(38) Am 25. September auf dem Lanker See
Geschrieben am 25.09.2018 in Kanutagebuch (2018) — Holsteinische-Seenplatte, Lanker-See, Schwentine (Geändert am 27.09.2018)
der Lanker See in Preetz
Am heutigen Dienstag will ich mal wieder allein paddeln. Es sind 13 Grad vorher gesagt bei 3 Bft. aus West. Mein Wunsch ist der Lanker See, aber zunächst habe ich Bedenken wegen des Windes und nehme mir ein anderes Gewässer vor. Als ich aber alles gepackt habe und im Auto sitze, wird die Idee mit dem Lanker See wieder ganz stark und ich beschließe, in Preetz einzusetzen.
Kirchsee in Preetz
An der Einsetzstelle bin ich der einzige, und so sitze ich bald in meinem Holzkanu und paddle durch den Kirchsee über ein kleines Stückchen Schwentine zum Lanker See hinüber.
Der Wasserstand ist sehr niedrig, und die vielen Enten sind entspannt. Ich verspüre leichten Rückenwind - was mich natürlich sofort an die Rücktour denken lässt.
Auf dem See wird es sofort kälter, so dass ich meine Weste gegen eine Jacke tausche. Während ich mich umziehe, drückt mich der Wind zu nahe an das linke Ufer, so dass ich unfreiwillig einen Graureiher dazu bringe, zum rechten Ufer zu wechseln.
auf dem Lanker See bei Schellhorn
Vor dem Probstenwerder entscheide ich mich, nach links abzubiegen und ein Stück in Richtung Freudenholmer Bucht zu paddeln. Die Enten vor mir schwimmen ohne Protest langsam zur Seite, und die vielen Grau- und Kanadagänse auf dem Probstenwerder sind ebenfalls sehr entspannt. Sie müssen hier ja auch Publikum gewohnt sein, da viel gepaddelt, gerudert und gesegelt wird.
Bald sind auch am linken Ufer größere Ansammlungen von Gänsen zu sehen: der Strand vor der Schellhorner Gilde ist ebenfalls mit mindestens 200 Gänsen besetzt. Am Segelhafen der Schellhorner Gilde startet jemand mit einer kleinen Jolle, aber ansonsten ist kein Betrieb auf dem Lanker See zu sehen. Der Segler steuert in Richtung Seemitte und entschwindet im Gegenlicht, wo nur noch glitzernde kleine Wellen zu sehen sind.
Inseln im Lanker See mit Graugänsen
Auch die letzte Insel hinter dem Probstenwerder ist voll mit Gänsen, ebenso das linke Ufer. Ich wende mich nach rechts und paddle langsam bei stärker werdendem Seitenwind auf den offenen See hinaus. Mein Blick zur Westbucht nimmt einen großen Vogel wahr, der über den Appelwarder geflogen kommt und noch recht hoch fliegt.
Sein Flügelschlag lässt nach und er beginnt zu segeln. Dabei sehe ich seinen weißen Stoß in der Sonne leuchten. Ich wünsche mir, er möge doch bitte mal ein wenig näher zu mir herüber fliegen. Als er das dann tatsächlich macht, bin ich gleichermaßen verblüfft und erfreut!
Seeadler über dem Lanker See
Der Seeadler kommt nicht nur näher, er fliegt heran und kreist eine Weile direkt über mir, so niedrig, dass ich seinen Schnabel sehen kann. Da es ziemlich weht, bekomme ich erst dann ein Foto zustande, als er bereits ein Stück entfernt und höher fliegt. Ich beobachte ihn noch eine Weile sehr erfreut, und dann paddle ich weiter zum Mittelteil des Lanker Sees hinüber.
Es wird plötzlich dunkler, da sich eine große, dunkle Wolke vor die Sonne schiebt. Das erzeugt dramatische Lichteffekte, die noch verstärkt werden, weil ein Flugzeug scheinbar hinter die Wolke fliegt und seinen Kondensstreifen hinterlässt. Ich finde ohnehin, dass man den Himmel auf einem See besonders gut erleben kann.
dramatischer Himmel über dem Lanker See
Allein mitten auf dem See zu sein, ist für mich ein besonderer Genuss. Da ordnen sich meine Gedanken und Gefühle. Mir wird ganz schnell klar, was ich will und was nicht - oder wie ich mit unerfreulichen Situationen klar komme, indem ich ihnen den richtigen Wert gebe. Auf dem See fällt es mir auch leichter, meine Optionen für mein weiteres Leben abzuwägen. So verbringe ich eine Weile hier, mit bestem Rundblick und auch sehr gutem Blick in den Himmel. Danach fühle ich mich erholt und ausgeglichen.
Als ich den schmalen Mittelteil des Lanker Sees erreiche, sehe ich dort sowohl rechts als auch links einige Silberreiher stehen. Sie nutzen das flache Wasser vor dem Schilf.
Das Wasser im Lanker See ist gegenwärtig etwa 25 cm niedriger als im Mittel, und es ist recht klar. Ich kann viele Flachstellen sehen, aber auch Stellen nahe dem Schilfufer, wo es sehr bald steil in die Tiefe geht.
An den östlich gelegenen kleinen Buchten ist an vielen Flächen sämtliches Reet abrasiert, als hätte man es gemäht oder als wären Eisschollen hier hindurch geglitten. Vom abgeschnitteten Reet ist nichts zu erkennen. Das alles kann ich mir nicht erklären und finde es sonderbar.
Segeljolle auf dem Lanker See bei Preetz
Die Segeljolle erscheint in meinem Blickfeld. Der Segler nutzt den guten Wind zwischen den beiden Seeteilen. Ich erreiche den Südteil des Lanker Sees und wende mich nach links. In der kleinen Bucht gegenüber der Sonneninsel möchte ich eine kleine Pause einlegen. Genau dort, wo ich anzulanden gedenke, sitzt ein Eisvogel. Er kam angeflogen und setzte sich dorthin. In der Sonne ist er auch mit 50 Metern Abstand zu mir gut zu sehen. Da ich ihn durch meine Anwesenheit störe, fliegt er auf und setzt sich in der Ecke der Bucht auf einen anderen Ast.
Anlanden zur Pause
Ich lasse mein Holzkanu langsam an den großen Rohrkolben vorbei durch das Schilf an Land gleiten. Seit dem Frühjahr, als ich das letzte Mal hier war, ist viel Reet gewachsen. Andere Besucher haben eine andere Anlandestelle für den selben Platz genutzt, aber dort ist es mir zu schlammig.
Einige Bäume sind hier in den letzten Stürmen umgefallen, aber zum Glück steht die große Eiche noch und auch die alte Erle hat den Angriffen getrotzt. In einiger Entfernung höre ich einen Seeadler rufen. Es können auch zwei sein.
Bucht vor Gut Wahlstorf
Ich trinke meinen Tee und gehe ein wenig umher. Erstaunlicherweise kann man sich hier unter den Weidenbüschen recht gut vorwärts bewegen, da kaum Unterholz wächst.
Der Segler hat inzwischen an der Sonneninsel angelegt, obwohl es dort eigentlich nicht erlaubt ist. Die Insel ist im Privatbesitz, im Gegensatz zum Lanker See.
Als ich wieder in meinem Holzkanu sitze, ist es fast 14:30 Uhr, und langsam möchte ich die Rücktour antreten. Ich höre wieder die Seeadler, bekomme sie jedoch nicht zu sehen.
Silberreiher auf dem Lanker See
Die Silberreiher sind auch wieder mit von der Partie. Rechts vor mir steht einer im Flachwasser, wedelt mal mit seinen eindrucksvollen Schwingen, geht ein wenig hin und her. Als ich ihm zu nahe komme, also unter hundert Metern, fliegt er kurz auf und verlegt seinen Standort ein Stückchen weiter in Richtung Altenhöfen. Am linken Ufer sind es zwei: einer steht im Flachwasser und einer sitzt auf einer hohen Weide. Sie sind weit genug von mir entfernt, fliegen nur einmal kurz auf, als der Segler kreuzt.
Segeljolle auf dem Lanker See bei Preetz
Ich habe jetzt ein wenig mit dem Seitenwind zu kämpfen, kann nur noch rechts paddeln. Das ist nicht meine beste Seite, aber es muss ja sein. Damit ich nicht abdrifte, paddle ich schnell und kräftig. So erreiche ich bald die herrlichen Preetzer Inseln. Auf der Südseite des Probstenwerders halten sich überhaupt keine Vögel auf. Aber vom Beginn der Durchfahrt an zwischen den Inseln ist rechts alles voller Grau- und Kanadagänse. Drei Vögel fliegen auf, die ich für Limikolen halte: wahrscheinlich sind es Rotschenkel oder Verwandte.
An der Spitze des Probstenwerders liegen etliche braune Fell-Wesen am Spülsaum und sonnen sich, umlagert vom Gänsevolk. Es sind Robustrinder, die hier eingesetzt werden, um Verbuschung zu verhindern. Mühsam gelingt mir im Wind ein Foto. Ich kann aber weder Kiebitze noch Austernfischer entdecken. Die halten sich sonst fast immer hier auf, heute jedoch nicht. So ist es eben mit den Erwartungen.
Robustrinder auf dem Probstenwerder
Als ich den Lanker See fast verlassen habe, kommt mir ein Paddler im Kajak entgegen. Am rechten Ufer habe ich das Gefühl, dass es etwas zu beobachten gibt. Tatsächlich entdecke ich dort einen Reiher, der unter dichtem Weidengebüsch im flachen Wasser steht. Aber wie klein ist der denn? Es ist kein Graureiher, es muss ein Nachtreiher sein. Er ist halb so hoch wie die gewohnte Art und hat auch noch sehr kurze Beine. Leider drückt mich der Wind weg, so dass ich ihn nicht mit meinem Fernglas beobachten kann. Es gibt immer wieder Überraschungen!
Wanderwegbrücke in Preetz
schlafende Stockente an der Schwentine
Am Ufer des kurzen Stücks Schwentine halten sich immer noch viele Enten auf. Sogar eine Reiherente ist unter den Stockenten, und ich entdecke auch ein Pärchen Schnatterente. Viele schlafen in der Sonne. Auf dem Steg der Kanuvermietung steht ein Graureiher. Ich steuere auf die Einsetzstelle zu. Als ich dort anlege, ist es knapp 15:30 Uhr. Beim Einpacken und Verladen meines Kanus lasse ich mir viel Zeit. Währenddessen fliegt noch mit lautem Rufen ein Eisvogel über den Kirchsee.
Auf dem Kirchsee in Preetz
Geschrieben in Kanutagebuch (2018)