12. März Wintertour auf der Schwentine
Geschrieben am 12.03.2013 in Kanutagebuch (2013) — Schwentine, Winterpaddeln (Geändert am 05.07.2017)
Am Dienstag, den 12. März haben wir nach zwei Schneetagen endlich wieder blauen Himmel. Ich beschließe, eine kleine Paddeltour auf der Schwentine zu unternehmen. Also hole ich das Holzkanu und die Ausrüstung aus dem Bootshaus und fahre zum Kanuverein Klausdorf. Dort dauert es nicht lange, und mein Kanu liegt samt Ausrüstung auf dem Steg, der mit einer etwa 6 cm dicken Schneeschicht bedeckt ist.
Beherzt steige ich ins Kanu und paddle langsam die Schwentine aufwärts. Gleich zu Anfang liegt eine dünne lange Esche im Wasser, zum Glück kann ich drüber. Ich paddle an dem Grundstück vorbei, wo ich zu Anfang der 70er Jahre für 11 Jahre wohnte. Dort liegen auf einem Gestell viele Kajaks und ein paar Canadier. Die ersten Stockenten schwimmen vor mir, fliegen bald auf.
Gänsesäger-Pärchen auf der Schwentine
Die Strömung ist noch schwach, die Enten sind wieder auf dem Wasser und fliegen wieder auf. Ein Gänsesägerpärchen schwimmt links ganz in Ufernähe, es ist nur etwa 4 Meter von mir entfernt. Etwas nervös sind die beiden schon, lassen sich aber nicht wirklich von mir stören, als ich sie fotografiere.
Am linken Ufer liegt die Insel, ich höre einen Specht klopfen. Dort stehen sehr viele Erlen, unter ihnen auch manch alter Baum, der jetzt zur Balz auch einen guten Resonanzboden für die Stakkatos abgibt.
Schwentine bei Aubrook
Je weiter ich in die Natur komme, umso leiser wird es. Der Schnee scheint die Zivilisationsgeräusche zusätzlich zu dämmen. Ich paddle weiter an der Insel vorbei, das folgende linke Ufer ist von bizarren Schneeverwehungen umgestaltet worden. Leider sind diese nicht so schön weiß, da der Ostwind bei seinem heftigen Wehen über das große Feld auch Staub aus Erde mitgetragen hat. Eine Bewegung an den dortigen Wurzeln einer Esche entpuppt sich als Zaunkönig, der emsig wie eine Maus umher wuselt.
Schwentine bei Altmühlen
In der Sonne ist es angenehm, Wind ist kaum vorhanden. Ich höre einige gemischte Töne, die von Eichelhähern stammen könnten. Dann sehe ich auch zwei, auch sie scheinen zu balzen. Ein Mäusebussard fliegt auf, weitere Gänsesäger schwimmen ein Stückchen vor mir.
Anleger der Schwentinetalfahrt
Am Anleger der "Schwentinetalfahrt" also des Ausflugsbootes lege ich an. Da der Wasserstand der Schwentine frühlingshaft hoch ist, komme ich hier tatsächlich auf den Steg. Seit dem neuen Schneefall ist hier noch niemand gewesen, es gibt nicht einmal Tierspuren. Ganz überraschend höre ich ein metallisches Rufen. Ein Eisvogel gibt sich die Ehre, und dann sehe ich ihn auch schon pfeilschnell über das Wasser zischen. Er hat sich wohl gerade einen neuen Ansitz zum Jagen gesucht. Seit dem Herbst hatte ich keinen einzigen Eisvogel mehr gesehen!
Schwentine Wildnis bei Klausdorf
Ich vertrete mir ein wenig meine Beine, klettere auch einen kleinen Hang hoch. Es sind kaum Singvögel in den Baumwipfeln, nur ganz entfernt höre ich einen Buchfinkenmann laut singen. Bald klettere ich wieder in mein Kanu und freue mich darauf, mich ganz langsam mit der Strömung vorwärts bewegen zu lassen. Bald sehe ich ein Schellentenpärchen, es ist ungewohnt ruhig und läßt mich recht nahe an sich heran, ohne wegzufliegen. Ein kleiner Vogel quert die Schwentine: am langen Schwanz und dem Rufen erkenne ich die erste Bachstelze! die hatte sich ihr Debüt hier wohl anders vorgestellt als im Schnee.
Nahe der Schwentineinsel schwimmt ein Wasservogel zum anderen Ufer hinüber, dessen Silhouette mir nur allzu bekannt ist: ein Zwergtaucher gibt sich die Ehre! Ohne Eile erreicht er das Ufer, wo er dann auf gewohnte Weise abtaucht und nicht mehr zu sehen ist, solange ich auch nach ihm Ausschau halte. Etliche Spechte klopfen und rufen, ich bin in einem richtigen Spechtwald.
Schwentine-Durchstich bei Gut Oppendorf
Ich entscheide mich, nun den rechten Arm der Schwentine zu paddeln. Das komplette Ufer wurde als Schneeverwehung ausgebildet. ist dabei sogar recht hoch. Ich bin dermaßen mit den bizarren Schneeformen beschäftigt, dass ich die beiden auffliegenden Graugänse erst bemerke, als sie fast über mir sind, und das in höchstens 4 Metern Höhe. Sie müssen am linken Ufer gewesen sein, das ich nicht abgescant habe. Auch hier sehe ich wieder einen kleinen Zaunkönig herumhuschen.
Ein Paddler kommt mir mit seinem Kajak entgegen, wir unterhalten uns kurz, bevor jeder weiter paddelt. Am Ende der Insel beschließe ich, noch nicht zum Auto zurück zu paddeln. Also lasse ich mich noch eine Weile in Richtung Kiel treiben. Auch hier ist es sehr still, und ich genieße die Sonne und die Ruhe. Als ich ein wenig ins träumen gerate, schreckt mich lauter Vogelalarm auf: ich erkenne einen Sperber, der eine Drossel jagt. Er schafft es nicht und ich sehe ihn noch eine Weile auf dem Ast einer Fichte sitzen. Kurze Zeit später versucht er es noch einmal, wieder ohne Erfolg. Ob es dieselbe Drossel war, weiß ich natürlich nicht.
Nebengewässer der Schwentine
Ich höre zwei Bussarde rufen, bald darauf sehe ich einen relativ kleinen braunen davon fliegen. Ein zweiter sitzt stolz auf einer hohen Erle, er ist ganz hell und er ruft ununterbrochen. Dann streift er ab, und er fliegt zu einer anderen Erle. Dort sitzt das kleine Bussardweibchen, er macht einen Paarungsversuch. Erfolg hat er damit aber nicht. So fliegt er zurück zu seinem alten Standort. Das Weibchen fliegt zu einem anderen Baum, bald kann ich es nicht mehr sehen.
Ich paddle noch eine Weile in Richtung Kiel, dann wende ich mein Kanu und paddle gegen leichte Strömung wieder zum Auto zurück. Vom Anlegesteg kann ich es komplett über den Schnee zum Auto ziehen. Als ich auf die Uhr schaue, kann ich nicht glauben, dass alles nur 2,5 Stunden gedauert haben soll. Voller Freude fahre ich wieder ins Büro, um meinen Arbeitstag fort zu setzen. Das Kanu bleibt gleich auf dem Autodach...!
Geschrieben in Kanutagebuch (2013)