Samstag den 13. auf den Seen bei Preetz und Wahlstorf
Geschrieben am 13.10.2018 in Kanutagebuch (2018) — Holsteinische-Seenplatte, Lanker-See, Schwentine (Geändert am 23.10.2018)
Es ist Mitte Oktober, und wir haben Sommer - und Wochenende. Gundula und ich wollen heute auf den Lanker See, obwohl es windig ist. Südlicher Wind ist erfahrungsgemäß auf diesem See kein Problem bei 3 Bft. Dazu haben wir fast 22 Grad.
An der Einsetzstelle am Kirchsee in Preetz sind wir noch allein, als wir kurz nach Mittag starten. Unter der Wanderwegbrücke am Wallberg halten sich viele Enten auf. Die meisten sind Stockenten, aber es ist auch ein Pärchen Tafelente dabei. Von den hohen Bäumen auf beiden Uferseiten hören wir Rotkehlchen singen. Endlich singen sie wieder!
Unser Holzcanadier an der Einsetzstelle Kirchsee in Preetz
Als wir noch nicht weit im Lanker See sind, sehe ich links vor dem Schilf, dass sich etwas hektisch bewegt, abtaucht, auftaucht und wieder abtaucht. Kein Zweifel, es ist ein Zwergtaucher! Als wir ganz genau hinschauen, ist dort noch ein weiterer. Es überrascht mich immer wieder, zu erkennen, wie klein die wirklich sind.
Ein Graureiher steht im schütteren Schilf so versteckt, dass man ihn kaum entdecken kann. Wir paddeln gegen gleißende Sonne auf den Lanker See hinaus, wobei wir die Insel Probstenwerder weit links von uns liegen lassen. Die ist nämlich voller Vögel, meist Grau- und Kanadagänse. Ein Silberreiher geht dort sehr langsam am Strand spazieren und reckt dabei ab und zu seinen Hals, der manchmal fast wagerecht steht. Kurze Zeit später fliegt ein großer Schwarm Kiebitze dort hin und her. Unter ihnen fliegen auch Stare mit.
Gänse auf der Vogelinsel Probstenwerder in Preetz
Während wir dort gegen ziemlichen Wind vorbei paddeln, entdeckten wir einen größeren Schwarm Limikolen, der dort vor dem Ufer für wenige Sekunden zu sehen ist. Es könnten Regenpfeifer sein oder Alpenstrandläufer. Bald sind wir auf dem offenen Lanker See, und trotz des in Böen recht heftigen Windes haben wir keine größeren Wellen. Die entstehen erst, als wir die schmale Stelle zwischen dem nördlichen und dem südlichen Teil des Lanker Sees erreichen. Weiter links von uns steht ein weiterer Silberreiher. Während wir in den schmalen Seeteil hinein paddeln, sehe ich etwas Dunkles auf einem mittelhohen Baum sitzen. Als wir uns dem Punkt nähern, sitzt dort ein Seeadler, keine 10 Meter hoch, bestenfalls 50 Meter von uns entfernt. Er putzt sich. Wir versuchen, möglichst wenig Aufmerksamkeit zu erregen, gucken sogar bewusst weg. Da hören wir ihn plötzlich rufen, drehen uns wieder zu ihm um und sehen ihn nicht mehr. Wir hören nur seine Rufe aus den Gehölzen auf der Halbinsel.
Seeadler am Lanker See
Bald paddeln wir zwischen der Sonneninsel und Altenhöfener Halbinsel hindurch. Der Wind lässt ein wenig nach. Rechts von uns halten sich sehr viele Graugänse auf und rufen alle durcheinander. Einen Grund dafür können wir nicht entdecken. Beim Schwentinezufluss ist der Lanker See so flach, dass wir nur eine schmale Stelle finden, um an der Sandbank vorbei zu kommen.
Das Stück Schwentine am Gut Wahlstorf vorbei nötigt uns viel Kraft, Geschicklichkeit und Ausdauer ab. Wir benötigen eine knappe halbe Stunde, um teils paddelnd, teils stakend und teils treidelnd hier hoch zu kommen. An manchen Stellen steige ich aus, aber der Grund ist oft voller winziger Muscheln, die eine Schichtdicke von mehr als 10 cm erreichen, so, als wäre der Grund verschlammt. Da kann ich dann nicht mehr gehen.
Unter der Brücke ist es fast so schwer wie damals, als es das Aalwehr noch gab und man nur eine schmale "Zunge" hatte, die sehr schnell floss. Auch heute kommen wir nur stakend an einer einzigen Stelle durch, und auch da muss ich kurz aussteigen. Bevor wir tieferes Wasser erreichen, entdecke ich links von uns am Ufer eine Ringelnatter, die sich gerade an Land schlängelt. Leider ist es mir nicht möglich, sie zu fotografieren.
Flachstelle in der Schwentine in Wahlstorf
Die zum Paddeln nötige Wassertiefe erreichen wir erst bei dem ersten Haus in Wahlstorf am linken Ufer. Jetzt können wir ein wenig entspannen und kommen trotzdem vorwärts.
Durch die anhaltende Trockenheit ist der Zugang zum Nebengewässer dort auf der rechten Seite total mit Rohrkolben und Binsen zugewachsen. Wir paddeln in den Fuhlensee hinein. Beim Fischer Bock herrscht viel Betrieb: dort lassen etwa 20 Leute bewirten. Am kleinen Strand liegt ein Kajak.
Wir paddeln durch den Fuhlensee zum Kronsee hinüber. Ab und zu begegnen uns andere Paddler, aber es sind nur wenige unterwegs. Das Stück Schwentine zwischen Fuhlensee und Kronsee ist recht klar, so dass wir tief auf den Grund sehen können. Hier sehen wir den ersten Eisvogel für heute. Er hat direkt vor uns auf einem über das Wasser ragenden Weidenzweig gesessen und sucht sich nun blitzartig einen neuen Ansitz zum Jagen.
beim Fuhlensee in Wahlstorf
Aus dem nahen Wald hören wir einen Schwarzspecht seine typischen klagenden Laute rufen. Bald erreichen wir den Kronsee, wo sich einige Haubentaucher mit ihren erwachsenen Jungen aufhalten. Ein Angelboot liegt unbewegt in der nördlichen Bucht.
Wir sind nun so hungrig, dass wir dringend eine Pause benötigen. Immerhin ist es bereits 14:45 Uhr, als wir an "unserer" Pausenstelle anlanden. Die Wiese ist gemäht worden, und wir benutzen einen sehr schmalen Pfad durch die hohen Gräser, um dorthin zu gelangen.
Pause an der Schwentine
Wir breiten unsere Sachen aus und machen uns auf unserem Gaskocher Geflügelwürstchen warm. Dazu essen wir den Kartoffelsalat, den Gundula am Samstag Abend noch gemacht hat. Es ist warm, und wir genießen die schöne Natur um uns herum. Immer noch fliegen Libellen umher sowie eine größere Zahl an Eintagsfliegen. Allmählich erholen wir uns von den Strapazen der Flachwasserstrecke beim Gut Wahlstorf.
Vor dem Fuhlensee bei Wahlstorf
Als wir eine Weile im Halbschatten gedöst haben und auf die Uhr schauen, ist es bereits 15:48 Uhr. Unsere Pause hat also etwa eine Stunde gedauert. Das Zeitgefühl verliert sich meistens, wenn wir auf dem Wasser oder sonstwie in der Natur unterwegs sind. Uns ist jedoch klar, dass wir noch etwa 7,5 km zu paddeln haben. Das bedeutet, etwa noch knapp 2 Stunden unterwegs zu sein. Dann sollten wir mal besser starten, denn die Sonne geht um etwa 18:30 Uhr unter.
Wir packen also alles in Ruhe ein und lassen unser Kanu wieder ins Wasser gleiten.
die Schwentine bei Gut Wahlstorf
Schwentine vor dem Lanker See beim Gut Wahlstorf
Bald sitzen wir also wieder in unserem Kanu. Noch bevor wir den Kronsee erreichen, fliegt ein Eisvogel an uns vorbei. Auch wenn wir sie des öfteren zu sehen bekommen, ist es immer wieder eine Freude!
Den Kronsee durchpaddeln wir schnell und lassen uns in dem folgenden Abschnitt der Schwentine dafür umso mehr Zeit. Auch hier singen die Rotkehlchen, und manchmal sehen wir Fische durch das klare Wasser flitzen.
auf dem Lanker See
Auch den Fuhlensee lassen wir recht schnell hinter uns. Beim Fischer liegen jetzt mehr Kanus als auf der Hintour. Wir sind sehr gespannt, ob die Fahrt auf der folgenden Schwentine beim Gut jetzt mit der Strömung eher möglich ist ohne treideln. Tatsächlich kommen wir an den meisten Stellen gut durch und ich muss selten aus dem Kanu steigen. Vorsichtig umschiffen wir einige Steine, die knapp unter der Wasseroberfläche liegen. An der Einmündung in den Lanker See erwischen wir prompt die Sandbank, aber mit ein wenig drücken und staken können wir uns ins tiefere Wasser manövrieren und sind bald auf dem Lanker See.
Rückenwind-Segeln auf dem Lanker See
Rechts von uns schwimmt ein Wasservogel, der sich bei näherem Hinsehen als jagendes Gänsesäger-Weibchen entpuppt. In der Bucht rechts vor Altenhöfen (rechts, bei der Gänseinsel) halten sich viele Wasservögel auf, die Bucht ist geradezu gefüllt mit ihnen. Die Töne deuten auf Graugänse hin, aber es könnten auch noch andere Arten dabei sein.
Hinter uns hören wir seit längerem ein Gespräch und werden dann auch bald von zwei Leuten in Kajaks überholt. Man erkennt uns, lobt unser "FlussInfo" und paddelt von dannen. Mir ist der Mann als Buchautor und Fotograf bekannt, und ich rufe ihm noch hinterher, dass ich seine Fotos toll finde. So gibt es immer wieder nette Begegnungen auf dem Wasser.
Lanker See in Preetz
Ab der Sonneninsel haben wir richtigen Rückenwind, und das nutzen wir nun zum Schirm-Segeln aus. Auf diese Weise kommen wir bei wechselnden Windstärken bis kurz vor Preetz. Ganz nebenbei hören wir von der großen Hablinsel nahe dem Appelwarder noch zwei Seeadler rufen.
In Preetz sind gerade die Ruderer los, es wird also wieder gefährlich. Tatsächlich erleben wir erneut, dass Ruderer nicht darauf achten, was hinter (vor!!) ihnen ist und einfach drauflos rudern. Wenn wir noch weiter nach rechts ausweichen würden, kämen wir den vielen Gänsen auf dem Probstenwerder zu nahe. So lassen wir sie stramm an uns vorbei zischen. Einen dummen Spruch bekommen wir auch noch zu hören. Was für arrogante Leute!
Rechts wird das Reet-Ufer gerade sehr schön von der Abendsonne angestrahlt. An einer Stelle bewegt sich etwas, und als wir genau hinschauen, ist dort ein Zwergrtaucher aktiv. Er macht einige Tauchversuche, und dann bleibt er oben: wir sehen zu, wie er mühsam einen Fisch hinunter schuckt. Das scheint für ihn nicht so einfach zu sein. Womöglich war der Fisch auch von der Größe her ein wenig über dem Durchschnitt? Kurz darauf können wir noch ganz kurz einen Eisvogel beobachten, der laut rufend von dannen fliegt.
Sonneninsel auf dem Lanker See
Wir kommen im Kirchsee an und ziehen unser Kanu an der Einsetzstelle an Land. Während wir unsere Sachen und das Kanu verladen, kommen noch andere Paddler an. Bald sind wir wieder auf dem Heimweg. Es war ein sehr schöner Tag, wenn wir auch eine recht anstrengende Hintour hatten.
Geschrieben in Kanutagebuch (2018)