Auf der Eider bei Flintbek am 8. Juli
Geschrieben am 09.07.2018 in Kanutagebuch (2018) — Obere-Eider, Schleswig-Holstein-paddeln
die Eider bei Flintbek
Da für heute viel Wind vorher gesagt wurde, paddeln wir nicht auf den Seen, sondern wählen uns ein relativ geschütztes Gewässer in unserer Nähe. Es soll die Obere Eider sein, und als Einsetzstelle wählen wir die beim Freibad Flintbek.
Wir möchten einfach die Eider aufwärts paddeln, so weit wir Lust haben, und uns einen schönen Pausenplatz suchen. Beim Einsetzen sind zwei Bikini-Schönheiten vor uns auf SUP-Brettern, die allerdings abwärts starten.
Als wir gerade alles im Kanu haben und ablegen wollen, kommen die beiden zurück und meinen, dass man in Flintbek nicht durchkommt. Jetzt wollen sie auch aufwärts. Nach etwa 100 Metern holen wir sie ein, da sie anlanden und, so wie es aussieht, wegen der Verkratung aufgeben.
Wasserstern in der Eider
Es ist vormittags bereits über 20 Grad warm, und es weht hier nur ein leichter Wind. Bald sind wir dem Verkehrslärm entkommen, und wir genießen die schöne Natur um uns herum. Kleininsekten, Bienen, Hummeln und Libellen laben sich an Säften oder tragen Blütenpollen zu ihrer Familie. Wir erfreuen uns an den unscheinbaren Blüten des Igelkolbens, den kleinen Einzelblüten in hellviolett und weiß vom Wasservergissmeinnicht, der Brunnenkresse und des breitblättrigen Merk (der hier nur recht kleinwüchsig vorkommt).
Während wir gegen die sanfte Strömung an paddeln, leuchten uns an manchen Uferstellen die dunkelroten Blüten des Blutweiderich entgegen. Vereinzelt treffen wir auch einige kleine Weidenröschen, und an vielen Stellen auch Schwanenblumen an.
Auf einem Holunder landet ein Neuntöter. Leider ist der recht scheu und fliegt wieder auf, als wir näher kommen.
die Eider bei Böhnhusen
Igelkolben und Flutender Wasserschwaden bilden abschnittsweise ganze Teppiche. Sie sind nicht sehr stark verfilzt und dort, wo es keine freien Stellen gibt, können wir uns leicht unseren Weg bahnen. An vielen anderen Stellen haben Gelbe Teichrosen größere Wasserflächen zugewuchert. Sich dort durchzuschlagen, ist schon nicht mehr ganz so einfach und kommt uns auch ziemlich brutal vor.
In einigen Uferbereichen sehr wir in den Flachwasserzonen Wasserehrenpreis und Brunnenkresse, und es gibt größere Vorkommen der Sumpfkresse. Teilweise beginnt diese schon mit der Blüte. Ab und zu sehen wir Wasserknöterich und auch die Kanadische Wasserpest kommt vor. Unter Wasser und über Wasser wächst der üppige Wasserstern. Bei diesem Dschungel kann man sich leicht vorstellen, dass Fischlarven sich hier geborgen fühlen. Auch die Kleine Wasserlinse fällt uns auf, aber da es doch fast überall Strömung gibt, ist sie nicht so verbreitet.
Brunnenkresse in der Eider
Wir treffen einige Reiherenten - Weibchen an. Einige von ihnen haben noch Kleine dabei, und andere verraten durch ihr Ablenkungstheater, dass sie ihre Küken irgendwo am Ufer unter Pflanzen versteckt haben. Auf einer Wiese bei Böhnhusen weiden etliche Kanadagänse.
Die Sonne brennt, und eine Gruppe von Robustrindern hält sich im totalen Schatten unter einem Waldrand auf. Ab und an hören wir einen Rohrsänger, und auf einem alten Rohr sitzt eine junge Bachstelze.
An einer Stelle, wo vor einiger Zeit ein Baum über die Eider gefallen war, hat sich eine Menge Treibgut angesammelt. Von weitem sieht es so aus, als gäbe es kein Durchkommen. Als wir näher heran sind, schaffen wir es mit etwas Schwung hindurch. Dabei produzieren wir eine Lücke im Treibgut.
die Eider bei Böhnhusen
An einer schönen Stelle landen wir für eine Pause an. Dort ist das Ufer meist zu hoch, aber da wir einen ungewöhnlich hohen Wasserstand haben (laut Pegel Flintbek plus 25 cm über MW), können wir diesen schönen Platz nutzen.
Während wir unseren Tee trinken und Quinoa-Salat essen, beobachten wir ein reges Treiben der Vögel um uns herum: auf einem kleinen Teich, der abseits der Eider liegt, hütet eine Schwanenmutter ihre zwei Kleinen. Ein Turmfalke fliegt immer mal wieder über den Knick in die Luft, wenn gerade ein Mäusebussard seine Runden dreht oder eine Rohrweihe die Thermik zum Segeln nutzt. Krähen und Kolkraben sind ebenfalls aktiv, und ab und zu erscheint eine Armada von Möwen. Es sind auch mal zwei Rohrweihenmännchen unterwegs, und dann plötzlich drei. Könnten das bereits Jungvögel sein, die mit ihren Eltern ihre Runden drehen? Ein Kormoran setzt sich auf eine tote Birke, um sein Gefieder zu trocknen. Zweimal hören wir hinter unserem Rücken einen Eisvogel rufen. Zu sehen bekommen wir ihn jedoch nicht.
Als wir plötzlich Besuch von zwei Kranichen bekommen, die in niedriger Höhe das Eidertal entlang fliegen, sind wir ganz aus dem Häuschen! Auf der gegenüber liegenden Wiese steht in einiger Entfernung der Stumpf eines toten Baumes, und auf dem landen nacheinander zwei kleine Vögel. Im Fernglas können wir sie als Schwarz- oder Braunkehlchen bestimmen.
eine Schwanenblume in der Eider
Wir liegen noch lange im Halbschatten einer alten Birke und genießen die Schauspiele um uns herum. Dann brechen wir zu unserer Rücktour auf. Wir erwarten Gegenwind, doch durch wechselnde Windrichtungen und mändrieren der Eider kommt es selten dazu, dass der Wind ganz frontal weht.
Durch die schwache Strömung lassen wir uns abwärts treiben und tun nicht viel zum vorwärts Kommen. Der Sonnenstand begünstigt gute Blicke ins klare Wasser mit Sichttiefen bis zu zwei Metern. An manchen Stellen sind viele Fische unterwegs. Deren Größen variieren von ganz klein bis zu etwa 30 cm Länge.
Während wir genießend in uns versunken langsam vorwärts kommen, schreckt uns plötzlich sehr lautes Trompeten auf: für ganz kurze zeit sehen wir die beiden Kraniche ganz nah neben unserem Ufer. Durch den hohen Uferbewuchs sind wir dann aber von ihrer Sicht getrennt, was ja auch ganz gut ist. Unsere Stimmung steigt noch weiter!
Kurz vor Flintbek fliegt dann noch zu unserer großen Freude ein Eisvogel an uns vorbei.
Weide in der Eider
An unserer Einsetzstelle sitzt ein junger Vater und hält seinen Kescher ins Wasser. Es gibt dort zwar viele Fische, aber er fängt keinen einzigen. Wir packen unsere Sachen ein und das Holzkanu aufs Autodach. Unsere Heimfahrt dauert nur etwa 20 Minuten. Wir freuen uns sehr über diesen schönen, erholsamen Paddeltag!
der Aufrechte Merk mit Blüten
Geschrieben in Kanutagebuch (2018)