Am 30. September auf der Schwentine bei Gut Rastorf
Geschrieben am 30.09.2018 in Kanutagebuch (2018) — Schwentine (Geändert am 04.10.2018)
auf dem Rosensee
Am Frühen Sonntag-Nachmittag setzen wir in Schwentinental / Raisdorf an der B 202 in den Rosensee ein. Zeitgleich kommt ein Trupp Mitkanufahrer lautstark gröhlend angepaddelt, und so befürchten wir schon Schlimmes. Während wir unsere Sachen zum Wasser tragen, tragen die Ankömmlinge ihre zum Parkplatz, wo gerade der Trailer der Kanuvermietung ankam. Die Leute wuseln um uns herum, es ist eng, aber erstaunlicherweise ist man hinreichend freundlich. Trotzdem sind wir froh, bald in unserem Kanu zu sitzen und durch einen grünen Teppich mehrere Meter bis zum offenen Wasser zu gelangen. Der Teppich ist zum Glück nicht mehr so dick wie wir es noch bis vor kurzem erlebten.
Stockenten auf dem Rosensee
Auf dem Rosensee halten sich viele Wasservögel auf: außer Stockenten sehen wir Schnatterenten, Krickenten, Kormorane sowie Graureiher. Einer der Kormorane steht mit ausgebreiteten Schwingen auf einem dicken, kahlen Ast eines umgefallenen Baums am linken Ufer. Die Vögel sind eher Durchziehende, sie sind Kanus nicht gewöhnt und daher recht scheu.
Bis zum Ende des Rosensees haben wir Rückenwind, und ab der ersten Biegung sind wir überwiegend im windgeschützten Bereich. Dort fällt uns eine Stelle ins Auge, die sich stark verändert hat: man hat vor einigen Jahren eine kleine Pfahlreihe eingeschlagen und die Pfähle mit Drähten verbunden. Die ersten Jahre passierte nicht viel, nur einige tote Äste wurden aufgehalten. Aber nun hat sich eine große Pflanzeninsel aus Rohrkolben gebildet. Womöglich hat hier jemand nachgeholfen und gepflanzt, das entzieht sich meiner Kenntnis.
Insel-Bildung in der Schwentine
Wir paddeln langsam die Schwentine aufwärts. Am "Stumpfen Eck" kommt uns ein Canadier mit einer großen Familie entgegen. Man grüßt nett. Auch hier hat sich vieles verändert: es ist eine Insel entstanden, indem eine Baumleiche sich mit Treibgut angefüllt hat. Darauf haben Pflanzen gesiedelt, von Rohrkolben über Brunnenkresse bis Pfeilkraut ist vieles vertreten. Die Schwentine renaturiert sich also teilweise selbst.
Schwentine beim Stumpfen Eck
Die Strömung auf dem folgenden Abschnitt ist erheblich schwächer als gewohnt, so dass wir ganz gut vorwärts kommen. Eine der Engstellen ist nicht mehr ganz so eng und auch hier fließt es nicht mehr so stark.
Das Laub der hier vorherrschenden Hainbuchen am linken Ufer hat seine Färbung bereits in Richtung Gelb verändert. Wir hören unseren ersten Zaunkönig für heute.
Obwohl wir uns recht viel Zeit lassen, kommen wir ganz gut voran. Dabei mache ich auch noch Fotos, und wir nehmen so viele Eindrücke wie möglich aus der uns umgebenden Natur in uns auf. Man könnte auch sagen, wir berauschen uns an den Eindrücken.
Auenwald beim Gut Rastorf
Eigentlich ist es ja recht kühl und windig, aber hier im Auenwald beim Gut Rastorf, durch den wir ja gerade paddeln, scheint ein wenig die Sonne durch das lichter werdende Geäst der Buchen und Erlen. Allmählich erreichen wir die Fußgängerbrücke, und wir müssen uns diesmal nicht ducken. Der niedrige Wasserstand verschafft uns genügend Kopffreiheit.
Vom rechten Ufer aus fliegt etwas blitzschnell zum linken Ufer beim Gutshof hinüber. Es ist ein Eisvogel! Hier ist es so flach, dass wir mit unseren Paddeln oft auf den Grund stoßen. Diese Untiefe ist aber bald vorbei.
Angefüllt mit einer lustvollen Spannung auf das, was noch um uns herum passieren wird, lassen wir unser Kanu weiter die Schwentine aufwärts gleiten. Wir hören einen Grünspecht aus dem nahen Wald rufen, und auch Kleiber lassen ihre kurzen, hellen Rufe vernehmen. Im Uferbereich sehen wir einige Male die Stellen, wo Wildschweine durch das Wasser laufen oder schwimmen.
üppige Natur beim Gut Rastorf
Während wir die Pflanzen und Tiere um uns herum betrachten und beobachten, setzen sich Eintagsfliegen auf unsere Köpfe, auf den Bug oder den Süllrand. Libellen umschwirren uns, bleiben manchmal in der Luft direkt vor unseren Gesichtern stehen. Einige grünliche und auch rötliche Kleinlibellen kommen uns ebenfalls besuchen, und andere sitzen auf Pflanzenteilen, die sich am Totholz angesammelt haben.
Wo die Ufergehölze fehlen, setzt uns der Wind ganz schön zu. Da müssen wir schon mal richtig Kraft aufwenden, um auf Kurs zu bleiben. Auf der großen Wiese der Stiftung Naturschutz weiden Robustrinder, und sie haben noch zwei recht kleine Kälbchen dabei.
Schwentine beim Gut Rastorf
Wir sehen einen Eichelhäher die Schwentine überqueren, und als wir kurz darauf die Rufe eines Mäusebussards hören, denken wir, dass diese von dem Eichelhäher stammen könnten, der erfahrungsgemäß gerne andere Vögel imitiert. Diese Imitationen sind oft daran zu erkennen, dass am Ende etwas fehlt oder dass die Melodie nicht so schwungvoll daher kommt.
Als wir die Pausenstelle "Pferdekoppel" beim Gut Bredeneeck erreichen, landen wir dort an und vergnügen uns mit selbst gebackenen Zimtschnecken und Tee. Für gewisse Zeit bekommen wir Gesellschaft von Spaziergängern mit Hund. Der soll baden, will aber nicht. Alle Tricks helfen nicht, der Hund tut es einfach nicht. Er wird darauf hin einmal mit sanfter Gewalt ins Wasser getragen und lässt sich danach auf gar nichts mehr ein.
Einige Mietboot-Fahrer kommen rasend schnell vorbei und schauen sich sehr intensiv nach der Pausenstelle um. Sie landen allerdings nicht an, es ist ihnen wohl schon zu voll.
Pause an der Pferde-Badestelle
Die Sonne scheint hier richtig schön, aber aus der selben Richtung weht es auch mächtig. Daher ist unsere Pause nicht ganz lang wie gewünscht. So brechen wir nach immerhin einer halben Stunde zu unserer Rücktour auf.
Auch wenn wir die Strömung auf der Hintour nicht so wahrnahmen, ist es nun doch leichter, vorwärts zu kommen. Ich paddle die meiste Zeit allein. Streckenweise lasse ich unser Kanu auch ganz einfach treiben und genieße die schöne Natur um uns herum umso mehr.
wieder durch den Auenwald der Schwentine beim Gut Rastorf
Wir sehen mehrfach einen Eisvogel und beobachten einige Male Zaunkönige. Hinter der Wanderwegbrücke entdeckt Nina sogar drei Rehe! Sie beäugen uns von hoher Warte, stehen am oberen Rand der Böschung.
Zu unserer besonderen Freude hören wir plötzlich ganz entfernt Kranichrufe. Sie nähern sich uns sogar, und einer fliegt dann gar nicht weit entfernt eine Runde. Auch das können wir allerdings nur hören.
Besonders genießen wir jetzt den Abschnitt an der Mündung des Altarms vorbei: links liegt der hohe Hang, mit Lärchen bewaldet. Rechts von uns, zwischen Altarm und Hauptarm der Schwentine, sehen die Ufer durch Moosbewuchs und Hainbuchengehölze jetzt besonders reizvoll. Auch hier lässt sich wieder ein Grünspecht hören!
Auenwald beim Gut Rastorf
Bald sind wir am "Stumpfen Eck" vorbei, wo wir leider einen Graureiher aufscheuchen. Auf dem folgenden Rosensee müssen wir alle drei kräftig gegen den Wind an paddeln. Dabei können wir nur flüchtige Blicke auf die vielen Enten werfen, die sich hier für ihre Weiterreise in wärmere Gefilde Fett anfressen.
Der Straßenlärm wird stärker, wir nähern uns der Einsetzstelle an der B202. Der Himmel hat sich inzwischen zugezogen, aber der Wind ist immer noch da. Wir landen gegen 16:15 Uhr an und als wir das Kanu an Land gehoben haben, müssen wir erst einmal die Entengrütze entfernen. Da ich bereits damit gerechnet habe, dass es an der Einsetzstelle kein klares Wasser zu schöpfen gibt, nehme ich von dem Trinkwasser, von dem ich meistens ein paar Kanister dabei habe. Da das Kanu noch nass ist, lässt sich die Entengrütze mühelos entfernen.
Wir verladen Kanu und Ausrüstung und haben nur etwa fünf Kilometer Heimweg. Was für ein unerwartet schöner Sonntag! Zwei Tage vorher war noch recht schlechtes Wetter vorher gesagt worden. Wir haben die aktuelle Gelegenheit gut ausgenutzt und freuen uns darüber sehr!
Beginn des ersten Altarms beim Gut Rastorf
Geschrieben in Kanutagebuch (2018)