Abendtour am 15. August auf dem Nebelsee
Geschrieben am 16.08.2018 in Kanutagebuch (2018) — Mecklenburgische-Seenplatte (Geändert am 20.08.2018)
Abendtour auf dem See Thüren
Wir haben uns für heute einen ganz besonderen Schlafplatz ausgesucht: es gibt eine einsame Badestelle am Nebelsee, wo früher ein Campingplatz betrieben wurde. Dort wollen wir abends einsetzen und ein Stündchen in die untergehende Sonne paddeln.
auf dem Thüren
Kaum sind wir auf dem Nebelsee, überfliegen uns zwei Seeadler. Wir biegen in den kurzen Kanal ein, der den Nebelsee mit dem Thüren verbindet. Er ist recht flach und die Wanderweg-Brücke nur etwa 3 Meter hoch. Daher können keine großen Yachten den Nebelsee befahren.
Die Ufer dieser Verbindung sind ausgespült, so dass das Wurzelwerk der Erlen, Eschen und Birken an den Ufern zum Teil frei liegt. Am Ende gelangen wir in den Thüren, der uns mit einer Art Seerosenkanal empfängt: rechts und links schwimmen Teppiche von Seerosenblättern, bevor der Schilfgürtel beginnt, der meist aus Rohrkolben besteht.
Holzkanu am Nebelsee
Noch beleuchtet die tief stehende Abendsonne die Bäume am östlichen Ufer. Als wir etwas weiter auf den offenen See hinaus paddeln, bemerken wir einen Greifvogel, der sich aus größerer Höhe hinunter zu uns begibt: es ist ein Fischadler. Er kreist nun in etwa 20 Metern Höhe über dem Wasser, kommt noch tiefer. Dann stößt er sich ins Wasser, versucht wohl, einen der vielen Fische zu ergattern, die hier in der Abendsonne ab und zu an die Wasseroberfläche gelangen.
Kanal zwischen Nebelsee und Thüren
Wir schauen dem Fischadler bei mehreren Fangversuchen zu, bis er abzieht und schnell in der Dämmerung verschwindet. Auf der Halbinsel Lärzer Werder stehen mehrere Zelte und am kleinen Strand liegen Schlauchboote. Hier haben sich Angler häuslich niedergelassen. Rechts im Schilf halten sich Schwäne auf. Die Familie hat drei noch recht kleine Junge.
Ein kleines Stück paddeln wir noch in den hier abzweigenden Tralowsee hinein. Die Sonne taucht noch für kurze Zeit ganze Seeteile in goldenes Licht, bevor sie aus dem Dunst am Horizont nur noch vereinzelte goldene Lichtschwaden durch das Geäst des ans Ufer grenzenden Waldes sendet.
Abendsonne über dem Lärzer Werder
Wir drehen um und paddeln ganz langsam und leise zurück. Plötzlich schrecken wir auf, weil hinter uns laut Kraniche trompeten! Wir schauen nach oben, und von jetzt an bleibt unser Blick die gesamte Rücktour so gut es geht auf den Himmel gerichtet. Immer mehr Kraniche ziehen aus verschiedenen Richtungen über den See, und ihre Rufe erzeugen oftmals Antworten aus Richtung Nebelsee, wo wir hin wollen.
Kraniche in der Abendsonne
Als wir durch den Kanal hindurch gepaddelt und auf dem Nebelsee sind, schallt es aus allen Richtungen, sogar noch mit Echos, und wir bleiben noch eine ganze Weile auf dem ansonsten stillen See.
Als es uns allmählich zu dunkel wird, steuern wir unsere Einsetzstelle an der Badestelle an. Gleichzeitig kommt ein Angler mit einem kleinen Motorboot angetuckert - und ein Auto mit lauter Musik. Das Auto fährt zum Angler. Eine junge Frau steigt aus und übernimmt etwas von dem Angler, bevor sie wegfährt und der Angler mit seinem Boot wieder auf dem See entschwindet. Seltsam, denken wir, aber nun gut: alles hat ja seine Gründe.
Wir packen unser Kanu leer und schließen es an einer Birke am Ufer an. So bleibt es in Bereitschaft und wir können morgen früh gleich starten.
Wir verbringen eine sehr ruhige Nacht im Auto. Es gibt nur einen weitere Schlafgast auf diesem Parkplatz, und der kam erst, als es bereits fast ganz dunkel war.
Kraniche über dem Nebelsee
Geschrieben in Kanutagebuch (2018)