Auf der Schlei am 23. September
Geschrieben am 24.09.2017 in Kanutagebuch (2017) — Schlei (Geändert am 13.06.2018)
an der Einsetzstelle Kopperby
Nachdem wir einige Wochen lang viel Wind hatten, sind für die kommenden Tage beinahe windstille Verhältnisse vorher gesagt worden. Gundula, Alexander und ich fahren früh zur Schlei und setzen gegen 9:45 Uhr in Kopperby ein.
Die Wasseroberfläche ist komplett glatt, und wir haben etwas über 10 Grad Lufttemperatur. Am rechten Ufer, wo es Reet und einen sehr schmalen Spülsaum gibt, entdecken wir einen Flussuferläufer. Wir sind mindestens 50 Meter von ihm entfernt, aber trotzdem verlässt er ein paarmal seinen Standort und fliegt ein Stück weiter.
Über uns fliegen Wildgänse. Ihre Rufe klingen wir Nonnengänse, und auf dem Display von Alexanders Kamera erkennt er, dass es sich tatsächlich um diese Art handelt.
Der Morgendunst verfliegt und die Sonne kommt ein wenig zum Vorschein. Es wird augenblicklich spürbar wärmer, was wir natürlich sehr begrüßen. Der Wind, der dabei aufkommt, weht dabei nur sehr schwach.
Wir erreichen Kappeln, links liegen einige Oldtimer-Segler. In etwa 15 Minuten wird die Brücke aufgeklappt, und wir spüren bereits die Unruhe, die sich unter den wartenden Seglern ausbreitet. Als wir die Brücke passieren, liegen etwa 20 Schiffe in Warteposition. Von einem Oldtimer, der nicht mehr segelbar ist, ertönt ein inbrünstig gesungenes "La Paloma".
Da wir noch einige Minuten Zeit haben, bevor die Brücke öffnet, wählen wir den direkten, recht engen Weg durch den Kappelner Hafen. Das bedeutet, dass wir links am Heringszaun vorbei paddeln können. Auf diese Weise haben wir einen guten Blick auf die vielen Vögel, die sich die Pfähle des Heringszaunes als Ruhe-Station ausgesucht haben. Es sind hauptsächlich Kormorane, aber auch Möwen und ein paar Enten.
Großsegler in Kappeln
Pünktlich um 11:45 Uhr öffnet die Brücke, und die Karawane zieht links an uns vorbei. An dieser Stelle haben wir zum Glück bereits mehr Gewässerbreite zur Verfügung. Die anrollenden Wellen stören uns also kaum.
Vor dem rechten Ufer bei Ellenberg bewundern wir die Arbeits-Plattformen. Eine davon trägt ein Haus, das wie ein Siedlungshaus aus den 50er Jahren wirkt. es scheint noch gut beieinander zu sein.
Die folgenden drei Kilometer haben wir gut zu tun: es kommen immer wieder größere Ausflugsschiffe von hinten, die unangenehme Wellen verursachen. Um sie parieren zu können, müssen wir uns immer wieder schräg nach rechts drehen. Ein paarmal rollt Wasser über unseren Süllrand, aber es wird keine goße Menge. Wir ziehen kräftig am Paddel, so dass es schnell vorbei ist.
Heringszaun in Kappeln
In Rabelsund stehen am linken Ufer einige Angler. Es sind die ersten heute - und bleiben die einzigen. Dann erreichen wir das Olpenitzer Noor: von jetzt an sind wir auf einer Art See, und das nutzen wir natürlich aus, um uns noch weiter von der Fahrrinne zu entfernen. Wir blicken auf Maasholm, die unendlich vielen Masten sind in der Ferne gut zu erkennen. Links zweigt das Wormshöfter Noor ab, und wir wundern uns, dass dort einige Kajütkreuzer vor Anker liegen, obwohl es dort ja sehr flach ist.
Sogar die Uferlinie, die wenigen Bäume und die Lotseninsel von Schleimünde sind nun zu sehen, und rechts sind wir nicht mehr weit von der Olpenitzer Halbinsel entfernt, auf der ein markantes Reetdachhaus ganz nah an der Schlei steht.
Immer wieder ziehen Ketten von Zugvögeln über uns hinweg. Wahrscheinlich sind es Gänse. Aber auch Kormorane fliegen in Trupps von 10 bis 30 Exemplaren aus allen Richtungen über die Schlei. An einigen Stellen sehen wir Eisvögel.
die Schlei vor Schleimünde
Uns umfliegen jetzt immer mehr Möwen, je weiter wir zur Ostsee kommen. Unter ihnen befinden sich auch einzelne Seeschwalben, deren Art wir nicht sofort bestimmen können. Sie rufen auch anders als wir es gewohnt sind.
Von Maasholm aus starten einige Passagierschiffe, und auch der Strom an Segelschiffen nimmt ab hier deutlich zu. Wir haben aber keine Probleme mehr, da wir weit genug entfernt sind. Als eines aus Richtung Maasholm so richtig angebrettert kommt, erscheint ein Großsegler aus Richtung Ostsee und kompensiert die Wellen.
Wir sehen nun auch einige Kajaks, und bei näherem Hinschauen entpuppen sie sich als Pedal-Kajaks wie das Hobie z.B.
Von Olpenitz paddeln auch einige Leute nach Schleimünde hinüber, und dabei haben sie jemanden mit einer Optimistenjolle unter Segeln. Wir sehen leider auch die Neubauten im Port Olpenitz, und wir finden sie gruselig. So etwas passt ganz sicher nicht an die Schlei mit ihren niedrigen Reetdachhäusern.
Kanus in Schleimünde
Dann sind wir fast in Schleimünde. Am Strand rechts der Fahrrinne erkennen wir eine kleine Gruppe von Gänsesägern, und an verschiedenen Stellen jagen die uns bisher noch unbekannten Seeschwalben. Alexander fotografiert eine, die gerade einen kleinen Aal gefangen hat. (zu Hause sehen wir dann, dass es sich um Brandseeschwalben handelt!).
Wir landen an der Innenseite links vom Hafen an und werden gleich von freundlichen Kajakfahrern begrüßt. Es stellt sich heraus, dass es sich um eine Familie handelt und dass eine behinderte Tochter den Opti segelt.
Auf dem Wasserwanderrastplatz der Lotseninsel lassen wir uns die nächsten Stunden gut gehen, liegen in der Sonne oder picknicken. Dabei können wir weitere Seeschwalben beobachten sowie eine Mittelsägerin und immer wieder Nonnengänse hoch oben.
In der Kleinen Bucht nördlich von uns halten sich zwei Uferschnepfen auf und bekommen bald Gesellschaft von Austernfischern. Alle Watvögel stochern im Uferschlamm.
Gegen 16:00 Uhr verlassen wir die Lotseninsel in Schleimünde. Wir paddeln rechts der Fahrrinne in flottem Tempo die Schlei aufwärts, bis wir nach knapp zwei Stunden paddeln die Klappbrücke in Kappeln erreichen.
Seeadler mit Aal
Während Gundula und ich noch einem Ballon und dann einem Drachensegler (ULF) hinterher schauen und mit entsprechenden Kommentaren beglücken, ruft Alexander vorne "Seeadler!" Zuerst sehen wir einen, dann gleich den zweiten ein Stück über dem ersten, der in niedriger Höhe jagt. In den kommenden Minuten werden wir Zeugen aus nächster Nähe, wie der kleinere der beiden Seeadler (offensichtlich das Männchen) nach einigen erfolglosen Versuchen einen recht langen Aal fängt.
Beide Adler fliegen sofort zu einer Wiese bei Kappeln-Lüttfeld, wo sie sich dem Festmahl widmen. Dabei haben sie sofort die Gesellschaft eines Rabens bekommen.
Beglückt über dieses tolle Erlebnis setzen wir unsere Fahrt fort und sind bald in Kopperby an unserer Einsetzstelle angekommen. Dort sitzen drei Leute auf einer Bank am Ufer in der Abendsonne. Sie beglücken uns schon vor dem Anlanden mit Kommentaren, und das bleibt so, bis wir alle Sachen und das Kanu zum Auto gebracht und verladen haben.
auf der Schlei: beim Olpenitzer Noor
Als wir abfahrbereit sind, ist es bereits 18:39 Uhr. Ein erholsamer Paddeltag, ein wunderbarer Ausflug im Kanu geht zu Ende. Unsere Rückfahrt geht ohne Stau von statten.
Naturschutzgebiet bei Schleimünde
Alle Kanueinsetzstellen sowie viele weitere Informationen: http://www.flussinfo.net/schlei/
Die besten Gewässerkarten gibt es hier: http://www.flussinfo.net/schlei/wasserwanderkarten/
Geschrieben in Kanutagebuch (2017)