.2017)

Am 19. Juni bin ich an der Mecklenburgischen Kleinseenplatte. Ich bin nach Wesenberg gefahren, abends angekommen und habe direkt auf dem Parkplatz am Plätlinsee im Auto geschlafen, von wo ich morgens starten will.  

Ich erwache zeitig so gegen 6:00 Uhr und wandere erst einmal etwas herum, wobei ich mir alles anschaue, was um mich herum passiert. Ein Girlitz singt unentwegt auf der Stromleitung, und das hat er gestern Abend auch schon getan.

Als ich gefrühstückt habe und alles ins Kanu gepackt, was ich mitnehmen will, ist es schon nach 8:00 Uhr. Es dauert eben doch alles länger, wenn man entspannt sein will dabei. Vergnügt paddle ich auf den Plätlinsee hinaus, der still vor  mir liegt. Ich lasse mir Zeit: den gesamten Tag habe ich vor mir und das einzige, was ich mir fest vorgenommen habe, ist zur Schwanhavel zu paddeln, ohne in den Hauptbetrieb hier hinein zu geraten.

Mein Holzkanu gleitet über den See, mein GPS zeigt mir etwa 4,5 km/h Geschwindigkeit an. Viel zu schnell. Ich versuche es noch langsamer. Die Ufer von Wustrow (links) und dem Plätlinseecamp (rechts) wandern vorbei, die Insel kommt in Sicht.  Hier sind wir schon mal in ein böses Gewitter geraten und mit viel Glück davon gekommen. Dann sehe ich links Schwäne am Ufer, und da ist genau die Stelle, wo die Schwanhavel in den Plätlinsee mündet. 

Vor dem Ausfluss der Schwanhavel (auch "Schwaanhavel" oder "Schwanenhavel" genannt) liegt eine weiße Boje, so dass man die Stelle auch erkennen kann, wenn gerade keine Schwäne dort hinein schwimmen. Das Fließ ist zunächst sehr eng und flach, und es gibt schon die ersten Baumhindernisse. 

Schwanhavel, hier mal gerade

Schwanhavel, hier mal gerade

Ich passiere den Teil, der wie ein simpler Graben aussieht und dann wird es wieder richtig romantisch. Es gibt sehr viel Abwechslung, interessanten Uferbewuchs und Baumhindernisse. Ich nehme zwischendurch eine Pausenmöglichkeit wahr, dann paddle ich weiter. Der erste Paddler kommt mir entgegen, wir grüßen uns und unterhalten uns ein wenig über die Welt, aber nicht Gott. Im weiteren Verlauf der Schwanhavel kommen ab und zu ruhige Paddler entgegen, noch keine Gruppen, bei denen es etwas lauter sein darf. Dann, kurz vor dem Anfang der Schwanhavel, passiert es: ich schaue eine Pflanze am Ufer an, als ich eindeutige Nagespuren entdecke. Biber! Es gibt keinen zweifel, die Biber haben sich endlich auch über die Mecklenburgische Kleinseenplatte hergemacht. 

Biberfraß an der Schwanhavel

Biberfraß an der Schwanhavel

Ich paddle noch eine Weile die Obere Havel, bis ich in Wesenberg ankomme. Dort statte ich der Kanumühle einen Besuch ab, auch da ist kaum schon Betrieb.  Nach einem kurzen Plausch mit den "Kanumühlern" setze ich meine Kanutour fort, paddle auf den Woblitzsee hinaus und biege dann links zum Hafen Wesenberg ab. Dort esse ich mein Frühstück und genieße ein Sonnenbad auf dem Rasen. 

Auf meiner Rücktour schaue ich mir die ganze Schwanhavel an, ob es auch am anderen Ende und zwischendurch Biberspuren gibt: ich muss konstatieren, dass die gesamten 3,5 km Schwanhavel von Biberrevieren besetzt ist. Es gibt jetzt am Nachmittag mehr Wasserwanderer hier, aber alle sind ruhig und genießen das, weshalb sie vermutlich hergekommen sind.

Ich paddle noch durch den Plätlinsee zurück. Ein Zweierkajak hat Segel gesetzt,  die Windrichtung ist zwar günstig, aber bei Windstärken nahe Null geht da nicht viel. Ich entdecke, dass es im Dorf Wustrow eine Anlegestelle gibt, eine Liegewiese mit Badestelle. Als ich hinpaddle, sehe ich sogar ein Schild, das besagt, dass hier eine offizielle Kanueinsetzstelle  ist. 3X in Wustrow, das würde sogar einer Großstadt zur Ehre gereichen. Da findet man meistens keine einzige offizielle Kanueinsetzstelle und hier gibt es gleich 3 von ihnen. 

Eine schöne. lockere Kanutour mit einer deftigen Überraschung findet ihr Ende. Ich freue mich, diese Route wieder einmal gepaddelt zu sein. 

Geschrieben in Kanutagebuch (2012)