Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Auf der Sorge am 21. Mai

Geschrieben am 21.05.2017 in Kanutagebuch (2017) —   Sorge (Geändert am 02.09.2017)

Das Wetter für den heutigen Sonntag ist recht gut vorher gesagt worden, und wir beschließen, endlich einmal wieder auf der Sorge zu paddeln. Die Einsetzstelle ist etwa 45 Kilometer von Kiel entfernt, und wir setzen etwa gegen 10:00 Uhr ein. Vorher haben wir mein Fahrrad in Sorgbrück an der B 77 abgestellt.

An der Einsetzstelle liegt ein Kajak. Wir denken, dessen Besitzer ist wohl zum nächsten Restaurant gewandert, das etwa 2 Kilometer  entfernt liegt.

Auf dem Fahrradweg sind bereits einige Radfahrer unterwegs, und die Bahn fährt hier ziemlich oft über die Brücke. Ansonsten ist es hier recht still. Über dem Moor singt eine Lerche, wie wir erfreut feststellen. 

Während wir starten, jagt eine Bachstelze über dem Ufer und setzt sich von Zeit zu Zeit immer wieder auf den Stacheldrahtzaun. Ein Stückchen vor uns schwimmt ein Trupp Reiherenten. Leider fliegen sie immer wieder auf, um die Distanz zwischen ihen und uns einhalten zu können. Sie sind jetzt im Frühling besonders schön gezeichnet.

 

die Sorge bei Krummenort

die Sorge bei Krummenort

Einige Kilometer weiter sehen wir vor uns etwas Braunes umher schwimmen: es entpuppt sich als Bisam, und der ist recht entspannt, lässt uns recht nahe heran kommen, bevor er seinen Unterschupf unter dem Ufer ansteuert. Was für ein putziger Geselle!

Die Ufer hier sind recht kahl, aber durch einen recht hohen Wasserstand haben wir einen schönen Blick auf die Moorlandschaft um uns herum. Eine Rohrammer nutzt einen der wenigen Büsche, die hier wachsen, als Ansitz für ihre Jagd auf Insekten. In einem Hollunder turnt ein kleiner Vogel herum, der sich nicht in seiner gesamten Gestalt zeigt, sondern meist von unten. Da er schweigt, können wir ihn auch nicht anhand seines Gesangs oder seiner Rufe bestimmen.

Je näher wir dem kleinen Ort Sorgwohld kommen, umso mehr Gehölze stehen am Ufer. Auch hier halten sich Reiherenten auf. Und was ist das Braune mit Grün vorneweg, das dort etwa 12 Meter vor uns auf der Sorge schwimmt? Ich vermute, es ist ein weiterer Bisam, und tatsächlich können wir im Fernglas erkennen, dass ich richtig liege. Er trägt Futter im Maul, und er schwimmt immer näher an uns heran, bis er eine Bootslänge vor uns vor dem linken Ufer abtaucht. Große Freude!

Bisam mit Futter

Bisam mit Futter: Fotoautor: Alexander Clausen

Straßenlärm kommt auf, und es wird klar, wir nähern uns Sorgbrück. Dort paddeln wir einige hundert Meter parallel zur B 77, bis wir die Stelle erreichen, wo früher der Krautrechen stand und ein Wehr die Weiterfahrt unmöglich machte. Seit einigen Jahren trägt man hier eine Sohlgleite um.

Wir wollen hier pausieren, und ich will in der Zeit auch mit dem Fahrrad unser Auto nachholen. Zwei Familien mit zwei eigenen Canadiern pausieren hier ebenfalls. Ein kleiner Junge im Alter von gut einem Jahr will unbedingt am Wasser spielen. Dabei verliert er das Gleichgewicht und fällt neben dem angebundenen Kanu ins Wasser. Es ist hier zum Glück nicht tief, und er trägt auch eine Rettungsweste, aber immerhin befindet sich diese Stelle oberhalb der Sohlgleite. Wenn dort ein kleines Kind in die Strömung gerät, nutzt auch keine Weste mehr. 

Der Vater ist flugs zur Stelle und holt sein Kind aus dem Wasser. Zur Not hätten wir natürlich auch zugegriffen. Wir waren noch ein wenig näher dran als die Eltern. Ich hoffe, der Junge hat seine Lektion gelernt. Und ebenso der Vater. Am Wasser kann eine Sekunde Aufmerksamkeitsverlust bei einem Kind eine Katastrophe bedeuten.

Einsetzstelle Sorgbrück

Einsetzstelle Sorgbrück

Nach einer kleinen Portion unseres Essens steige ich aufs Fahrrad und radle über den Ochsenweg zur Einsetzstelle.  In einer guten Dreiviertelstunde bin ich wieder mit dem Auto zurück, habe das Fahrrad auch bereits nach Tetenhusen gebracht. Jetzt mache ich auch noch ordentlich Pause, während die beiden Familien weiter paddeln.

Als wir selbst auch wieder in unserem Kanu sitzen, ist es etwa 14:15 Uhr. Bis Tetenhusen, unserem Ziel, ist es noch eine gute Stunde zu paddeln. Unterhalb der Sohlgleite hier in Sorgbrück können wir recht bequem einsetzen. Die kommende Strecke führt uns durch den schönsten Abschnitt an der Sorge: am Waldrand entlang, zeitweise sogar mitten durch einen Wald. Hier wachsen auch Kiefern, und diese bilden an den Waldrändern regelmäßg schöne knorrige Äste aus. Die Rinde von Kiefern leuchtet immer so schön in der Sonne. 

Auf einer sehr moorigen Wiese am Waldrand grasen Robustrinder. Sie begrüßen uns am Ufer. Wir lieben diese großen Tiere mit ihrem zotteligen Fell und langen spitzen Hörnern. 

An einer Böschung sichten wir einen größeren Vogel: die Konturen sehen wie bei einem Grünspecht aus, aber auf dem Fotos zu Hause sehen wir dann, dass es eine groß geratene Wacholderdrossel gewesen sein muss.

Als wir die Heuherberge Tetenhusen erreichen, wo wir unsere kleine Kanutour beenden werden, warten dort bereits die beiden Familien auf ihre Transportgelegenheit. Ein Mann in einem Kajak kommt ebenfalls an. Es ist das Kajak, das wir bereits an der Einsetzstelle sahen. Ich schnappe mir mein Fahrrad und radle nach Sorgbrück, um unser Auto zu holen. 

Wir haben noch ein schönes Gespräch mit den Betreibern der Heuherberge, bevor wir uns auf den Rückweg machen. In Osterrönfeld fahren wir noch im Wilden Moor vorbei, verbringen dort noch eine nette Stunde mit der Beobachtung von Vögeln und Reptilien. 

Es gibt weitere Fotos zu dieser Kanutour in der Galerie. Sie stammen alle von Alexander Clausen

 

Geschrieben in Kanutagebuch (2017)