Trave am 14. September
Geschrieben am 15.09.2013 in Kanutagebuch (2013) — Trave (Geändert am 05.07.2017)
Am Samstag, den 14. September setzen wir etwa 12:30 Uhr in Herrenmühle bei Schwissel (nahe Bad Segeberg) in die Trave. (Zum Zurückholen unseres Autos haben wir ein Fahrrad in Bad Oldesloe, unserem Zielort, ausgesetzt). Schon gleich haben wir Steinberührung, obwohl der Pegel "grün" anzeigt. (Das ganze folgende Stück bis zum Treppenwehr Sühlen bleibt die Trave flach, danach ist es meist besser). Das Wetter ist schön, ich messe über 21°C und es ist mehr sonnig als wolkig.
Trave nahe Travental
Immer wieder bleiben wir auf Sandbänken fast hängen, zumal diese auch meistens noch mit "Flutendem Hahnenfuß" bewachsen sind. Die Strömung ist flott, wir kommen gut vorwärts, müssen allerdings gut arbeiten, um die vielen Sandbänke und Steine zu umkurven. Büsche hängen über der Trave, es gibt auch einige umgestürzte Bäume, an denen wir aber immer irgendwie vorbei kommen.
Trave vor Dreggers
Noch im Bereich der Wiesen vor dem Örtchen Dreggers sehen wir auf einem niedrigen Pfahl einen Greifvogel, der sich beim Auffliegen als Bussard entpuppt. Er fliegt hoch hinauf, dabei gesellen sich bald zwei Kolkraben zu ihm. Sie segeln zusammen in der aufgewärmten Mittagsluft. Dann erscheint ein großer Greifvogel über ihnen, für einen Moment halten wir ihn für einen Seeadler. Es ist jedoch ebenfalls ein Bussard, allerdings ein ganzes Stückchen größer als der erste.
Umtragen bei der Kupfermühle: hier gibt es hohes Ufer mit Brennnesseln
Bisher schlängelte sich die Trave durch moorige Wiesen, jetzt paddeln wir durch einen schönen Abschnitt, wo die Trave eine Hügelkette durchbricht. Links grasen Kühe auf hügeligen Wiesen und zeitweise stehen dichte Gehölze am Ufer. Rechts ragt das bewaldete Ufer recht steil hinauf. Alte Buchen, Eichen und auch Weichgehölze bilden hier den Bewuchs. Es überrascht uns nicht, hier auch den für heute ersten Eisvogel zu entdecken. Er fliegt die kommenden paar hundert Meter ein paarmal von seinem Ansitz auf, bis er durch den Wald zu seinem Stammplatz zurück kehrt.
Steinige Angelegenheit bei Mühle Zettler (Kupfermühle): es gibt nur kleine Lücken, und die Kurve ist recht scharf. Große Steine und Büsche müssen umkurvt werden.
Wir sehen kurz darauf einen anderen Vogel auffliegen. Es ist ein Vertreter der Flussuferläufer, einer kleinen Limikolenart. Diese gehören bekanntlich zu unseren (fast) ständigen Begleitern. Er sucht sein Futter an seichten Spülsäumen, und diese Uferform kennzeichnet die Trave überall dort, wo es hügelig ist, wenn der Wasserstand niedrig genug ist so wie heute. Auch er fliegt auf und lässt sich ein paarmal wieder ein Stückchen vor uns nieder.
Trave Umtragestelle Kupfermühle
Hier kurz vor dem verfallenen Wehr der alten Kupfermühle Zettler nimmt die Zahl der Findlinge in der Trave wieder zu, und es sind in den vergangenen Jahren auch zusätzliche Querriegel verbaut worden, um das Wasser am zu schnellen Abfließen zu hindern. In der Ferne sehen wir schon einen gewissen Stau von Pflanzenmaterial, dort wird das ehemalige, nun verfallene Wehr sein. Rechts stehen in gewissen Abständen drei Schilder, die vor dem gefährlichen Absturz warnen. Tatsächlich liegen dort am alten Wehr Kupfermühle Betonbrocken und andere Bauwerksreste im Wasser herum, so dass niemand dort hinunter paddeln sollte.
alternativer Umtrageweg durch die Brennnesseln
Wir erreichen die Stelle zu aussetzen, es ist ein recht hohes Ufer. Ausrüstung und Kanu wird jetzt etwa 80 Meter durch das Gehölz getragen, dabei beobachten wir zwei sich offensichtlich streitende Eichelhäher. Unterhalb des Wehres pausieren wir, es gibt sogar eine Bank, auf der wir unsere morgens angefertigten Teigtaschen mit großem Genuss verzehren. Wir hören einen Bussardruf, den wir aber sofort als kopiert entlarven: es war einer der Eichelhäher, und sein lautes "Häh!" bestätigt unsere Vermutung. Eichelhäher ahmen gerne die Rufe anderer Vögel nach.
Treppenwehr bei Sühlen
Ich erkunde die Lage zum wieder Einsetzen: da der Wasserstand sehr niedrig ist, erweist sich der "normale" Weg als extrem steinig, und unser Kanu wird mit seinen 5,70 Metern Länge die sehr engen Kurven kaum meistern, ohne an einem der vielen Findlinge anzuecken. Also werde ich eine neue Umtragemöglichkeit ausprobieren: als ich einmal im Winter dort war, hatte ich eine Alternative gesehen. Man muss erstmal in das ehemalige Tosbecken einsetzen und es überqueren. Dann steigt man gegenüber aus und zieht sein Kanu etwa 30 Meter durch ein Feld mit zwei Meter hohen Brennnesseln. Hinter der Kurve kann man dann wieder einsetzen.
Schellente beim Start
Ich bahne mir durch Heruntertreten und mit dem Paddel schon mal einen Weg. Danach brennen meine Arme ein wenig. Mittlerweile hat es zu regnen begonnen, das schöne Wetter ist für heute vorbei. Ich bewege mich zurück zum Kanu, setze wieder ein und paddle zu Gundula und Alex ans andere Ufer. Wir beenden bald unsere Pause und beladen und besteigen wieder unser Kanu, um mit voller Ausrüstung über zu setzen. Da das Kanu nass ist, können wir es beladen über die umgeknickten Brennnesseln schieben und ziehen, bis wir es hinter der Kurve wieder in die Trave setzen. Das Ufer dort ist zwar flach, aber sehr steinig. Mit allen Tricks schaffen wir es trotzdem, abzulegen und uns mit der kräftigen Strömung mitreissen zu lassen, wobei wir unzähligen Steinen ausweichen müssen. Fotos können wir hierbei nicht machen.
Die steinige, flache Gefällestrecke hält noch ein paar hundert Meter an, dann rauscht es recht deutlich: das Treppenwehr Sühlen ist in Sicht. Vor dem Wehr steigen wir an einer Holzbohle aus, entfernen die größten Gepäckstücke aus dem Boot und treideln es die Treppen hinunter. Dabei benutzen wir zwei lange Seile. Damit das Kanu nicht an harten Bauteilen am Ufer (Eisenbolzen) verschrammt, halte ich es mit einem Paddel ein wenig auf Abstand. Unterhalb des Wehrs setzen wir wieder ein.
Von hier an hat die Trave zwar weniger Strömung, aber auch genug Wasser und kaum noch Steine. Ab und zu gibt es noch mal eine Sandbank, aber insgesamt haben wir die Hindernisstrecke überwunden. Es regnet immer noch, mal stärker und mal weniger, so dass Alex ab und zu doch ein Foto machen kann. Die Trave führt uns jetzt wieder durch Wiesen, es gibt auch Kühe zu sehen. Wir paddeln recht einsatzfreudig und bereits nach einer Stunde sind wir nahe der ehemaligen Donnerbrücke bei Nütschau. Unter dieser haben Anlieger einige Kanus gelagert. Gleich dahinter beobachten wir den nächsten Eisvogel: wir sehen ihn bis zur nächsten Kurve fliegen, wo er im Weidendickicht verschwindet. In der Umgebung dieser Brücke fließt die Trave wieder durch ein schönes Gehölz.
Grüne Brücke bei Wolkenwehe
Bis zu unserem Ziel in Bad Oldesloe paddeln wir noch eine Stunde, wobei wir besonders den Abschnitt durch die Salzwiesen und das Moor bei Wolkenwehe genießen. Hier leben viele Stockenten und wir beobachten eine Weile neben uns auch eine Tauchente, die neben uns unter Wasser schwimmt und ab und zu mal auftaucht. Ab und zu hört der Regen auf, dabei entsteht eine besondere Stimmung durch die diesige Luft über dem Moor. An der "Grünen Brücke" bei Wolkenwehe steht ein Angler, in der Tarnkleidung im Dunst ist er kaum zu sehen. Im Altarm bei der Brücke tummeln sich viele Stockenten.
Salzmoor vor Bad Oldesloe
Als wir gegen 17:30 Uhr bei der Einsetzstelle am Bürgerpark ankommen, sind wir doch ziemlich geschafft. Ich hole mein Fahrrad, das ganz in der Nähe steht und radle im Nieselregen zum Auto. Da das Travetal recht hüglig ist, benötige ich dafür etwas mehr als eine Stunde. So bin ich nach etwa 80 Minuten mit dem Auto wieder im Bürgerpark von Bad Oldesloe, wo wir alles einpacken und aufladen und über die Autobahn und B404 nach Kiel zurück fahren. Ein ausgefüllterTag mit vielen Sinneseindrücken und Muskelbeanspruchung liegt hinter uns. Ständig muss ich so etwas nicht haben, aber es kommt vor. Vieles haben wir auch als sehr schön empfunden, obwohl es anstrengend war.
Geschrieben in Kanutagebuch (2013)