Erster Tag, die Recknitz aufwärts und zurück
Geschrieben am 03.07.2015 in Kanureisen (2015) — Biber, Recknitz (Geändert am 05.07.2017)
Teil 2 von 5 in der Serie Recknitz 2015
Schon früh am Morgen stehe ich auf. Nach der sehr erfrischenden Dusche beim JAM, das den Wasserwanderrastplatz betreibt, koche ich für uns drei einen schönen Tee. Meine Mitpaddler werden auch allmählich wach, machen sich für den Tag bereit. Ich bereite noch gemischtes Obst vor, das wir zu unserem Frühstück genießen wollen. Nach dem Abwasch beginne ich, unsere Ausrüstung für diese Tagestour zusammen zu stellen.
wilde Recknitz
Bald sind alle so weit, und schon um 7:00 Uhr starten wir zu unserer ersten Fahrt. Schon beim Einsetzen oberhalb des Wehres in Bad Sülze werden wir von vielen Vögeln umflogen: Mehl- und Rauchschwalben, Sperlinge, Stare und Wacholderdrosseln geben sich die Ehre. Mein Thermometer zeigt bereits 20°, der Tag verspricht heiß zu werden.
blühende Brunnenkresse
Es ist noch recht still in der Umgebung, obwohl es noch kein Wochenende ist. Wir genießen es sehr, und langsam paddeln wir gegen mäßige Strömung die Recknitz aufwärts. Nach kurzer Zeit erreichen wir das Renaturierungsgebiet, in dem man vor etwa 15 Jahren den alten Recknitzverlauf wieder hergestellt hat. Er ist meist schmal und mäandriert recht stark, wobei die Wassertiefe von einem halben Meter bis über 1,50 Meter schwankt.
sehr hohe Binsen
An den Ufern und teilweise auch im Flussbett wachsen der Aufrechte Igelkolben, das Pfeilkraut, die Brunnenkresse, Wasserdost, Schwimmendes Laichkraut, Schwanenblume, Froschbiss, Gelbe Teichrose, Seerose, Wasserknöterich, Kleine Wasserlinse, Flutender Hahnenfuß, Mädesüß, Aufrechter Merk, Wasserehrenpreis, Blutweiderich, Schmalblättriger Rohrkolben, Schilf (Reet), Kalmus, Sumpf-Wasserstern, Sumpf-Vergissmeinnicht, Wasserminze, Beinwell und Sumpfkresse. Ferner paddeln wir an einigen Stellen durch sehr hohe, kräftige Binsen, wo wir kräftigen Schwung benötigen, um diese überhaupt durchdringen zu können. Dabei sehen diese Binsen recht luftig aus.
Neuntöter-Männchen: Foto: Alexander Clausen
Um 8:00 Uhr ist es bereits 22° warm. Im Schilf rufen und singen Sumpf- und Schilfrohrsänger, und es gibt auch einige Drosselrohrsänger mit ihren sehr kräftigen Rufen. Auf dem teils kahlen, teils lebenden hohen Erlen und Birken können wir Kuckucks, verschiedene Spechtarten sowie Pirole ausmachen. Auch die hübschen Rohrammern erfreuen uns an vielen Stellen durch ihren Gesang, und Alexander fotografiert mehrmals verschiedene Neuntöter.
Neuntöter Weibchen: Foto: Alexander Clausen
Um 9:06 Uhr erreichen wir unseren Pausenplatz: beim Pegel in Schabow kann man sehr gut anlegen und eine Rast einlegen. Wir gehen ein wenig umher und lauschen auch dort den vielen Singvögeln, während wir unser Müesli mit dem vorbereiteten Obstsalat zusammen mit Yoghurt genießen.
junger Kuckuck: Foto: Alexander Clausen
Im Wasser der Recknitz tummeln sich derweil etliche Fische in verschiedenen Größen, und wir hören und sehen sogar einen Eisvogel vorbei fliegen. Von der Stelle aus haben wir auch einen schönen Blick über die hügeligen Wiesen im Recknitztal. Wir beobachten einen Rotmilan bei der Jagd, und später sehen wir einen Turmfalken, der einen kleinen Vogel erbeutet hat und von einer Meute von aufgebrachten Singvögeln verfolgt wird. Auch ein Graureiher fliegt auf.
Seeadler an der Recknitz: Foto: Alexander Clausen
Nach unserer Pause paddeln wir weiter die Recknitz aufwärts. Als wir unser Kanu um eine Kurve gleiten lassen, sehe ich links vor uns einen Biber ins Wasser rutschen. Er ist noch nicht einmal richtig nass. Als er uns als Störenfried wahrnimmt, platscht er mit seinem Schwanz (Biberkelle) kräftig auf die Wasseroberfläche und verursacht dabei einen großen Wasserschaumberg. Dabei hören wir kleine Biber aufschreien, als ob sie von Angst gepackt worden wären! - So etwas habe ich noch nie erlebt, ich kenne nur das leise Fiepen aus einer Biberburg. Als wir näher kommen, können wir auch die Biberburg erkennen.
Biber an der Recknitz: Foto: Alexander Clausen
An einem Schilfstreifen knackt und raschelt es ziemlich intensiv, und wie wir noch an Biber denken, sehe ich ein halb erwachsenes Wildschwein durch das Schilf hopsen (Überläufer genannt). Als wir um die nächste Flussbiegung kommen, entdecken wir hoch oben am Himmel einen Seeadler, der dort seine Kreise zieht. Wir beobachten ihn eine Weile, wobei er uns durchaus näher kommt. Wir sehen diesen majestätischen Vogel die kommende Stunde noch ein paarmal fliegen.
Biberplatsch: Foto: Alexander Clausen
Es wird immer heißer, und gegen Mittag beschließen wir, einfach knapp vor unserem eigentlichen Ziel Recknitzberg umzudrehen und zum Wasserwanderrastplatz zurück zu paddeln. Mit der Strömung ist es deutlich angenehmer! Auch auf unserer Rücktour sehen wir wieder viele Vögel. Einige Baumläufer picken in der Rinde toter Bäume nach Larven oder Käfern, lassen dabei ihre kurzen, metallischen Töne hören, während sie die Stämme auf- und abwandern. Wir hören auch des öfteren Kraniche, und schließlich können wir auf einer abgemähten Wiese auch zwei entdecken. Die gesamte Rücktour über werden wir von Fliegen, Stechmücken und Bremsen geplagt. Trotzdem können wir die Wildnis und Schönheit dieser Landschaft sehr genießen.
Teichrosen-Wasserlandschaft: Foto: Alexander Clausen
Einige Stunden später kommen wir wieder beim WWR an. Wir machen uns zu Essen, pflegen uns und duschen gründlich und lange. Am Abend unternehmen Alexander und ich dann noch eine Wanderung in Richtung Grenztalmoor. Da erleben wir knabbernde Biber, einige Neuntöter, Graureiher und Kraniche. Zu unserer großen Überraschung hören wir eine Weile einen Wachtelkönig rufen ("crex-crex, crex-crex-"). Wir müssen unsere Wanderung aber nach einer Weile abbrechen, da es vor Stechenden Insekten nicht auszuhalten ist.
Recknitz 2015
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- Nach unserer Recknitz-Tour