Kanureise auf der Peene 2013
Geschrieben am 09.07.2013 in Kanutagebuch (2013) , Kanureisen (2013) — Biber, Fischotter, Peene (Geändert am 13.09.2017)
Teil 1 von 1 in der Serie Anfang Juli auf der Peene
Alex, Gundula und ich haben 8 Tage Zeit für Outdoor-Unternehmungen. Diese möchten wir für eine ausgiebige Kautour auf der Peene und etwas Landgang nutzen.
Am Sonntag Mittag den 30. Juni starten wir in Kiel und sind ein paar Stunden später in Verchen Aalbude eingetroffen. Für Nicht-Eingeweihte: Aalbude ist ein beliebter Wasserwanderrastplatz und liegt dort, wo die Peene aus dem Kummerower See fließt. Wir bauen unser Zelt auf, es ist das einzige für diese Nacht in Aalbude. Dabei werden wir von einem Seeadler begrüßt, und zwei Schwarzspechte fliegen über der Peene hin und her. Was für ein Geschenk sogleich am Anfang! Es fängt etwas zu regnen an, da es warm ist, stört das nicht weiter. Auch unsere Nacht ist ruhig und bald wieder sternenklar.
Montag, den 1.7.2013
Am kommenden Morgen bringe ich unser Auto nach Demmin und fahre mit dem Hafenmeister wie abends zuvor verabredet wieder nach Aalbude. Insofern können wir recht früh starten. Vorher gibt es noch ein paar Brötchen, die ich aus Demmin mitgebracht habe. Unser erstes Ziel ist Trittelwitz. Die Fahrt dorthin verläuft sehr ruhig, kaum ein Motorboot kommt vorbei und auch sonst ist es nur sonnig und fast windstill. Wir schauen den im Schilf turnenden Rohrsängern zu, erfreuen uns am Gesang der vielen Rohrammern und genießen ansonsten die Ruhe. Vor km 18 sehen wir einen richtig großen Vogel hoch auf einem dicken Ast einer kahlen Birke sitzen: tatsächlich ist dort ein Seeadler. Es ist ein Erwachsener, Kopf und Stoß sind ganz weiß. Er bleibt auf seinem Ansitz ruhig sitzen, bis wir nur noch wenig mehr als 50 Meter von ihm entfernt sind: er fliegt auf, und wir sehen ihn in einiger Distanz auf einem Baum am Ufer eines Peenealtarms landen.
Peene nahe Demmin: hier fließt die Peene an der Vorwerker Schweiz vorbei, wo das Ufer besonders zerklüftet ist und wo es viele Nebengewässer gibt.
In der Nähe des Abzweigs des Darguner Kanals hören wir ein Schnarchen im Schilf: es werden wieder die beiden Biber sein, wir haben sie auf unserer Pfingsttour bereits gehört. Zwischen uns und den schlafenden Bibern stehen nur einige Schilfhalme, vielleicht ein Meter.
Der Himmel ist blau und erfreut uns mit bestem Sonnenschein. Am linken Ufer erkennen wir den Himmelfahrtsberg bei Upost, eine sandiger Hügel. Wenn man drauf steht, kann man das gesamte Peenetal überblicken. Am Peeneufer blüht der erste Blutweiderich, und sogar einige Weidenröschen kündigen vom baldigen Hochsommer. Auch wenn wir noch so langsam paddeln, erreichen wir trotzdem bald den Wasserwanderrastplatz Trittelwitz.
Wir legen hier eine ausgiebige Frühstückspause ein und genießen die schöne Natur von Land aus. Eine kleine Ringelnatter sonnt sich auf einem Bootssteg. Eine Bekassine lässt sich hören, ihr lautes "Tock-Tick" ist uns sehr vertraut und weit zu hören. Als sie dann auch noch die Himmelsziege gibt, können wir sie sogar erblicken: das scheinbare Gemecker verursacht sie mit ihren Schwanzfedern, während sie sich aus großer Höhe herabstürzt.
Während unserer Pause sind wir ohne menschliche Gesellschaft. Nach ausgiebigem Essen und Abhängen begeben wir uns doch wieder in unser Kanu und paddeln ganz langsam wieder in Richtung Demmin. Eine Weile begleitet uns ein Rotmilan, immer wieder zieht er seine engen Kreise in niedriger Höhe und scheint uns genau zu beobachten. Ab und zu kommt auch eine Flussseeschwalbe vorbei geflogen, wobei sie heiser krächzt.
Flussuferläufer Foto: Alexander Clausen
Bei km 25 können wir einen Flussuferläufer beobachten, typischerweise läuft er kleine Spülsäume am Ufer ab, sucht Kleintiere, Bachkrebse etc. Beide Peeneufer sind hier besonders aufgelockert, es gibt viele Altarme und auch Torfstiche. Hineinpaddeln dürfen wir nicht, da wir uns in einem Naturschutzgebiet befinden. Links von uns liegt das Devener Holz, dort geht Auenwald in Trockenwald über. Rechts liegen die Torfstiche von Klenz und Lindenfelde, dahinter die "Vorwerker Schweiz". So abwechslungsreich geht es mit unserer Paddeltour weiter bis Demmin, während der Himmel Grüße vom kommenden Gewitter sendet: es bilden sich immer mehr Quellwolkengebirge, oftmals verdunkeln sie bereits die Sonne.
Wir paddeln an der Tollensemündung vorbei und sehen rechts gerade noch die Ruine vom "Haus Demmin", einer ehemaligen Burganlage. Dann laufen wir auch schon links in den Altarm hinein, in dem der Segelhafen beheimatet ist: dieser betreibt auch den öffentlichen Wasserwanderrastplatz, der für heute unser Domizil sein soll.
Es stehen bereits etliche Zelte auf dem Platz, und auch wir bauen unser Zelt dazu. Während wir Essen kochen, brauen sich immer mehr Gewitterwolken zusammen. Wir essen unter einer überdachten Sitzgruppe und erwarten Sturm und Gewitter. Das lässt auf sich warten, kommt dann einfach nicht. Wir unternehmen noch eine kleine Wanderung entlang des Talrandwanderweges an der Peene. Dabei fotografieren wir Schmetterlinge, verschiedene Singvögel wie Gartenrotschwanz oder Rotrückenwürger und Schlagschwirl. Es gibt unterwegs dann doch noch ein Gewitter mit einem Regenguss der schwächeren Art. Wir bewegen uns langsam in Richtung Zelt, machen uns bettfein und lassen den Tag im Schlafsack ausklingen.
Dienstag, 2.7.2013
Mitten in der Nacht fängt es zu regnen an, zuerst wenig, dann immer kräftiger, bis es zu wolkenbruchartigen Güssen kommt. Unser Zelt hält dicht, aber andere haben weniger Glück: es sind Schlafsäcke nass geworden, noch bevor es Morgen ist, wird es recht unruhig auf dem Wasserwanderrastplatz.
WWR Demmin
Wir schlafen wieder ein. Als wir ausgeschlafen haben, frühstücken wir und bauen ab. Dann fahre ich unser Auto nach Sophienhof zum Wasserwanderrastplatz und mit dem Fahrrad nach Demmin zurück. Wir starten dann bald unsere Kanutour, und während wir den großen Bogen der Peene um Demmin herum paddeln, klart der Himmel ein wenig auf. Bei km 34 treffen wir zuerst einen Fischadler, dann noch geich einen Seeadler hinterher. Auch dort liegen viele Torfstiche, ein wahres Eldorado für Adler und Co. Auch an einigen Eisvogel-Niströhren kommen wir vorbei, aber außer dass wir einmal kurz einen Eisvogel rufen hören, glänzen sie mit Abwesenheit.
Der Wasserwanderrastplatz Pensin lädt uns zum Pausieren ein, wir verspeisen dort unsere mitgebrachten belegten Brötchen und trinken unseren Tee. Der Platz ist recht belebt, teils von der dörflichen Bevölkerung. Das ist erfreulich, zumal die Leute ruhig und freundlich sind. Als wir weiter paddeln, treffen wir auf eine Rauchschwalbenfamilie, etwa 7-8 Schwalben sitzen in einer kleinen Weide direkt am Ufer herum. Solch unfertige Vögel wirken immer wieder belustigend auf ihre Betrachter!
In Zeitlow legen wir auf dem dortigen offiziellen Pausenplatz unsere nächste Rast ein, wir wollen uns ja nicht hetzen, haben Zeit genug. Als wir auf Loitz zu paddeln, wird gerade die neue Klappbrücke gehoben. Im dortigen Hafen legen wir an, essen ein Eis und halten ein Schwätzchen mit dem dortigen Natur- und Landschaftsführer und Kanuvermieter Michael Woitacha. Er hat so manch guten Tipp für uns parat.
WWR Sophienhof
Bis zu unserem Ziel, dem Wasserwanderrastplatz Sophienhof, haben wir nur noch 4 km zu paddeln, und obwohl wir wenigstens in jeden Torfstich hinein geschaut haben, wenn wir schon nicht hinein paddeln dürfen, sind wir bald dort angekommen. An einer kleinen Brücke entdeckt Alex im Schilf eine Rohrsängerfamilie, es sind drei Kleine und die beiden Eltern. Alex ist erstmal beschäftigt.
junge Rohrsänger, Foto: Alexander Clausen
Während Gundula alles aufbaut, fahre ich mit dem Auto nach Demmin, um mein Fahrrad dort beim Segelclub "Blau-Weiss" am Wasserwanderrastplatz abzuholen. Es trudeln noch andere Paddler ein, wir kommen mit zwei Pärchen aus Sachsen ins Gespräch. Das dauert an, so früh kommen wir heute nicht in den Schlafsack.
Mittwoch, den 3.7.2013
Die Nacht war sehr ruhig, insofern liegt es nahe, dass wir länger geschlafen haben als gewohnt. Wir besorgen uns Wasser aus einem Automaten. Alex holt die gestern bestellten Brötchen aus dem "Dorfladen Sophienhof" ab. Nach unserer Morgenroutine fahre ich das Auto zu unserem nächsten Ziel: wir wollen die kommenden Nächte in der Villa Eden in Gützkow verbringen. Gundula und Alex fahren schon mal los, mit dem Fahrrad bin ich knapp eine Stunde später in Alt Plestlin (etwa 4 km die Peene abwärts). Dort steige ich ins Kanu und wir setzen unsere Fahrt gemeinsam fort. Meine beiden Mitfahrer berichten, dass sie von einigen Kranichen überflogen wurden.
Bei km 53 sehen wir zwei Rotmilane, die sich umkreisen. Ob es ein Pärchen ist, können wir nicht entscheiden. Die Sonne scheint durch ihr Gefieder, es sieht rot und bunt aus, ganz toll! Es ist immer wieder eine Freude, diesen schönen Greifvögeln beim Segeln oder Jagen zuzuschauen.
Wir erfreuen uns an den stark zerklüfteten Ufern der Peene, die Erlenwurzeln am Uferrand des Auenwaldes schauen oft freihängend über das Wasser. In kleinen Buchten blühen die gelben Teichrosen und die weißen Seerosen. Von den letzteren entdecken wir auch eine kleinere Art, die wir bislang noch nie gesehen hatten. Auf einer Sumpfpflanze sitzt ein roter Schmetterling mit schwarzen Linien. Er hat stark zerfranste Außenlinien. Als er sich zusammenfaltet, entdecken wir an seinen Unterseiten ein "C". Der Falter heißt tatsächlich "C-Falter"!
Fischadler mit Zweig - Foto: Alexander Clausen
Kurze Zeit später zieht von links ein Graureiher in niedriger Höhe zum rechten Ufer. Als er uns gerade kreuzen würde, bemerkt er uns und schlägt einen abrupten Haken in der Luft! Zuerst legt er eine Vollbremsung hin, dann macht er fast eine Rolle in der Luft, bis er den entgegen der ursprünglich geplanten Route liegenden Kurs erreicht hat. Es ist schon unglaublich, wie manövrierfähig solch ein großer Vogel ist! Aber dann kommt eine dicke Überraschung: ein Fischadler fliegt direkt auf die Spitze einer vertrockneten Erle zu, greift sich die Spitze und fliegt mit ihr davon! Wir beobachten ihn dabei, wie er dieses Stückchen Holz zu einem großen Gittermast trägt und es dort "einbaut"! Dort soll wohl sein neuer Horst entstehen, oder er übt schon mal für die Zukunft. Einfach toll, so etwas erleben zu dürfen!
Hinter km 57 finden wir einige Wasserpflanzen, die wir nicht zu kennen glauben: einzelne Halme, dazu merkwürdig kugelige Blüten, die fast silbrig aussehen! Was könnte das wohl sein? Als wir ganz nahe dran sind, erkennen wir den "Aufrechten Igelkolben". Diese findet man oft am Schilfrand und selten in einer Bucht einzeln wachsen. Es gibt immer wieder die tollsten Überraschungen, wenn man genau hinschaut!
Als das Ufer wieder aus Röhrricht besteht, sehen und hören wir wieder die Rohrammern. Auch Schilf- und Teich - oder Sumpfrohrsänger sind allgegenwärtig. Ab und zu sehen wir auf niedrigen, kahlen Gehölzen einen Rotrückenwürger (Neuntöter) sitzen. Mancher von ihnen hat Futter im Schnabel und lockt mit charakteristischen "Check! Check!" sein Junges. Seinen Schwanz bewegt er dabei oft seitwärts schlagend.
Es gibt im gesamten Verlauf der Peene verschiedene offizielle Pausenplätze, von der Naturparkverwaltung ausgewiesen und beschildert. An diesem Abschnitt fehlen einige Schilder, wie wurden angesägt und abgeknickt. Wer hat hier denn ein Interesse daran, dass keine Paddler rasten? Einige Menschen können recht primitiv sein.
Der Tag schreitet fort, unsere Energien schwinden mehr und mehr. Östliche Winde lassen den Lärm der A20 von Jarmen zu uns herüberschallen, lange bevor sie in Sicht ist. Der Wind kommt also von vorne, das strengt uns schon ordentlich an. Gerade, als wir uns darüber grämen wollen, entdecke ich etwa 50 Metern entfernt einen Kopf, der sich schnell durch das Wasser der Peene bewegt und ab und an abtaucht. Nach der Art, sich zu bewegen, kann es nur ein Fischotter sein. Dieser umrundet uns, bleibt dabei immer auf etwa 50 Metern Abstand. Unter Wasser bewegt er sich ebenso schnell vorwärts wie über. Einerseits freuen wir uns über diesen "Paddelkollegen", andererseits sind wir ein wenig enttäuscht, dass er so weit entfernt von uns war.
Fischotter, Foto: Alexander Clausen
Wir verfallen wieder in unseren Paddelrhytmus, da entdecke ich links von unserem Holzkanu ein weiteres Säugetier, dass sich ebenfalls als Fischotter entpuppt. Er schwimmt und taucht direkt am Schilfrand entlang, und wir sind von ihm immer nur etwa 4-6 Meter entfernt. Natürlich sind wir vollkommen aufgeregt, so eine Begegnung ist nicht alltäglich! Gewöhnlich lassen sich Otter 2-3 Sekunden beobachten, bevor sie entweder abtauchen oder im Schilf verschwinden. Dieses Exemplar erweist sich allerdings als entspannt: er bleibt einfach neben uns, taucht unter, kommt wieder hervor. Das geht etwa 5-6 km/h schnell, gerade so, wie wir paddeln. Er ignoriert uns komplett für längere Zeit. Auf unseren Fotos können wir später ablesen, dass er etwa 2 Minuten neben uns war! Am Ende dreht er sich sogar mal zu uns um, bevor wir ihn aus den Augen verlieren.
Für den Rest unserer Paddeltour haben wir jetzt genügend Energie. Auch der Krach unter der Autobahn macht uns kaum noch etwas aus. So genießen wir unsere letzten 7 Kilometer bis Gützkow noch recht gut, obwohl der Gegenwind "gefühlt" noch zunimmt. Es gibt immerhin noch viele kleine Schönheiten zu entdecken. Das Wetter hält sich noch, obwohl es sehr nach Gewitter aussieht. Wir erreichen die "Villa Edden", bauen unsere Zelte auf. Kaum sind wir damit fertig, gibt es einen kräftigen Regenguss, allerdings ohne Gewitter.
Outdoorküche Villa Eden
Bei Villa Eden gibt es viel zu erzählen, wir tauschen uns mit den Betreibern und anderen Mitbewohnern aus. Dabei hören wir den Rufen einer Bekassine zu, die regelmäßig ihre Runden fliegt. Wir lauschen dem Gesang eines Pirols und schauen einem Spatzenpärchen zu, das fleißig seine Jungen versorgt. Deren Nest liegt auf einem auskragenden Balkenkopf unter dem Dachfirst des schönen alten Fachwerkhauses "Villa Eden".
In der berühmten Outdoorküche der Villa Eden kochen wir uns leckeren Nudeleintopf mit Kohlrabi und Möhren, draußen schmeckt es noch einmal so gut. Da wir aber von 21 km (teils mit Gegenwind) recht geschafft sind, liegen wir doch schon im Schlafsack, bevor es ganz dunkel ist.
Donnerstag, den 4.7. 2013
Peenewiesen bei Gützkow: wir wandern auf dem Talrandwanderweg im Peenetal
Heute wollen wir ein Stück den Talrandwanderweg von Gützkow in Richtung Lüssow wandern. Uns lockt die Kombination aus Trockenrasenvegetation und Feuchtwiesen, die allmählich in den für das Peenetal typischen Auen- und Bruchwald übergehen. Er führt direkt hinter dem Grundstück der Villa Eden vorbei, und mit Proviant, Getränken, Kameras und Ferngläsern machen wir uns auf den Weg. Wir erfreuen uns an dem abwechslungsreichen Ausblicken über das Peenetal, den schönen Pflanzen, den Schmetterlingen und Neuntötern.
junger Erlenzeisig bettelt Neuntöterjunges an Foto Alexander Clausen
Wir beobachten, wie ein junger Erlenzeisig einen ebenfalls jungen Neuntöter um Futter anbettelt, wie Schwarzkehlchen ihre Jungen füttern und immer wieder Bekassinen. Zum Schluss sind es sogar 4 Bekassinen, die sich anscheinend in Rundflügen üben. Da man sie sonst im frühen Jahr höchstens zu zweit sieht, nehmen wir an, es sind junge beim weiterführenden Flugseminar. Sie begleiten uns über mehrere Kilometer.
Wir haben wieder einen warmen Tag, und der Himmel weiß nicht so recht, ob er ein wenig Regen ablassen soll oder nicht. Es kommt aber nicht zu erheblichen Niederschlägen, obwohl es oft danach aussieht. Wieder am Wasserwanderrastplatz Villa Eden angekommen, entscheiden wir, eine weitere Nacht dort zu verbringen, wenn am Freitag die restlichen Peeneabschnitte bis Anklam gepaddelt sind. Der Betreiber von Villa Eden beschafft mir eine Mitfahrgegelegenheit, so dass ich am nächsten Morgen das Auto gemütlich nach Anklam organisieren kann.
Freitag, 5.7.2013
kleiner Hafen Menzlin: Wasserwanderrastplatz bei der Kanustation Menzlin am Alten Lager
Ganz früh fahre ich nach Anklam zur dortigen Kanustation und lasse mich nach Gützkow zurück fahren. Wir erledigen noch etwas in Gützkow, dann starten wir den letzten Abschnitt unserer Kanutour auf der Peene. Etwa um 11:45 Uhr verlassen wir Gützkow in gemütlichen Paddeltempo. Der Wind kommt jetzt wieder aus westlichen Richtungen, wie es sich gehört. Gegen 13:00 Uhr erreichen wir Stolpe und legen auf dem Rastplatz gegenüber dem Hafen eine ausgedehnte Pause mit zweitem Frühstück ein. Kurz nach 16:00 Uhr sind wir dann in Menzlin am dortigen Hafen bei der Kanustation und lassen uns ein Eis schmecken. Ein Besuch des "Alten Lagers" tut immer wieder gut. Dabei können wir die Flussseeschwalben und Trauerseeschwalben gut beobachten, die im dauerüberfluteten Polder Menzlin nach Fischen jagen.
Als wir unsere Kanutour in Richtung Anklam fortsetzen, treffen wir noch einige Male verschiedene Seeschwalben, die zwischen dem Polder Menzlin und dem gegenüber liegenden, ebenfalls überfluteten Polder Anklam-Görke pendeln. Dort entdecken wir auch einen Seeadler, der auf einer trockenen Birke sitzt. Da ich dort bereits mehrmals Seeadler gesehen habe, könnte ich den Baum als ihren Stammplatz betrachten.
Frohen Mutes paddeln wir weiter, Anklam ist längst in Sicht. Bald paddeln wir am Anglerverein vorbei, passieren den Wasserwanderrastplatz sowie die beiden Brücken, bevor wir dann gegen 18:00 Uhr unser Ziel erreichen. Am Steg der Kanustation Anklam werden wir bereits erwartet, es gibt noch einige nette Gespräche mit den Betreibern, bevor wir unsere Ausrüstung zu unserem Auto bringen und verladen. Die 25 Straßenkilometer nach Gützkow sind schnell zurück gefahren.
Samstag, 6.7.2013
Anklamer Stadtbruch
Morgens erledigen wir noch wichtige Post in Anklam und machen uns dann auf den Weg zum Anklamer Stadtbruch: dieses 2000 ha große Naturschutzgebiet wollen wir heute erwandern. Als Startpunkt soll uns der Parkplatz nahe Rosenhagen dienen. Dort angekommen, essen wir erstmal unser zweites Frühstück in einer kleinen Schutzhütte, da die Sonne mächtig strahlt. Dabei schauen wir mehreren Seeadlern zu, die auf trockenen Bäumen sitzen. Es fliegen auch jagende Seeschwalben umher, wahrscheinlich Trauerseeschwalben. Dann wird unsere Aufmerksamkeit komplett von einem Fischadler gefangen: mehr als 10 Minuten dreht er seine Runden und versucht immer wieder, aus dem weitgehend überfluteten Moorgebiet einen Fisch zu erbeuten. Endlich gelingt es ihm, und er zieht mit seiner Beute in Richtung Bugewitz ab.
Blindschleiche
Nachdem wir unsere Rucksäcke gepackt haben, wandern wir gemächlich in ordentlicher Hitze an der Rosenhägener Beek (einem breiten Entwässerungsgraben) entlang, bis wir den alten Bahndamm kreuzen. Dieser bietet zum Glück etwas Halbschatten, liegt erhöht und gestattet einen ordentlichen Überblick auf die beiden überflutenden Moore, die rechts und links von uns liegen. Links horsten tausende von Kormoranen, ihre fast flüggen Jungen sitzen teilweise bereits auf den kahlen Ästen der toten Birken und Erlen. Ab und zu überfliegt ein Seeadler die Szenerie, dann erhebt sich großes Protestgeschrei der Kormorane. Noch nie war ich einem derartigen Schauspiel so nahe: bis zu den ersten Horsten sind es kaum 50 Meter!
Der rechte Polder ist nicht weniger interessant: wir sehen auch hier Seeadler, einen Eisvogel und immer Fraßspuren von Bibern. Als ich mich irgendwann einmal umdrehe, entdecke ich einen Fuchs in etwa 100 Metern Entfernung auf dem Bahndamm: er wartet, dass wir verschwinden, damit er seine Jagd beginnen oder fortsetzen kann. Wir verdrücken uns in die seitlichen Büsche, damit er uns nicht mehr sehen kann und hoffen, dass er näher kommt. Er schafft es, einen großen Bogen um uns zu laufen, ohne dass wir es wahrnehmen können: wir sehen ihn nämlich bald in der anderen Richtung viel weiter vor uns. Ein paar Fotos aus der Entfernung, dann lassen wir es gut sein.
Nach einigen Stunden drehen wir um und treten unsere Rücktour an. Es ist nun nicht mehr ganz so heiß, und wieder schauen wir einem Fischadler beim Jagen zu. Es gibt auch sehr viele Graureiher, Kraniche erfreuen uns mit ihren Rufen aus der Ferne. Geschafft, aber glücklich sind wir nach einer schönen Wanderung wieder bei unserem Auto. Unser Ziel ist diesmal etwas weiter weg: wir wollen nach Kummerow fahren und dort am Kummerower See den Sonntag verbringen, bevor wir wieder nach Kiel zurück fahren. Dort kommen wir nach mehr als einer Stunde Fahrzeit an und treffen auf einen netten kleinen Hafen, wo es ein paar Wohnmobile, einige Yachten und Zelte gibt. Wir kochen und essen in der letzten Sonne, die bald hinter dem Kummerower See untergeht.
Sonntag, 7.7.2013
Heute sind wir früh auf den Beinen, frühstücken ordentlich und sitzen bald in unserem Holzkanu: der Kummerower See ist fast vollkommen glatt, und wir wollen uns das seltene Vergnügen nicht nehmen lassen, ihn kreuz und quer zu befahren, jedenfalls auf diesem Abschnitt.
Kummerower See
Am Himmel sind nur ein paar sehr kleine Wölkchen zu sehen, und auch Motorboote fahren jetzt am frühen Vormittag nur wenige umher. Mit Freuden paddeln wir zunächst über den See hinüber zum Hafen Salem. Die 2 Kilometer sind bei derartigem Wetter schnell geschafft, obwohl wir mitten auf dem Kummerower See eine gepflegte Pause einlegen. Im Hafen von Salem ist ein wenig Betrieb, wir vertreten uns ein wenig die Beine, bevor wir wieder in unser Kanu steigen und in Richtung Hafen Gorschendorf paddeln.
Die 4 Kilometer bis Kummerow paddeln wir im Bogen des südwestlichen Sees, dann sind wir bald wieder am Wasserwanderrastplatz Kummerow angelangt. Bald ist alles eingeladen und wir starten. Auf unserem Weg nach Kiel wollen wir noch einige Kanu-Einsetzstellen fotografieren, aber wir lassen uns viel Zeit, kochen sogar noch unterwegs.
Volle 8 Tage Peene-Urlaub liegen hinter uns, und sie fühlen sich an wie ein mehrwöchiger Urlaub. Wir haben Neues kennen gelernt, und wir haben gute Kontakte aufgefrischt. Vor allem haben wir die pralle Natur im Peenetal genossen: so etwas ist in Deutschland einmalig, davon sind wir überzeugt. Es wird nicht lange dauern, bis wir wieder dort sein werden.
Anmerkung: für die Planung zu Hause sowie die Orientierung unterwegs benutzen wir die Gewässerkarte Jübermann Tourenatlas TA6
Anfang Juli auf der Peene
- Kanureise auf der Peene 2013