Plätlinsee und Schwaanhavel im Juni
Geschrieben am 23.06.2017 in Kanutagebuch (2017) — Pirol, Plätlinsee, Schwaanhavel (Geändert am 15.07.2017)
Am 22. Juni bin ich immer noch auf meiner Erkundungstour für FlussInfo. Die Nacht war ich in Wustrow, und heute möchte ich in den Plätlinsee einsetzen und über die Schwaanhavel bis Wesenberg paddeln.
Ich wähle die Einsetzstelle in der Südbucht, und bereits gegen 8:30 Uhr sitze ich in meinem Holzkanu und paddle auf einem spiegelglatten Plätlinsee nach Norden. Ich erfreue mich an den Rufen von Kranichen, und auch ein Pirol lässt sich deutlich mit seinem "Bülow!" vernehmen. Mit der Zeit zieht eine leichte Bewölkung auf. Es ist Regen und Gewitter vorausgesagt, aber bis dahin soll es noch dauern.
Kanueinsetzstelle am Plätlinsee in Wustrow
Während ich mein Kanu über den Plätlinsee gleiten lasse, rufe ich zuhause an. Dort ist alles ok, und ich erzähle Gundula von den gestrigen Erlebnissen und den Veränderungen, die ich im FlussInfo-Gebiet festgestellt habe.
Verwundert muss ich bald darauf auf dem Plätlinsee konstatieren, dass die Besucherlenkung mittels der gelben Tonnen wohl nicht mehr so gut funktionieren wird, wie es beabsichtigt war: die Anfangstonne fehlt komplett, so dass man nicht feststellen kann, wo das Naturschutzgebiet beginnt. Die folgenden Tonnen bilden eine Zickzack-Linie, die den Wasserwanderer mal dicht ans Schilf und dann wieder dicht an die Insel führt. Die Verbindung zur Schwaanhavel findet man nur, wenn man ganz genau die Reusen des Fischers anschaut und dann noch ein wenig nahe dem Schilf hin und her paddelt. Ich nehme mir vor, diesen Sachverhalt den zuständigen Behörden mitzuteilen, sobald ich wieder zuhause bin.
Auf dem Plätlinsee
Dann bin ich in der Schwaanhavel. Sie ist hier sehr flach, aber da ich nur 10 cm Wassertiefe benötige, muss ich nicht aussteigen und über den sandigen Grund treideln. An manchen Stellen entdecke ich Biberspuren, allerdings nur sehr schwache Anzeichen ihrer Aktivität. Hier liegt nicht mehr als eine einzige Biberburg, denke ich - im Vergleich mit anderen Fundstellen.
Auch hier werde ich wieder vom Gesang einiger Pirole beglückt. Ich paddle erfreut und entspannt auf diesem wunderschönen Gewässer. Singdrosseln lassen überall ihren Gesang ertönen, der von den umliegenden Wäldern zurück schallt. Ich kann einen Schwarzspecht beobachten, wie er in relativ niedriger Höhe an einer morschen Erle herum pickt. Als er mich bemerkt, fliegt er leider auf. Direkt hinter der Wegebrücke (hier endet das NSG und damit das Anlandeverbot) lege ich an und mache eine Pause. Ich trinke Tee und esse etwas von meinem Frühstück, das ich mir heute in größerer Menge angemischt habe und das über den Tag reichen soll.
Der Anfang der Schwaanhavel
Nach meiner Pause lasse ich mein Kanu wieder so langsam wie möglich durch diesen schmalen, flachen Flussarm gleiten. Dabei genieße ich nicht nur den schönen Erlenbruchwald rechts und links neben mir, sondern schwelge auch in Erinnerungen an vergangene Kanutouren auf der Schwaanhavel. Ich bin immer noch ganz allein, Ich habe bisher noch keinen weiteren Paddler getroffen, nur Vögel. Erst kurz vor dem Ende der Schwaanhavel kommen mir die ersten Wasserwanderer entgegen. Sie sind ebenfalls ganz ergriffen und still, was mich sehr freut. Hier sind wieder Spuren von Biberaktivitäten zu erkennen, und ich entdecke sogar eine Burg, die nur etwa einen Meter vom Ufer entfernt liegt. Mehr als eine Biberfamilie wird aber auch hier nicht zuhause sein.
Erlen in der Schwaanhavel
Es wird dunkler, und ich denke ans Umkehren. Aber es ist warm, und ich habe meinen großen Anglerschirm dabei. Damit werde ich wohl einen Schauer überstehen oder zwei.
Dort, wo die Schwaanhavel sich teilt und rechts zur Oberen-Havel-Wasserstraße führt, lande ich unter einer großen Kastanie an und lege eine Pause ein. Auf der Oberen Havel kommen einige Motorboote aus der Schleuse, und da man ja Urlaub hat und möglichst weite Strecken abfahren muss, wird ordentlich Gas gegeben. Die ohnehin schon schnell fahrende Kolonne wird dann noch von einem Raser überholt! Ich weiß nicht, was ich davon halten soll. Ich habe es hier wohl mit Naturverächtern und Ignoranten zu tun, mit Leuten, die Stress benötigen. Sie fahren viel zu schnell, belästigen und gefährden andere. Schnell stellt sich heraus, dass auf diese Weise auch Paddler überholt worden sind: eine Jugendgruppe oder Schulklasse kommt angepaddelt und biegt in die Schwaanhavel ab.
dichtes Buschwerk in der Schwaanhavel
Donner grollt, und es beginnt zu regnen. Unter der Kastanie stehe ich trocken. Die Gruppe legt neben mir an. Die Lehrerinnen erteilen Instruktionen, nach denen die Schüler Kanu für Kanu im 3-Minuten-Abstand in die Schwaanhavel einfahren sollen. Ich unterhalte mich noch mit einem anderen Paddler, der ebenfalls Schutz unter der großen Kastanie sucht. Wir haben uns viel zu erzählen. Da er aber keine Lust auf große Gesellschaft hat, spart er sich die Schwaanhavelfahrt für einen anderen Urlaubstag auf.
meine Rücktour durch die Schwaanhavel
Ich übe mich in Geduld, was mir angesichts der tollen Natur um mich herum nicht schwer fällt. Eine längere Zeit, nachdem auch die letzten Mietboote im Dickicht der Schwaanhavel verschwunden sind, trete auch ich den Rückweg an. Es herrscht eine ganz besondere Stimmung: ganz glattes Wasser erzeugt eine intensive Spiegelung, und die Vögel, die beim Gewitter still geworden waren, singen aus voller Kehle.
Langsam paddle ich durch die ganze Schwaanhavel, diesmal ohne Pause. Dann, auf dem Plätlinsee, habe ich Gegenwind und muss mich durchaus anstrengen. Das Wetter ist aber herrlich, der Himmel fast blau. Gegen 17:30 Uhr bin ich wieder am Steg, wo ein älteres Pärchen sich im sauberen Wasser des Plätlinsees badend vergnügt. Ich lasse es mit dem Ausladen und Einpacken langsam angehen und genieße dabei die Sonne und den frischen Wind. Mein nächstes Ziel ist Fürstenberg, wo ich zwei neue Stellen erkunden möchte, die ich bei Recherchen auf Luftbildern fand und die möglicherweise als Kanueinsetzstelle dienen können.
Rücktour über den Plätlinsee
Geschrieben in Kanutagebuch (2017)