Morgentour am letzten Augusttag auf dem Lanker See
Geschrieben am 01.09.2019 in Kanutagebuch (2019) — Holsteinische-Seenplatte, Lanker-See, Schleswig-Holstein-paddeln (Geändert am 04.09.2019)
vor 6:00 Uhr auf dem Kirchsee in Preetz
Heute ist der letzte Augusttag, und seit mehr als einer Woche wurde für heute traumhaftes Wetter vorher gesagt. Bei schwachem Wind soll es bis zu 29 Grad warm werden und in der Nacht vorher kaum unter 15 Grad abkühlen. Ich bin mit einem lieben Paddel - Gast verabredet.
Das bedeutet, dass es morgens trotz des zu erwartenden Frühnebels für eine gemütliche Kanutour noch warm genug sein wird, ohne dass wir uns dick anziehen müssten. Das Wasser im See sollte auch noch deutlich über 20 Grad haben (Ostsee 19 Grad laut Wetterstation). Zu messen habe ich vergessen... dafür war alles zu aufregend schön.
Als meine Paddelpartnerin und ich gegen 6:00 Uhr in den Kirchsee einsetzen, ist es noch sehr still in Preetz und wir treffen kaum Menschen. Einige halb erwachsene Stockenten haben uns bereits an der Einsetzstelle Gesellschaft geleistet, und hinzu kommt bald ein Teichhuhn-Pärchen, das ganz still einfach direkt am Spülsaum der Einsetzstelle umher stakst.
Sonnenaufgang über dem Lanker See
Es ist eine derart schöne Stimmung, dass wir von Anfang an sehr ergriffen sind von dem, was uns unsere Umgebung für Reize schenkt. Sogar einen Eisvogel können wir zwei Mal hören.
Während wir den Kirchsee entlang zum Lanker See paddeln, begleiten uns einige Stockenten. Wahrscheinlich erwarten sie Futter, aber sie sind recht zurückhaltend. Ein Graureiher steht am rechten Ufer und beobachtet uns. Foto-Versuche wertet er wohl als Bedrohung und fliegt auf. Zu unserer Freude setzt er sich danach einfach auf das Brückengeländer! Ein Stück hinter der Brücke hören wir ein paar Mal den spöttelnden Ruf eines Grünspechts.
Lanker See: Blick auf die Gläserkoppel
Rechts von uns auf einem Steg sitzen zwei Angler. Wir begrüßen uns sehr leise. Als wir die Durchfahrt zum Lanker See weiter hinaus paddeln, entdecken wir etwas Weißes, das sich im leichten Nebel über das Ufer hinaus auf den See bewegt. Es entpuppt sich als ein Ruderer, der mit seinem langen Einer auf dem sehr flachen Steg nach vorne geht und offenbar auch seine Tour starten möchte. Zum Glück bewegt auch er sich so leise wie möglich, anstatt wie üblich mit schweren Schriten über den Schwimmsteg zu donnern..
Morgens auf dem Lanker See
Die Stimmung ist unglaublich schön und außergewöhnlich. Katrin filmt mit dem iphone, und bald mache ich es ihr nach. Wir sind beide absolut aufgeregt, entzückt und in stiller Begeisterung. Ich höre den hell tönenden Ruf eines Seeadlers, dann sind es zwei. Deren Rufe scheinen aus der Richtung Wahlstorf zu kommen. Bald antwortet ein weiterer Seeadler von der Westseite, und es dauert nicht lange, und wir sehen einen Seeadler von Westen in die Richtung fliegen, wo die anderen rufen.
morgens auf dem Lanker See
Inzwischen färbt sich der Himmel rötlich, und noch bevor wir links in Richtung Schellhorn abbiegen, blickt ein Teil eines dunkelroten Feuerballs durch das Weidengehölz am linken Ufer. Das ist für mich das Signal, meine Spiegelreflexkamera auszupacken, damit ich ein paar gute Fotos hinbekomme, wenn die Sonne gleich alles rötlich färben wird.
Einige Grau- und Kanadagänse fliegen zwischen den Inseln und den Wiesen bei Schellhorn hin und her. Ein paar von ihnen rufen sehr laut, aber die meisten sind still. Während wir fasziniert auf die sich permanent verändernde Farbe des Himmels starren, verpassen wir fast den Abflug eines Flussuferläufers, der sich etwa 20 Meter neben uns vom Spülsaum der Insel Probstenwerder entfernt.
Stockente im Sonnenaufgang
Wir befinden uns auf einem absolut glattem See, leicht von Nebel bedeckt. Um uns, natürlich mit einigem Abstand, halten sich viele Wasservögel der verschiedensten Arten auf und der Himmel verfärbt sich in jeder Sekunde, während Fische uns durch leises Plätschern unterhalten, wenn sie kurz die Wasseroberfläche durchstoßen. Ab und zu sind größere dabei, und einmal sehr ich sogar einen recht großen, der für eine Sekunde seine obere Hälfte aus dem Wasser bewegt. Es kommt mir so vor, als ob auch die Fische diese wunderbare Stimmung mit uns teilen möchten.
Sonnenaufgang über dem Lanker See
Der Blick in die Ferne erfreut sich an dem schönen Dunst, der die Konturen der Wälder und Gehölze im unteren Bereich ein wenig verwischt. Oberhalb des Nebels entsteht dadurch ein scharfe Kontrast zum rötlichen Morgenhimmel. Die Farben verändern sich sehr schnell, und ich weiß nicht, wohin ich zuerst und zuletzt schauen soll, um nichts zu verpassen.
schöne Inselwelt auf dem Lanker See
Der Blick nach Westen erhascht einen Silberreiher, der nahe einiger Gänse im seichten Wasser vor einer der kleinen Inseln nach Futter stochert. Auch er steht im Dunst, und bald ist noch ein weiterer zu sehen. Ab und zu ertönen wieder die Rufe der Seeadler, meistens von links, also nahe Gut Wahlstorf.
Die Freudenholmer Bucht liegt im dichten Nebel, der nun auch rötlich erscheint. Wir hören Stimmen, und aus dem dichten Nebel lösen sich langsam die Konturen eines Wasserfahrzeugs. Bei der folgenden Annäherung entpuppt es sich als Angelboot.
zerklüfteter Lanker See
Wir sind lange Zeit so ergriffen von dieser absolut surrealen Stimmung, dass wir kaum zum Paddeln kommen. Aber mit der Zeit erreichen wir Freudenholm und schauen uns nach einer Pausenmöglichkeit um. Nahe dem Anglerhaus finden wir einen Platz unter einer schönen alten Erle. Während wir unser Frühstück verzehren, hören wir einen Buntspecht und bald sehen wir ihn auch. Kurz darauf ist ein leises Fauchen zu hören, und als wir nach oben blicken, bewegt sich dort ein hellbraunes Eichhörnchen über einen langen Ast hinüber zum nächsten Baum.
Ein Fitis ruft unentwegt, und zu unserer großen Überraschung hören wir auch noch die verschiedenen Rufe eines Schwarzspechts. Als er aus einem nahen Gehölz nach einiger Zeit davon fliegt, kann ich ihn sogar für kurze Zeit sehen.
leichter Nebel über dem Lanker See
Allmählich steigt die Sonne höher und der Nebel löst sich auf. Die Konturen werden jetzt schärfer. Während wir wieder aus der Freudenholmer Bucht hinaus paddeln, ist es immer noch windstill, aber die Sonne ist nicht mehr rot. Eine Weile paddeln wir zur südlichen Hälfte des Lanker Sees durch die Enge, und dabei lauschen wir wieder den Rufen eines Seeadlers. Ich versuche ihn zu entdecken und möchte Katrin gerne mitteilen, wo wir ihn meistens sehen. Als ich dann auf die höhere Erle mit meinem Finger deute, fliegt er dort tatsächlich auf und zur nächsten Baumgruppe hinüber. Es ist ein sehr großer Vogel, zeigt auch seinen weißen Stoß und Kopf. Wahrscheinlich haben wir es mit einem erwachsenen Weibchen zu tun. Diese erreichen eine Spannweite bis zu 2,40 Meter!
Auch dieses Erlebnis beglückt uns sehr. Während wir weiter paddeln, entdecken wir auf der Westseite weitere Silberreiher. Dann denke ich, dass wir ja noch gar keine Kraniche gehört oder gesehen haben. Während wir noch kurz über etwas anderes reden, ertönt von der Halbinsel in der westlichen Bucht lautes Trompeten zu uns herüber! Es scheint, ich hätte es geahnt...
Morgenstimmung auf dem Lanker See
Eine ganze Zeit, ohne Gefühl für etwas anderes als das Jetzt, paddeln wir langsam auf der Südhälfte des Lanker Sees umher. Wir legen auch noch einmal für eine Pause an, und allmählich tauchen auch die ersten Mietkanus auf. Einige private Kajakfahrer sind ebenfalls unterwegs. Der Ruderer dreht auch immer noch seine Runden. Insgesamt ist es aber recht ruhig.
ganz glatter Lanker See
Wir landen noch einmal kurz für eine Pause an, bevor wir unsere schöne Kanutour fortsetzen. Auf dem Westteil des Lanker Sees liegt noch Nebel, und aus dem Nebel lösen sich einige weiße Gestalten, fliegen in etwa 15 Metern Höhe mitten über den See. An ihren Tönen, die sie mit den Flügeln erzeugen, erkenne ich, dass es sich um Höckerschwäne handelt.
Fünf dieser Schwäne fliegen nun eine große Runde bis zum Mühlenholz und dann zurück zu den anderen. Die stehen auf der Steininsel in der Westbucht stehen.
Robustrinder und Wildgänse auf dem Probstenwerder
Allmählich geht unsere Zeit zur Neige und wir wenden uns in Richtung Preetz. Auf unserer Rückfahrt entdecken wir weitere Silberreiher, und nun kommt auch leichter Wind auf. Wir lassen uns aber trotzdem Zeit und genießen diesen schönen Sommertag. Er könnte der vorerst letzte sein und alles, was nun kommt, könnte bereits recht spätsommerlich wirken. Das ist auch schön, aber auf ganz andere Weise.
Das erste Segelboot erscheint, und es gibt weitere Ruderer, deren Kommandos wir nun weit über den See schallen hören.
auf dem Lanker See
Pause am Lanker See
Langsam lassen wir das Holzkanu über diesen schönen See gleiten. Je mehr wir uns Preetz nähern, umso mehr Möwen haben wir um uns herum. Einige von ihnen kreisen in größerer Höhe, um sich dann spielerisch ins Wasser zu stürzen. Auf der großen Vogelinsel Probstenwerder sind bereits die Robustrinder bei der Landschaftspflege, indem sie die Gehölze und größeren Stauden abfressen. Einige nutzen aber auch gerade den See für ein erfrischendes Bad. Diese Rinder werden hier jedes Jahr nach der Brutzeit (der Vögel) mit einer speziellen Ponton-Fähre hinüber gefahren.
auf dem Lanker See
Kurz nach Mittag erreichen wir unsere Einsetzstelle, und gleichzeitig hat jemand mit einem Kajak angelegt. Er kommt aus dem Kreis Segeberg und liebt diesen See auch sehr.
Wir freuen uns sehr über diesen schönen Morgen, und natürlich freuen wir uns auch auf die nächste Kanutour!
Unsere Heimfahrt dauert nur 20 Minuten, und auch das empfinde ich als sehr angenehm. Ich bin dankbar, in einer derart schönen Landschaft wie der Holsteinischen Seenplatte leben zu dürfen.
Schwentine zwischen Lanker See und Kirchsee
Einige weitere Fotos findest Du in dieser Galerie
Geschrieben in Kanutagebuch (2019)