Auf der Trave am 7. Mai
Geschrieben am 08.05.2013 in Kanutagebuch (2013) — Trave (Geändert am 05.07.2017)
Wir fahren nach Warderbrück, um an der dortigen Einsetzstelle in die Trave mit unserem Kanu einzusetzen. Es ist sonniges Wetter angesagt mit kräftigem Wind, abends Regen. Zum Glück entpuppt sich der Wind als Rückenwind. An der Einsetzstelle singt eine Dorngrasmücke, die Bäume und Büsche sind bereits ziemlich belaubt.
Schellenten auf der Trave
Der Wasserstand der Trave ist laut dem Pegel gerade noch im grünen Bereich. Bald sitzen wir im Kanu, Strömung und Wind drückt uns flott vorwärts. Einige Schellenten fliegen auf, im Gebüsch und im Reet singen verschiedene Vögel: wir können Rohrammer, Weidenmeisen/Sumpfmeisen, Singdrosseln und Bachstelzen unterscheiden. Es blühen bereits die Gundelrebe und die Taubnessel und erfreuen uns mit ihrem schönen taubenblauen Blüten. Auch Weißdorn und wilde Kirschen stehen in voller Blüte.
Bachstelze
Der hohe Wasserstand im Winter zeichnet sich noch durch das viele trockene Kraut ab, das in etwa einem Meter Höhe in den umgestürzten Gehölzen hängen geblieben ist. Das neue Reet hat bereits mehr als 20 cm Höhe erreicht, an den Uferböschungen, die hier recht hoch sind, blühen die ersten Sauergräser (Ried). Unter der Wasseroberfläche können wir bereits die Schwaden des "Flutenden Hahnenfuß" entdecken. Der Flussgrund ist sandig, das Wasser recht klar.
Rohrammer an der Trave
An einer Stelle, wo wir eine kleine Pause einlegen wollen, schrecken wir einen Rehbock auf, der sich lauthals beklagt. Ein zweites ist auch noch dort, und wir machen unsere Pause woanders.
Sandschwalbe und Rauchschwalbe
Als wir kurz vor der Straßenbrücke in Groß Rönnau ankommen, fliegt am linken Ufer ein Eisvogel auf. Ein Junge lässt dort ein ferngesteuertes Boot fahren, der Eisvogel muss direkt vor ihm vorbei geflogen sein. Die Ufer in Groß Rönnau sind jetzt schöner als vor ein paar Jahren, als wir das letzte Mal hier gepaddelt sind: fast kein Müll, kaum Gartenabfälle wurden am Ufer entsorgt. Stattdessen blühen viele Sträucher wie Forsythien und Weißdorn.
Gundelrebe
An einem der letzten Grundstücke treffen wir eine Bekannte und halten einen Plausch von Grundstück zu Kanu. Als wir weiter fahren, sehen wir unseren zweiten Eisvogel. Die Trave hat hier mehr Steine am Grund und mehr Barrieren vom Flutenden Hahnenfuß. Wir kurven durch Weidengebüsch, das bisweilen sehr dicht ist. Es gibt meist hohe Ufer, links Wald und rechts Wiesen. Der Farn am linken Ufer beginnt gerade auszuschlagen. Ein Rotmilan zeigt sich, später noch ein Mäusebussard. Da es leicht zu regnen beginnt, aktiviere ich unseren Anglerschirm.
kleine Paddelpause
Wir vernehmen Menschenstimmen, hier liegt ein Wanderweg direkt an der Trave, eine Holzbrücke aus zwei massiven Leimbindern führt nach Hamdorf. Aus der Wurzelscheibe einer umgestürzten Weide fliegt ein Eisvogel, für einen Fototermin hat er keine Zeit. Auf einem Stacheldraht sitzen Schwalben, wir sehen Rauchschwalben und es ist eine Sandschwalbe (Uferschwalbe) bei ihnen. Sie sieht aus, als hätte sie soeben gebadet. An manchen Schwemminseln suchen Bachstelzen nach Futter, Rohrammern tun es ihnen nach. Es gibt auffallend viele Singdrosseln, die ihre engagierten, sehr eindrucksvollen Gesänge durch das Travetal schallen lassen. Hatten wir bisher meistens links Wald und rechts Wiesen, so ändert sich die Landschaft hier: jetzt liegt auf beiden Ufern Wald.
Schlüsselblumen an der Trave
Wir finden hier viele Schlüsselblumen vor, und es blühen auch Waldsauerklee und Buschwindröschen. Der Huflattich ist meist ausgeblüht. Dann erkennen wir in der Ferne die Fußgängerbrücke, die vom Wanderweg am Ihlsee in Bad Segeberg nach Schackendorf führt.
Trave nahe Hamdorf
Das Travetal ist hier breiter, große Buchen, Eichen und Ahornbäume erfreuen das Auge und Gemüt, und die vielen laut widerhallenden Vogelstimmen zeugen von einer großen Artenvielfalt an Singvögeln. Als wir unter der Brücke hindurch paddeln, läuft links am Steg eine Gebirgsstelze. Wir sind so fasziniert, dass wir unachtsam über ein paar große Steine schrappen, die unter der Brücke liegen. Als wir am Holzsteg anlegen, ist es etwa 16:45 Uhr.
Einsetzstelle Schackendorf
Wir packen alles aus und ziehen unser Holzkanu über eine Holzkante die Böschung hoch. Ich bereite das Klappfahrrad vor, packe ein paar Sachen und will schon los. Beim Check stelle ich fest, dass ich meinen Autoschlüssel noch nicht dabei habe. Hm. Ich bin wohl doch schon ein wenig müde.
Über die Wanderwege fahre ich bis Groß Rönnau und von dort über eine Kreisstraße weiter. Der Wind bremst dabei mächtig. Als ich ziemlich durchgeschwitzt beim Auto in Warderbrück ankomme, ist es 17:32 Uhr. Gegen 17:55 Uhr bin ich dann wieder bei Alexander und Gundula. Mit dem Bootswagen fahren wir Kanu und Ausrüstung bis zum Parkplatz beim Sportplatz in Schackendorf. Als wir zuhause sind, sind wir alle drei eigentlich bettreif. Unsere Kraft langt noch gerade eben, Fotos herunter zu laden und anzuschauen. Wir sind müde aber glücklich und freuen uns schon auf die Fortsetzung unserer Travetour.
Geschrieben in Kanutagebuch (2013)