Eider-Ring-Kanal am 2. Dezember
Geschrieben am 02.12.2016 in Kanutagebuch (2016) — Achterwehr, Eider, Eider-Ring-Kanal, Schnatterenten (Geändert am 16.07.2017)
Ein sonniger Freitag im frühen Winter! Was kann man da anderes tun als eine kleine Kanutour zu unternehmen? Das Wetter verspricht eine schöne Stimmung in der Natur zu erzeugen, und wer weiß, wie lange das Wetter noch für derartige Unternehmungen geeignet sein wird. Ich mache mich also auf den Weg, und nach knapp 20 Kilometern erreiche ich meine Einsetzstelle in Achterwehr.
Kanu-Einsetzstelle Achterwehr
Gegen halb Eins liegt mein Holzkanu fertig gepackt am Steg in Achterwehr. Ich wende mich nach rechts, d.h., ich paddle in Richtung Nord-Ostsee-Kanal. Das Herbstlaub ist nun komplett von den Ufergehölzen verschwunden, das Reet verlor seine grüne Farbe. Es gibt nur noch wenige Wasserpflanzen, die so tun, als gäbe es keine Jahreszeiten. Dazu gehören Brunnenkresse und Wasserminze. Das Wasser selbst beginnt, schön klar zu werden, es gibt nicht mehr so viele Schwebstoffe wie gewohnt.
Winter - Vegetation am Eider-Ring-Kanal
Ich paddle sehr langsam, will alles mit offenen Sinnen genießen. Allein die Gerüche dieser Jahreszeit sind eine Kanutour wert. Bei 6° Celsius habe ich auch keine Mühe, mich warm zu halten. Am rechten Ufer erscheint eine winzige Badestelle, es gibt direkt am Wasser des Eider-Ring-Kanals eine Bank. Für mich ist dies eine bestens geeignete erste Pausenmöglichkeit, und es gibt auch einige Büsche für das dringende Bedürfnis.
Pausenplatz am Eider-Ring-Kanal
So schön mein sonniger Pausenplatz ist: es zieht mich weiter, und ich erfreue mich an dem Gezwitscher einiger Kohlmeisen. Ein Rotkehlchen singt, und ich vernehme voller Freude auch das leise Schickern eines Zaunkönigs. An urwüchsigen Ufern entlang paddle ich immer noch in der Sonne. In der winzigen Bucht, die nun folgt, sind heute auffallend viele Wasservögel zu sehen. Es scheint, als ob auch die Tiere das schöne Wetter genießen möchten. Die meisten sind Stockenten, und es sind auch Schnatterenten dabei. Sie verhalten sich ruhig, und ich kann einige Fotos machen. Als mit lautem "Kräp! Kräp!" ein Eichelhäher quer über den Kanal fliegt, heben einige nur ein wenig ihren Kopf und bleiben gelassen. Ich kann auch Blesshühner und Teichrallen beobachten.
Schnatterenten am Eider-Ring-Kanal
Fröhlich paddle ich langsam weiter, und als ich den Quarnbeker See (eine kleine Ausbuchtung im Eider-Ring-Kanal) erreiche, sehe ich zu meiner Freude sogar einen Zwergtaucher! Ich versuche, ein Foto zu machen, was nicht einfach ist, da er immer schnell wieder abtaucht. Am Ende des Sees dringt aus dem Schilf ein merkwürdiges Quietschen an meine Ohren: hier lebt scheinbar eine Wasserralle! Wer an einem Schilfrand das Quieken eines Ferkels hört, hat es mit einer Solchen Art zu tun.
Eider-Ring-Kanal vor der Schleuse Strohbrück
Bald bin ich vor der Schleuse Strohbrück. Diese ist seit sehr vielen Jahren "vorübergehend außer Betrieb". Der Platz bietet aber beste Anlege- und Pausenmöglichkeiten. Neuerdings hat man sogar das Ufer rechts hinter dem Eider-Abfluss zum Kraftwerk in eine Art Steg umgewandelt. Hier sehen wir ein gutes Beispiel, wie man mit gutem Willen und wenig Geld (Bordmitteln, sprich: Angestellten) ein sehr gutes Ergebnis und damit eine tolle Verbesserung einer Infrastruktur erzielen kann. Unsere Stadt (Kiel) hat das bisher nicht hinbekommen, auch nicht auf Anregung von mir.
Anlegesteg bei der Alten Schleuse Strohbrück: am Eider-Ring-Kanal
Als ich nach ausgiebigen Pause zurück paddle, fallen mit altbekannte Rufe in den Weißdornen am linken Ufer auf: ich vermute Schwanzmeisen, und dann sehe ich sie auch, wie vier von ihnen im dichten Gestrüpp des Dorngehölzes umher turnen. Das Gehölz liegt im Schatten, und so habe ich Mühe, einige Fotos zu vollbringen.
Schwanzmeise am Eider-Ring-Kanal
Auch auf der weiteren Rücktour lasse ich mir viel Zeit und bemühe mich, immer in der Sonne zu paddeln, die allerdings bereits zunehmend flacher steht. Eine Pause lege ich allerdings nicht mehr ein, die schöne Strecke ist ja auch nur drei Kilometer lang. Gegen 15:30 Uhr erreiche ich die Einsetzstelle in Achterwehr und bereite Kanu und Ausrüstung für die Heimfahrt vor. Nach knapp 30 Minuten bin ich schon wieder zuhause.
Dieser Tag war ein besonders schöner Ausflug, und mit meinem Gefühl ("einer der letzen schönen Tage") lag ich ja auch richtig, wie sich bald herausstellen würde: der goldene Herbst würde in Kürze einem nassen Schmuddelwinter weichen.
Eider-Ring-Kanal im frühen winterlichen Sonnenuntergang
Geschrieben in Kanutagebuch (2016)