am 17. Oktober auf dem Kleinen Plöner See-Große Breite
Geschrieben am 17.10.2018 in Kanutagebuch (2018) — Holsteinische-Seenplatte, Schwentine (Geändert am 19.10.2018)
Heute ist ein ganz besonderer Tag, da ich wieder mit einem Gast unterwegs sein werde. Wir wollen einfach die Natur genießen - und natürlich das schöne Wetter, dass es laut der Wettervorhersage geben soll.
Halbinsel auf dem Kleinen Plöner See
Der Plan ist, in Plön am Appelwarder einzusetzen und über den Kleinen Plöner See und die Große Breite ein paar Stunden hin- und zurück zu paddeln.
Als wir einsetzen, ist es noch vor 11:00 Uhr und ich freue mich über meinen netten Gast, über das schöne Wetter und auch darüber, heute viel Zeit zu haben.
Seeadler am Kleinen Plöner See
Wir paddeln über eine total glatte Wasseroberfläche ganz langsam unter der B 76 Brücke hindurch. Rechts von uns liegt eine Kleingartensiedlung, und als wir an der vorbei sind, sehe ich unter einer Weide am Ufer hektische Bewegungen. Als ich genau hin schaue, fliegt dort ein Eisvogel umher. Er umrundet den Stamm, irgendwie spielerisch und nicht auf der Jagd. Dann ist dort ein zweiter, der das gleiche macht. Als ich meine Mitpaddlerin auf das Schauspiel aufmerksam mache, sind die beiden Eisvögel leider nicht mehr zu sehen. Na, das war ja eine tolle Überraschung, und das gleich zum Beginn unserer Kanutour!
Kleiner Plöner See
Gemütlich paddeln wir auf die Halbinsel beim Klärwerk Plön zu. Als wir nur noch etwa 200 Meter entfernt sind, sehe ich in einer der hohen Pappeln direkt am Ufer einen Seeadler sitzen. Gleichzeitig nehme ich wahr, dass die gesamte Nordhälfte des Kleinen Plöner Sees mit sehr vielen Wasservögeln belebt ist.
Die Wasseroberfläche wirkt silbrig-fest, fast wie Eis, und die Gehölze am entfernteren Ufer beim Gut Wittmoldt lassen ihre prächtigen Färbungen durch das Herbstlaub nur erahnen. Wir möchten durch unseren Kurs die Vögel so wenig wie möglich stören, und so wähle ich etwa die Mitte zwischen den Gänsen links und dem Adler rechts von uns. Auf diese Weise sind wir von beiden etwa 200 Meter entfernt. Die Gänse bleiben relativ ruhig, aber der Seeadler meint auffliegen zu müssen. Als wir weiter paddeln, sehen wir auf einem niedrigeren dicken Ast derselben Pappel einen weiteren Seeadler sitzen. Dieser bleibt ruhig sitzen, während der andere sich irgendwo hin setzt, dann noch eine Runde fliegt und sich außer Sichtweite von uns hinsetzt.
bei Gut Wittmoldt
Während wir den beiden großen Vögeln zuschauen, sehe ich über der Bucht nahe Seekamp einen weiteren Adler fliegen. Er wird von einem Kolkraben "gehasst", also der versucht ihn zu vertreiben. Die große Schar von Blässhühnern dort in der Bucht verhält sich dagegen relativ ruhig.
Aufgeregt durch diese Erlebnisse paddeln wir weiter. Die Gänse werden unruhig, die ersten fliegen auf. Zunächst schieben wir dieses Verhalten auf unsere eigene Anwesenheit, bis ich an einem kleinen Strand am linken Ufer vor dem Koppelsberg im Schatten einen großen, dunklen Vogel stehen sehe. Ich mache meine Mitpaddlerin leise auf den Adler aufmerksam, und obwohl wir weit von ihm entfernt sind, fliegt er bald auf und überquert den See, natürlich mehr oder weniger inmitten aufgeregter Gänse.
Große Breite beim Dorf Wittmoldt
Große Breite bei Brache
Inzwischen befinden sich die meisten Gänse in der Luft, fliegen einige Runden und lassen sich dann wieder auf dem Wasser nieder. Alle vier Seeadler waren nicht direkt auf der Jagd, aber allein ihre Anwesenheit muss für die anderen Vögel enormen Stress bedeuten.
Allmählich verliert sich der Dunst vor der Sonne fast ganz, und die Uferbewaldung zeigt nun ihre Konturen und die Schönheit durch die herbstliche Laubfärbung. Wir paddeln an der ersten Engstelle vorbei, an der links ein Teil des Dörfchens Dörnick und rechts das Gut Wittmoldt liegen.
Große Breite
Da meiner Mittpaddlerin hier noch alles unbekannt ist, möchte ich ihr gerne eine gute Anlegemöglichkeit zeigen. Wir paddeln in die kleine Bucht bei Wittmoldt hinein. Ein Graureiher steht bewegungslos am gegenüber liegenden Ufer und einige Stockenten und Blässhühner bevölkern die Bucht. Nahe der dicht mit Gehölzen bestandenen Landzunge zwischen dem Schwentine-Verlauf und der Bucht schwimmt auch ein Kormoran, wobei er nur seinen Hals und Kopf zeigt und den Rest seines Körpers im Wasser versteckt.
Wir landen an, wobei wir wegen des Wasserstands fast 1,50 Meter hohen Stegs eine Badeleiter benutzen müssen. Eine Weile genießen wir die Sonne auf dem Steg, bevor wir unser Kanu hinab klettern und gemächlich wieder zur Schwentine Große Breite hinüber gleiten. Dabei überfliegen uns 5 Höckerschwäne in etwa 10 Metern Höhe, so dass die Geräusche ihrer Flügelfedern ungewohnt laut in mein Ohr dringen.
Große Breite bei Dörnick
Aus Richtung des Dorfes Wittmoldt dringen die typischen Rufe einiger Haubentaucher. Von denen, die ich sehen kann, haben einige immer noch einen leicht gestreiften Hals, obwohl sie längst erwachsen sind. In der Ferne sehen wir ein weißes Boot. Die Konturen sind kaum auszumachen, aber man kann deutlich erkennen, dass lange Riemen ab und zu in der Sonne leuchten: es ist also ein Ruderboot.
Große Breite bei Dörnick
Meine Mittpaddlerin flüstert mir etwas zu, was ich nicht auf Anhieb verstehe. Sie hat zwei Rehe am Ufer rechts vor dem Dorf Wittmoldt wahrgenommen. Als ich sie verstehe und ebenfalls die Rehe sehe, sind dort drei Rehe, die sich ganz nah aneinander gekuschelt unter den überhängenden Buchenästen aufhalten. Obwohl wir relativ weit entfernt sind, fühlten sie sich wohl beobachtet, und zwei von ihnen blicken nun ihrererseits zu uns herüber.
Wir bleiben eine Weile stehen, bevor wir uns dann doch losreissen. Hoffentlich sind sie nicht so sehr enttäuscht von uns! Bald treffen wir auf den Angler im weißen Ruderboot. Das Boot ist voller Angelruten, und eine hängt permanent im Wasser, während er langsam seine Riemen ins Wasser taucht.
Sehr erfreut sehen wir drei Greifvögel, die zunächst hoch oben ihre Runden drehen und sich langsam bis auf etwa 80 bis 100 Metern herunter schrauben. Der erste ist ein Seeadler und die beiden anderen erkenne ich im Fernglas als Mäusebussarde. Der Seeadler fliegt jetzt recht niedrig und setzt sich bald ab. Die Bussarde kreisen noch eine Weile, bis wir sie aus den Augen verlieren.
viele Gänse auf dem Kleinen Plöner See
Bald sind wir an Wittmoldt vorbei und genießen noch ein wenig die Weite dieses Gewässers, die sowohl ein schmaler See als auch ein breiter Fluss ist. Wir wollen noch bis zum Ende paddeln und dort eine Pause einlegen. Leider erweist sich der Pausenplatz rechts als unbetretbar, da die Zufahrt mit Rohrkolben völlig zugewachsen ist. Am linken Ufer wären schöne Plätze, aber dort arbeitet ein Landwirt gerade mit einer Telleregge, was aus der Nähe sicher nicht sehr entspannend ist.
Ich denke, wir paddeln einfach mal ein Stück die folgende Schwentine hinunter, die als nächstes zum Kronsee führt. Da es sehr flach ist, setzen wir ein paar Mal auf und ich muss uns immer wieder frei staken.
Nach einigen hundert Metern landen wir an und verbringen eine schöne Pause in der Sonne auf einer gemähten Wiese. Danach gestaltet sich die Fahrt durch das flache Wasser gegen die Strömung ein wenig schwierig. Wir kommen schnell vorwärts, aber es ist auch sehr anstrengend.
Wieder auf der Großen Breite, paddeln wir langsam in Richtung Plön zurück. Außer dem Traktor ist es recht still. Das glatte Wasser, die leicht diesige Luft und das herbstfarbene Laub verbreitet eine schöne Stimmung und löst in mir eine wohlige Stimmung aus, die meine Mitpaddlerin durchaus teilt. Wir reden nicht viel, genießen nur die schöne Natur um uns herum. Zwischendurch fliegt eine Hornisse zwischen uns hindurch.
Als wir aber auf den Kleinen Plöner See bei Dörnick gelangen, bietet sich uns ein grandioses Schauspiel: über den See fliegen immer wieder Grau- und Kanadagänse, und ab und zu hören wir die Rufe in hohen Tonlagen von Nonnen- oder Blässgänsen. Hier herrscht gerade ein sehr reger Betrieb, und das steigert sich noch, als von rechts ein Seeadler seinen Ansitz verlässt und in niedriger Höhe quer über den Kleinen Plöner See fliegt.
Höckerschwäne auf dem Kleinen Plöner See
Blick vom Kleinen Plöner See auf das Schloss Plön
Viele Gänse erheben sich aus dem Wasser, fliegen wild hin und her und wassern wieder irgendwo. Der Seeadler entschwindet, und allmählich beruhigen sich die Gänse. Plötzlich bin ich alarmiert: ein großer Schwarm kleiner Limikolen fliegt über den See, begleitet von zwei Entenvögeln, die wie Tauchenten aussehen. Ihnen folgt sehr bald ein noch viel größerer Schwarm Tauchenten, es sind bestimmt mehrere hundert, wenn nicht sogar an die tausend Enten.
Als ich ihnen noch mit dem Fernglas hinterher schaue, erscheint ein weiterer, ebenso großer Zug Enten am Himmel. Wahrscheinlich haben wir es mit Zugvögeln aus Skandinavien zu tun.
Wir sind ziemlich aufgeregt, und auf den restlichen knapp 1000 Metern sind wir noch sehr in den Empfindungen zu unseren Erlebnissen abgetaucht. Allmählich wird es lauter, da wir näher zur Einsetzstelle kommen. Sie liegt ja an der B76, einer der verkehrsreichsten Straßen in Schleswig-Holstein.
Wir paddeln noch zwischen zwei Anglern hindurch, die vom Steg bzw. aus einem Boot heraus angeln. Dann landen wir an und packen unsere Sachen. Gerade als wir anlanden, huscht ein rotbraunes Eichhörnchen quer über die Fahrspur der Slipstelle.
Die Sonne steht inzwischen recht niedrig und sie wärmt auch nicht mehr so wie am Tag. Es ist bereits nach 17:00 Uhr, als wir Plön verlassen. Ich binge meinen netten Gast noch vor die Haustür und fahre ebenfalls nach Haus.
Bei Gut Wittmoldt
Geschrieben in Kanutagebuch (2018)