Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Am Pfingstsonntag auf der Trebel

Geschrieben am 23.05.2018 in Kanutagebuch (2018) , Kanureisen (2018) —   Fischotter, Trebel

Teil 3 von 4 in der Serie Auf der Trebel zu Pfingsten 2018

Am frühen Morgen erwache ich in Bassendorf und erfreue mich an der gesamten Stimmung, die der Nebel im Trebeltal verbreitet. Es ist recht kühl, aber die Sonne sendet ihre ersten Strahlen durch die Pappelreihe am Talrand der Trebel. Eine Bekassine lässt ihr "Tok Tik" hören, hat dabei große Ausdauer. Kraniche sind zu hören, und ich entdecke in der Ferne einige Rehe. 

Gundula schläft noch, während ich bereits den Kocher mit Teewasser in Betrieb nehme. Um mich zu wärmen, stelle ich mich breitbeinig über den Kocher, was recht gut hilft. 

Bald wird es wärmer, aber als ich die Plane anschaue, mit der wir am Abend unser Kanu abdeckten, entdeckt ich ein wenig Raureif. Auch am Zelt sind Tautropfen gefroren. Das Gras ist davon allerdings frei.

morgens in Bassendorf

morgens in Bassendorf

Jetzt scheint die Sonne so kräftig durch die Pappeln, dass sie mich schon richtig wärmt und meine Hosenbeine trocknet, die durch das hohe Gras doch ein wenig nass geworden sind. 

Ich reiche Gundula ihren Tee ins Zelt, und während ich aufräume und unser Frühstück vorbereite, sind Augen und Ohren auf die Trebel, auf die Natur um uns herum gerichtet.

In der Trebel platscht es häufig, und manchmal ragen Fischflossen aus dem Wasseroberfläche, immer schön kreisend. Ich weiß, dass es laichende Brassen (Bleie) sind. Ein paar Mal springen diese recht großen Fische geradewegs aus dem Wasser, wie es Wale oder Delphine zu tun pflegen. 

Ein Fisch gnurkelt am gegenüber liegende Ufer herum, und während er kräftig planschend abzulaichen versucht, löst er eine kleine Pflanzeninsel aus Sumpfkresse und anderen Pflanzen vom Ufer ab, die langsam in der sehr mäßigen Strömung davon schwimmt. 

Eisbildung auf unserer Abdeckplane

Eisbildung auf unserer Abdeckplane

Während wir frühstücken, kommt eines der drei Rehe, die wir seit längerem beobachten, direkt auf unser Zelt zu. Ganz langsam nähert es sich uns, bis es auf etwa 25 Meter heran gekommen ist! Dabei dreht es mit seinen großen Ohren. Als es uns genügend gemustert hat, dreht es sich um und wandert langsam davon. 

Wir essen jeder eine Scheibe von dem schönen selbst gebackenen Brot, das uns für gewisse Zeit satt macht.

Dabei lauschen wir den Rufen eines Pirols, und auch Drosselrohrsänger und andere Rohrsänger lassen ihre schönen  Rufe über das Trebeltal schallen. Als wir alles gepackt haben und im Kanu sitzen, zeigt unsere Uhr 9:52.  

 

morgens an der Trebel in Bassendorf

morgens an der Trebel in Bassendorf

Wir paddeln den Trebelkanal aufwärts und erfreuen uns an der weiter zunehmenden Wildnis ab Bassendorf. Links haben wir es ja auch mit einer Insel zu tun, als Zwischen-Land zwischen Alter Trebel und Trebel-Kanal Die ist relativ unzugänglich. Es gibt etliche abgestorbene Erlen, die das lange Hochwasser 2011 nicht überlebt haben. Viele tiefe Spuren von Wildschweinen zieren das Gelände, und auch Biber haben manche Gleite und die eine und andere Burg hinterlassen.

Rechts von uns erhebt sich die Landschaft dünenartig. An kleinen Abbruchkanten der Dünen entdecken wir Uferschwalbenlöcher, und tatsächlich fliegen auch einige umher. 

Wir lassen uns sehr viel Zeit, genießen das schöne Wetter und unsere Freizeit. Als ich noch kurz vor mich hin träume, erregt ein "Etwas" meine Aufmerksamkeit: ein ziemlich rundes Teil bewegt sich und taucht dabei immer wieder unter. Das kann nur ein Otter sein!. Wir sind aufgeregt, tun nichts mehr als ein wenig zu steuern. Der Otter kommt direkt auf uns zu, und als er neben uns ist, ist er keine zwei Meter entfernt. Ich habe inzwischen die Kamera in der Hand und fotografiere ihn mit 55 mm. Mehr Brennweite habe ich nicht. Wir sind sehr gespannt, ob es ein brauchbares Foto gibt.

Die Trebel hat so gut wie keine Strömung mehr, und der Wind weht uns von hinten in Richtung Tribsees. Wir suchen einen Anlandeplatz. So etwas ist an der Trebel rar, aber dort, wo ich es vermutet habe, können wir tatsächlich anlanden, wenn auch mit einiger Mühe, da die Ufer durch das lange Frühlingshochwasser immer noch verschlammt sind. Man sieht es durch den Pflanzenbewuchs kaum, aber so ist es fast überall, wo die Ufer seicht genug sind.

 

Fischotter in der Trebel

Fischotter in der Trebel

Da unsere "Anlegestelle" direkt an einer alten Brücke liegt, können wir auch einige Schritte auf das Gelände an der Alten Trebel tun. Danach setzen wir uns auf die Brücke und bereiten uns einen Obstsalat für unser Frühstück. Haferflocken, Haselnuss-Mehl und ein paar Crunchies hinzu ergeben ein sehr schmackhaftes Essen, das für lange Zeit sättigt. 

Es weht ein kräftiger, teils böiger Wind, und wir schützen uns vor zuviel Wind und Sonne mit unserem Anglerschirm. Ich beobachte einen Neuntöter, der zu einem nahen Gehölz geflogen kommt und noch eine Pirouette zum Jagen fliegt, bevor er sich hinsetzt. Ab und zu hören wir Kraniche rufen. 

Nach langer Zeit überlegen wir, ob wir weiter aufwärts paddeln wollen oder gleich zurück zu unserem nächsten Übernachtungs-Ziel, dem Wasserwanderrastplatz Nehringen beim Jugendhaus Graureiher. Angesichts des starken Gegenwindes entscheiden wir uns dafür, langsam nach Nehringen zu paddeln, was ja auch immerhin mindestens zwei Stunden Fahrt bedeutet, ohne Pausen.

 

Wasserwanderrastplatz an der Trebel

Wasserwanderrastplatz an der Trebel

Wir packen also alles ein und machen uns auf den Weg. Die Rohrsänger sind sehr aktiv, und besonders laut ist natürlich der Drosselrohrsänger. 

Wir treffen verschiedene Angler in ihren kleinen Motor-Booten. An einem Gehölz legen wir noch eine kleine Pause ein. Dann paddeln wir langsam nach Nehringen durch, das wir nach etwa zweieinhalb Stunden erreichen.

Es ist gegen 15: 45 Uhr, und es ist fast heiss. Ein paar Leute sitzen an der Badestelle beim Picknicken, und einige Angler sind am anderen Ende des Platzes aktiv. Wir landen an und packen unsere Ausrüstung aus unserem Kanu, bevor wir es aus dem Wasser ziehen. Ich hole unser Auto vom Parkplatz und verstaue alles, während Gundula uns anmeldet beim WWR Graureiher. 
Bald bauen wir unser Zelt auf dem WWR auf, während weitere Gäste ankommen. 

Auf einer schönen TiBa neben unserem Zelt können wir uns ausbreiten und kochen. Sogar einige Spülen zum Abwaschen finden wir vor. Während wir unseren Abend genießen, beginnt die Nachtigall (oder der Sprosser, wer weiss) zu singen und Fitisse und Singdrosseln lassen sich ebenfalls hören. Es ist noch nicht dunkel, als wir in unsere Schlafsäcke kriechen. Unter dem Gesang der Singdrosseln und der Nachtigall sowie den Rufen der Rohrdommeln schlafen wir bald ein.