Anpaddeln 16. Februar 2013
Geschrieben am 23.02.2013 in Kanutagebuch (2013) — Schwentine, Winterpaddeln (Geändert am 05.07.2017)
Ich bin ganz scharf darauf, endlich wieder im Kanu zu sitzen und durch die stille Natur zu gleiten. Volle drei Monate ist das letzte Mal her, es war unsere Kanutour im Breitenburger Moor.
Die beiden anderen aus meinem Team, Alexander und Gundula, sind keine Fans vom Winterpaddeln, wollen aber auf dem Schwentineabschnitt wandern, wo ich paddle. Wir holen also das Kanu aus dem Bootshaus und fahren zur Einsetzstelle am Rosensee an der Straßenbrücke der B202. Wir laden es noch gemeinsam ab und Gundula und Alex helfen mir alles zur Einsetzstelle zu tragen. Dann sitze ich im Kanu, Alexander macht Fotos.
Winterpaddeln auf dem Rosensee
An den Ufern liegt etwas Schnee, rechts von mir gibt noch eine Eiskante, an der ich recht nahe entlang paddle. In den Bäumen am Ufer turnen einige Kohlmeisen, ich höre einen Zaunkönig. Am östlichen Ufer steht im Schilf zusammengekauert ein Graureiher, einige Stockenten und Gänsesäger sind auch dort.
Schwentine nahe Totenredder
Bald bin ich weit genug von der Bundesstraße entfernt, so dass mich der Straßenlärm nicht mehr stört. Es ist windstill, ich genieße das Paddeln. Meine Bewegungen sind Routine, als hätte ich erst gestern das Paddel aus der Hand gelegt.
Auf halbem See beginnt leichte Gegenströmung, das hat man hier nur im Winter und Frühjahr bei hohem Wasseranfall. Ich mache auch einige Fotos, sehe Alexander und Gundula auf dem Wanderweg. Unterwegs entdecke ich einige schmalblättrige Rohrkolben, die braunen Fruchstände sind erheblich dünner als bei den "normalen". Ich mag diese Pflanzen sehr!
Der kleine Wald mit der Anhöhe auf der Westseite des Rosensees ist noch von Schnee bedeckt, weshalb es gut möglich ist, den Hang weit hinauf zu blicken. Oben über dem Wald kreist ein Greifvogel, es könnte ein Mäusebussard sein. Die Gruppe mit Stockenten in der Biegung des Rosensees lässt sich durch meine Nähe glücklicherweise nicht stören. Im folgenden Schilfufer, das stark zerklüftet ist, entdecke ich wieder die dünnen Rohrkolben, die eine Insel bilden und von einer kleinen Eisfläche umgeben sind.
Stumpfes Eck - Totenredder
Der See geht hier in die Schwentine über, die Strömung nimmt kräftig zu, so dass ich mich jetzt sportlich betätigen muss, wenn ich mein Ziel erreichen will. Ich kante mein Kanu an, so geht es leichter. Bald habe ich die erste Strömungsstrecke hinter mich gebracht, kann mich wieder ein wenig umschauen. Links auf der Wiese stehen einige Kanadagänse, eine Graugans ist auch dabei. Im Schilf huscht ein Vogel, der kräftig gezeichnet ist und die Größe zwischen Drossel und Sperling hat. Ich kann ihn nicht bestimmen, da ich ihn nur kurz zu sehen bekomme.
Es folgt das nächste Stück Gefälle, ich kurve gekonnt um ein paar umgestürzte Erlen herum, was recht mühsam ist. An der Halbinsel "Stumpfes Eck" stehen bereits meine beiden Wanderer, ich lege an und geselle mich zu den beiden. Wir genießen zusammen heißen Tee und knabbern ein paar Vollkornkekse mit Schoko. Die beiden berichten von einem Zaunkönigpärchen, das sie beobachtet haben. Auf der Halbinsel hören wir Kleiber und auch einen Buntspecht. Die Schwentine gluckst um diese schöne Halbinsel herum, sonst hört man nichts.
Einmündung des Altarms
Nach unserer Pause wollen wir eigentlich wieder zum Auto, aber ich kann es nicht lassen, doch noch ein kurzes Stück die Schwentine aufwärts zu paddeln. Es ist sehr mühsam, aber ich werde reich belohnt durch einen tollen Eindruck dieser schönsten Stelle an der gesamten Schwentine. Jetzt im Winter ist er doppelt schön. Ein paar hundert Meter paddle ich noch aufwärts, dann folge ich doch der Strömung und lasse mich abwärts treiben, immer flott um die umgestürzten Erlen herum kurvend.
An der nächsten Biegung kommt mir eine Gruppe Paddler mit Reisegepäck entgegen, wir halten kurzen Smalltalk, sie sind von Kiel aufwärts gepaddelt. Eigentlich sind sie am Steinhuder Meer zu Hause. Das Stück Rosensee paddle ich jetzt etwas flotter, wobei ich einen Graureiher über mir fliegend beobachte und bald auch meine beiden Mitausflügler im Wald ausmachen kann. Dann erreiche ich die Einsetzstelle, wo ich bereits von Gundula erwartet werde. Wir verstauen alles im und auf dem Auto und bringen Kanu und Ausrüstung zum Bootshaus zurück. Bald sind wir wieder zu Hause, wo wir uns erstmal bekochen und danach ordentlich abhängen. Ich bin sehr glücklich, diese schöne Kanutour unternommen zu haben: meine Lebensgeister beginnen zu steigen, noch bevor der Winter sich endgültig verabschiedet hat.
Geschrieben in Kanutagebuch (2013)