Auf der Schwaanhavel am 14. August
Geschrieben am 15.08.2018 in Kanutagebuch (2018) — Mecklenburgische-Seenplatte, Schwaanhavel (Geändert am 19.08.2018)
Einsetzstelle Ahrensberg
Heute ist es recht windig, und wir wollen auf der Schwaanhavel paddeln. Im Prinzip gibt es zwei Einsetzstellen: die eine führt etwa 3 Kilometer über den Plätlinsee und die andere führt etwa 2,5 Kilometer über den Kammerkanal (Havel, Obere-Havel-Wasserstraße). Da der Wind aus West kommen soll, entscheiden wir uns für den Kanal. Dort werden wir ihn seitlich haben, was kaum bemerkbar sein wird. Auf der Schwaanhavel selbst ist es immer sehr geschützt.
Auf der Oberen Havel Wasserstraße
Es kommen uns einige Paddler entgegen und nur sehr wenige Motorbootfahrer. Bald erreichen wir die Abzweigung zur Schwaanhavel. Uns fällt auf, dass viele umgestürzte Bäume entfernt wurden. Ich erinnere mich daran, gehört zu haben, dass in diesem Frühjahr sehr viele umgekippt sind und man bei der Räumung wohl gleich einige der Bäume mit entfernt hat, die dort schon lange liegen.
auf der Schwaanhavel
Der Wasserstand ist etwa 10 cm niedriger als gewöhnlich. Ab und zu kommen uns Kanus entgegen. Die Leute sind recht ruhig und scheinen die Natur zu genießen. An Stellen, wo das Wasser klar ist, sind oft Fische zu sehen. Wir können mehrfach einen Eisvogel beobachten, und zu unserer Freude lässt er uns immer recht nahe heran kommen, bevor er für ein kurzes Stück auffliegt.
Gebüsch in der Schwaanhavel
An manchen Stellen ist dieses kleine Fließ ziemlich mit Reet zugewachsen, und dann kommen wir an eine Stelle, wo wir uns mit eingezogenen Hälsen ziemlich geschickt durch dichtes Geäst von Weiden hindurch zwängen müssen. Dabei fällt uns auf, dass die Schaanhavel heute eine deutliche Strömung aus dem Plätlinsee hat.
Buschwerk in der Schwaanhavel
Als wir das Dickicht überwunden haben, hören wir aus dem Sumpfgelände hinter uns Kraniche rufen. So bleibt es eine Weile, und zum Schluss bekommen wir sogar einige zu sehen, die hinter uns aufgeflogen sind.
Wir sind nun auf dem Abschnitt, wo die Schwaanhavel kanalisiert wurde und lange, gerade Strecken bildet. Dort sind die alten Bäume nicht entfernt worden, und mindestens ein dicker Stamm ist hinzu gekommen. Der Grund war bisher sandig, aber nun ist er eher moorig.
Im Geäst der alten Erlen hören wir Bunt- und Grünspechte, und in der Ferne sind immer noch Kraniche zu hören. Eine kleine Gruppe Kajakfahrer kommt uns entgegen. Man grüßt freundlich, und wir werden vor etwas gewarnt, das noch auf uns zukommt.
Totholz in der Schwaanhavel
Das Wahrzeichen der Schwaanhavel
Wir benötigen dringend einen Pausenplatz, und wir beabsichtigen, bis zur Brücke zu paddeln und uns dort für eine Weile nieder zu lassen. Kurz bevor wir ihn erreichen, wird die Schwaanhavel zu flach, so dass wir aussteigen und auf dem sandigen Grund unser Kanu treideln müssen. Das war wohl der Gegenstand der Warnung des freundlchen Kajakfahrers. Da wir aber nur bis zur Brücke paddeln wollen, ist unsere Treidelstrecke nicht so lang wie seine.
Treideln in der Schwaanhavel
Wir landen an und erledigen erst einmal das Geschäftliche. Dafür ist hier genügend Auslauf auf festem Grund. Danach setzen wir uns auf unsere Kisten und essen unser zweiter Frühstück, also Obstsalat mit Haferflocken, Yoghurt, Nussmehl und Crunchies. Danach gehe ich ein wenig umher und entdecke, dass man die Feldwegbrücke hier wieder aktiviert hat, um mit Traktoren etc. darüber fahren zu können. Man hat Hölzer zum Teil getauscht, und über alle Holzteile hat man zur Lastverteilung dicke Tränenbleche gelegt und verschweisst. Der Weg führt von der Wustrower Chaussee zum Gut Ahrensberg.
flache Schwaanhavel nahe der Feldwegbrücke
Während wir uns ausgiebig erholen, landet eine treidelnde Frau mit ihrem Kajak an und geht kurz in die Büsche. Bald zieht sie weiter in Richtung Plätlinsee.
Eine Familie in zwei Kanus kommt aus dem Plätlinsee angetreidelt und nutzt ebenfalls diese Stelle für einen kurzen Stopp. Dabei kommen wir ins Gespräch, und es stellt sich heraus, dass die Familie aus Preetz kommt, also nur knapp 10 km von uns entfernt wohnt.
Gundula fotografiert Jürgen mit dem Smartphone beim Paddeln
Bald starten wir für unsere Rücktour. Es ist ganz still geworden, und die Sonne bringt mit ihren schrägen Strahlen einen eindrucksvollen Lichtzauber in diesen Erlenbruch mit dem romantischen Flüsschen Schwaanhavel. Auf unserer gesamten Rücktour begegnen wir keinem einzigen Paddler mehr. Wir sind ganz allein in der Abendstille - mit einigen Eisvögeln, Spechten und Fischen. Da nicht mehr geschleust wird, hat auch die Strömung nachgelassen. Die Havelschleusen abwärts, also Steinförde, Fürstenberg, Bredereiche etc. benötigen ja Wasser und das erhalten sie aus dem System Drewensee, Priepertsee, Wangnitzsee usw. Letzlich kommt es von der Havel oberhalb von Wesenberg (wenig) und über die Müritz-Havel-Wasserstraße, also von der Müritz über die Schleusen Mirow, Diemitz, Canow und Strasen sowie ganz wenig über den Bolter Kanal (Alte Fahrt).
Der Wind hat auch nachgelassen und ist bald darauf ganz verschwunden.
ab durch die Büsche in der Schwaanhavel
Nach gut einer Stunde erreichen wir den Kammer-Kanal (Obere-Havel-Wasserstraße), als es zu regnen beginnt. Wir halten unter den großen Kastanien und warten den Regen ab. Als wir glauben, dass er vorbei ist, setzen wir unsere Fahrt auf dem Kanal fort. Nach einer kurzen Weile hören wir hinter uns ein Rauschen, das immer näher kommt. Wir drehen uns um und sehen, dass eine Regenfront auf uns zu eilt. Ich gebe Gundula den Schirm und hole mir eine Plastikplane, die ich morgens noch eingesteckt habe.
Wir halten uns rechts am Ufer und warten den Guss ab. Der hält jedoch an, und so paddeln wir langsam, so gut es geht mit dem Anglerschirm und der Plane, den Kanal in Richtung Ahrensberg zu unserem Auto.
Leider ist meine Plane ziemlich undicht, da ich die älteste erwischte, die ich finden konnte. Ich werde total nass, während Gundula nur Spritzwasser abbekommt.
Als der Regen vorbei ist, paddeln wir so schnell wie können die 1500 Meter zur Einsetzstelle, wo ich mich trockne und umziehe. Nachdem alle nassen Sachen verstaut sind und das Kanu auf dem Autodach liegt, fahren wir zu unserem nächsten Übernachtungsplatz in Wustrow.
Geschrieben in Kanutagebuch (2018)