Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Tourenstart am Samstag Nachmittag in Nehringen an der Trebel

Geschrieben am 23.05.2018 in Kanutagebuch (2018) , Kanureisen (2018) —   Trebel

Teil 2 von 4 in der Serie Auf der Trebel zu Pfingsten 2018

Um nicht in den allgemeinen Verkehrsstau zum Beginn des Pfingstwochenendes zu geraten, wollen wir erst am Samstag zu Hause los fahren. Unterwegs haben wir noch ein paar Dinge für FlussInfo zu erledigen, so dass wir dann am Nachmittag in Nehringen ankommen. 

An der Kanu-Einsetzstelle herrscht sogar Betrieb. Eine kleine Gruppe ist angekommen und schafft nach und nach Ausrüstung und Kanus zum WWR hoch. Schon jetzt hören wir Kraniche und Pirole rufen.

Wir entladen unser Auto und ich fahre es zum Parkplatz beim WWR. Wir rüsten uns aus und schaffen unser beladenes Kanu ins Wasser, indem wir die Holzkante des Steges nass machen. So kann das schwere Kanu leicht drüber gleiten.

Als wir in unserem Holzkanu sitzen, zeigt die Uhr auf meinem Smartphone bereits 16:45 Uhr. Die Sonne scheint, und leichter Wind kühlt uns ein wenig ab. 

 

Holz-Klappbrücke in Nehringen

Holz-Klappbrücke in Nehringen

Wir wollen nicht weit paddeln: unser Ziel für heute heißt Bassendorf. Das liegt etwa 5 Kilometer Fluss aufwärts. Dort soll es einen neuen Wasserwanderrastplatz geben, und den wollen wir in Augenschein nehmen und zu unserer Übernachtung nutzen. Eine kleine Abendtour ist vielleicht auch noch drin. 

Während unserer Anfahrt haben wir innerlich eine ziemlich große Liste dessen aufgebaut, was wir hier an Naturgenuss erwarten. Gleichzeitig ist uns natürlich klar, dass das nicht zu erfüllen ist, denn diese Liste beinhaltet so ziemlich alles, was wir in den vergangenen Jahren hier erlebt haben. Aber zunächst einmal sind die Bedingungen ideal: bestes Wetter, Frühjahr und kein Zeitdruck. 

Die Umgebung ist hier recht wild, und bereits kurz hinter Nehringen sind wir direkt in der Natur, wie man es sich schöner kaum vorstellen kann. Rechts und links steht Bruchwald, wir haben meist große Pappeln und mittelgroße und große Erlen. Es gibt viele umgestürzte Bäume. Die Baumscheiben der Bäume, die vor etwa 14 Jahren umgefallen sind, tragen fast keine Erde mehr. An vielen Stellen erkennen wir Bibergleiten, und an einer sogar einen kleinen Biberdamm an einer Graben-Einmündung. Mehrmals sehen wir einen Fischadler.

Trebel vor Nehringen

Trebel vor Nehringen

Verschiedene Rohrsänger, Rohrammern, Singdrosseln und Goldammern  singen und rufen um uns herum. Während der Brutzeit ist daher nun einmal am schönsten am Wasser. Wir hören auch Schlag- und Rohrschwirle, und bald beginnt auch der Sprosser (bzw. die Nachtigall?) mit seinem/Ihrem Abendgesang. Einige Mönchsgrasmücken singen in den hohen Pappeln, und wir hören viele Frösche quaken, darunter auch Laubfrösche.

Diese kleine Kanutour wächst zu einer richtigen Abendtour heran. Aufgeregt lauschen wir dem lauten Knacken und folgendem Grunzen einiger Wildschweine, die sich im Uferschilf bewegen. Zum Glück kommen sie nicht ins Wasser. Ab und zu sehen wir einen Kuckuck. Zu hören sind sie die gesamte Zeit über. Auch Schwarz- und Buntspechte lassen ihre typischen Rufe erklingen und sind sogar manchmal zu sehen.  Besonders erfreuen uns aber die Rufe der Pirole, die von den höheren Bäumen in gewissen Abständen zu hören sind. Ein Fischadler kommt aus Richtung Nehringen angeflogen, schaut mal nach dem rechten und biegt ab über die Nebengewässer.

Trebel unterhalb von Bassendorf

Trebel unterhalb von Bassendorf

Allmählich erreichen wir Bassendorf: das sumpfige Ufer rechts weicht einer großen Wiese. Es gibt hier einen sehr hohen Talrand in überschaubarer Entfernung, der durch eine dünenartige Landschaftsformation gebildet wird. Oben am Talrand steht eine markante Pappelreihe. Schon von weitem erkennen wir die Gebäude des Wasserwanderrastplatzes. Als wir dort ankommen, steht ein Junge mit seiner Angel an der Spundwand. Es gibt zwar einen Schwimmsteg, aber der weist scharfe Kanten auf. So landen wir an der alten Stelle an, wo es ein herunter getretenes Ufer gibt. 

Der Platz erweist sich als Pausenplatz (Rastplatz). Zelten kann man hier nicht. Es gibt einen schönen überdachten Sitzplatz sowie ein modernes Kompostklo. Das übrige hat sich nicht verändert, also es liegen immer noch die alten riesigen Betonplatten als Bodenbefestigung eingebaut, und das übrige Gelände ist abschüssig und zum Teil sumpfig.

Wir haben nun keinen Übernachtungsplatz. Also müssen wir wohl wild zelten und uns in der Umgebung einen stillen, einsamen Platz suchen, wo es trocken und eben genug ist, wir aber keine Tiere stören, indem wir auf ihrem gewohnten Platz oder ihrem gewohnten Trampelpfad zelten.

Trebel bei Bassendorf

Trebel bei Bassendorf

Wir paddeln noch ein wenig umher, schauen uns auf der Warbel und Alten Trebel um, aber einen akzeptablen Übernachtungsplatz finden wir nicht. So paddeln wir zum Rastplatz zurück und lassen uns auf der großen Wiese daneben häuslich nieder. Kaum sind wir angelandet, fallen hunderte von Mücken über uns her, die wir im langen Gras aufgescheucht haben. 

Während wir unser Zelt errichten, hören wir seltsame Laute: eine Art "huup " oder "Wuup" gefolgt von einigen kurzen helleren Tönen. Ansonsten hören wir Kraniche aus der Ferne, und langsam wird es richtig Abend. Wir machen es uns im Zelt gemütlich. Als ich später noch einmal raus muss, höre ich laute Platsch-Geräusche, die mich sofort an Biber denken lassen. Ich schaue genau hin, und dann sehe ich im letzten roten Abend-Gegenlicht, dass es sich um ein Reh handelt, das in kaum 20 Metern Entfernung die Trebel überquert. Ich bin natürlich begeistert und berichte Gundula davon. Wir hören auch Bekassinen, die ihr typisches Flügelgeräusch hören lassen, was uns sehr beglückt.

Während wir einzuschlafen versuchen, hören wir der Nachtigall, dem "Wuup!"-Vogel, Kranichen und platschenden Fischen zu. Aus der Ferne ist noch ein weiterer Ton zu hören: uns dämmert, dass wir gerade einer Rohrdommel lauschen! 

Im Halbschlaf kommt mir die Erinnerung, dieses "Wuup!" schon einmal in einem Naturfilm gehört zu haben: es ist ein Wiedehopf, den wir hier dauernd hören! Unsere Freude ist groß, und wir sind sehr überrascht. (später lese ich, dass Bassendorf bereits Ende des 19. Jahrhunderts als Standort für Wiedehopfe in Ornithologenzeitschriften erwähnt wurde!). Naja, es gibt hier an den Talrand-Dünen ja ein sehr gutes Biotop für den Wiedehopf.

Bald schlafen wir ein, und wir haben eine ruhige, wenn auch sehr kühle Nacht. Als ich einmal raus muss, leuchten über uns Millionen Sterne in ungewohnter Klarheit und Größe.

Weitere Fotos finden Sie in der Fotogalerie: 

 

Auf der Trebel zu Pfingsten 2018

  1. Tourenstart am Samstag Nachmittag in Nehringen an der Trebel
  2. Pfingstmontag an der Trebel chillen