Trave am 24. September von Bad Oldesloe bis Lübeck
Geschrieben am 25.09.2013 in Kanutagebuch (2013) — Trave (Geändert am 05.07.2017)
Am heutigen Dienstag wollen wir die Trave zwischen Bad Oldesloe und Lübeck paddeln. Wir haben etwa 25 km vor uns und erwarten eine reine Paddelzeit von 5 Stunden plus 2 Stunden für das Nachholen des Autos. Vor ein paar Tagen, als wir den Termin festlegten, waren 20° C und 8 Sonnenstunden vorausgesagt. Das hat sich aktuell ziemlich verflüchtigt, mal sehen, was davon noch übrig geblieben ist.
Trave bei Bad Oldesloe
In Bad Oldesloe wollen wir direkt unterhalb der Umtragestelle Steinfelder Redder einsetzen: wir ersparen uns dadurch die Parksituation in der Innenstadt beim Finanzamt (die am Wochenende gut wäre, in der Woche eher nicht), und wir ersparen uns natürlich das Umsetzen.
Jungschwäne auf der Trave
Es zeigt sich, dass der vor etwa 7 Jahren neu gebaute Treppensteg inzwischen kaum noch zu gebrauchen ist, außer vielleicht bei recht hohen Wasserständen, die wir aktuell nicht haben. Wir setzen gleich daneben am Ufer ein, einer weniger steinigen Stelle. Das Auto parke ich am Anfang des Neubaugebiets "Steinfelder Redder". Gegen 11:30 Uhr sitzen wir endlich im Kanu. Die Strömung ist recht flott, wir genießen die schöne Natur. In einigen Weidenbüschen am Ufer hören wir Vögel, die wir nicht sicher identifizieren können: eine Mischung aus Neuntöter und Weidenmeisen, ist aber ganz sicher keines der beiden Arten. Es fliegen immer noch einige Schwalben den letzten Insekten hinterher.
Mietkanufahrer
Unterhalb Sehmsdorf holen wir eine Kanugruppe ein, eine Schulklasse paddelt hier mit ihrem Scout. Es sollen auch zwei Lehrer dabei sein, wie uns der Scout berichtet. Die Jungs-Abteilung will mit uns Rennen paddeln, wir tun so, als ob wir mitmachen würden, aber nur kurz. Sie können leider nicht steuern und treffen unser Kanu immer wieder seitlich. Wir lassen sie bald hinter uns.
Gehölz an der Trave: wir haben hier überraschend üppige Natur
Dir Trave fließt durch ein teilweise recht tiefes Tal, die Hänge sind oft als Viehweiden, teilweise als Gehölze ausgebildet. Wir beobachten oft Graureiher, einmal fliegt in unserer Nähe ein Silberreiher auf. An vielen Stellen sehen wir Enten, es sind hauptsächlich Stockenten und Krickenten. Wie auf dem vorherigen Traveabschnitt gibt es aber auch hier diese Entenart, die mehr unter als über Wasser zu leben scheint, ähnlich wie Zwergtaucher. Es könnten Bergenten sein, wahrscheinlich auf der Durchreise. Auch einige Teichhühner sind zu sehen, meist flüchten sie ins Uferdickicht. Sogar einen Eisvogel können wir beobachten.
Fischadler bei Barnitz beim Fangversuch: Foto von Alexander Clausen
Wir paddeln an der Einmündung der Heilsau bei Reinfeld vorbei, danach hören wir schon die Autobahn 1. Sie ist ab hier schon recht laut, wohnen möchte man da nicht. Die umgebende Natur sieht aber einfach toll aus. An vielen Stellen fliegen Turmfalken, einmal sehen wir sogar drei Stück. Sie werden von einigen Krähen gehasst. Dann fliegt nahe einem dichten Wäldchen bei Klein Barnitz ein dunkler Greifvogel auf, der so groß ist wie ein großer Bussard, aber anders "wirkt". Gundula sagt spontan das "A"-Wort: Fischadler. Dann sehen wir ihn noch einmal: er sitzt auf einem Stromleitungsmast, sieht im Profil fast wie ein Geier aus und ist deutlich zu bestimmen. Nach einer Weile fliegt der Fischadler auf und davon.
Fischadler bei Barnitz an der Trave: Foto von Alexander Clausen
Als wir direkt in Barnitz sind, kracht etwas ins Wasser und heraus kommen zwei braun-weisse Schwingen, zwischen denen ein schmaler Hals mit einem Adlerkopf sitzt. Der Fischadler ist nur etwa 20 Meter vor uns, und er rührt das Wasser der Trave kräftig auf, als er wieder auffliegt. Wir sind unglaublich aufgeregt, das ist wirklich das Highlight des Tages!
Fischadler auf Strommast, Foto v. Alexander Clausen
Wir pausieren in Klein Wesenberg, dort gibt es eine der wenigen Möglichkeiten, trockenen Fußes an Land zu kommen. Während wir dort unseren schönen Nudelsalat genießen, treffen nacheinander ein großer Trailer mit Fahrrädern sowie der Trailer des Kanuvermieters ein, dessen Kanus wir unterwegs getroffen haben. Bevor das große Umsteigen dort losgeht, verabschieden wir uns von unserem Pausenplatz und paddeln weiter in Richtung Lübeck. Es ist jetzt auch bereits 14:30 Uhr. Wir haben jetzt noch 16 Kilometer vor uns. Ab und zu regnet es, wir warten ein paarmal unter einer dicken Weide oder Pappel, wenn es uns zu nass wird. Vor der Eisenbahnbrücke bei Reecke sehen wir einen großen Vogel auffliegen, er entpuppt sich als junger Seeadler.
Trave bei Hohenkamp
Vor Hamberge, also bei der Strommeisterei liegt eine Sammelstelle für Kraut, zum Glück kommen wir rechts vorbei. Ein Bagger nimmt gerade Kraut aus dem Wasser. Wir paddeln weiter, passieren den Wasserwanderrastplatz der Hamberger Kanuten. Wir wundern uns, wie man hier bei dem Krach direkt an der Autobahn überhaupt zelten kann.
Bald unterqueren wir die A20, durch geeignete Lärmschutzmaßnahmen ist es hier deutlich leiser als an der A1. Dann kommen die ersten Hochhäuser von Moisling in Sicht. An der Stadtgrenze zu Lübeck gibt es einen Holzsteg, hier liegt ganz in der Nähe das Restaurant "Taverne Bacchus", die den Steg (mit Fördermitteln) gebaut haben. Links von uns liegen von hier an die Wassergrundstücke der nicht-armen Leute, rechts eine Sumpfwildnis. Sogar ein vertäutes Motorboot liegt links an einem Holzsteg, ansonsten ist von Motorbooten nichts zu sehen, obwohl sie ab Klein Wesenberg fahren dürften.
Lübeck mit Ruderern
Wir paddeln auf die Fußgängerbrücke zu, die Treidelwegbrücke wurde in diesem Sommer neu erbaut und verbindet Lübeck Moisling und Genin auf dem Fußweg mit Padelügge. Wie schon gewohnt sind einige Angler hier aktiv. Damit sind wir an der Kanaltrave angekommen, wo sich die Trave mit dem Elbe-Lübeck-Kanal trifft. Ein Dreier-Ruderboot mit Steuerfrau kommt uns entgegen, den jungen Ruderern werden Rudermanöver beigebracht. Überhaupt treffen wir ab jetzt etliche Ruderboote, auch Einer. Das Wetter wird besser, es kommt sogar noch dann und wann ein wenig Sonne zum Vorschein.
Lübeck im Stadthafen: wir setzen vor dem Judoverein aus
Nach weiteren 2,5 km paddeln wir in den Travealtarm "Lachswehr" ein, einer Laubenkolonie zur Rechten und einer Ansammlung von Wassersportvereinen zur Linken. Es gibt viele Herbstblumen und blühende Stauden, aber auch lustige und skurrile Eigenbau-Wasserfahrzeuge zu sehen. Ich steige an einem privaten Bootssteg aus und gehe im Stechschritt zum Lübecker Hauptbahnhof. Während ich das Auto aus Bad Oldesloe hole, paddeln Gundula und Alexander noch eine fast komplette Lübecker Stadtrundfahrt. Um 19:00 Uhr komme ich am Stadthafen beim Judoclub an, um Gundula und Alexander dort abzuholen. In Kiel sind wir dann gegen 20:20 Uhr.
Es war ein ausgefüllter Tag, sowohl für unsere Muskeln als auch für das Gemüt. Das nächste Mal werden wir es aber wieder ruhiger angehen!
Geschrieben in Kanutagebuch (2013)