Auf der Schwentine bei Gut Rastorf am 14. September
Geschrieben am 16.09.2019 in Kanutagebuch (2019) — Holsteinische-Seenplatte, Schleswig-Holstein-paddeln, Schwentine
einsetzen am Rosensee: an der Brücke der B 202
Heute ist ein September Samstag mit bestem Wetter, das muss man unbedingt ausnutzen! Da ich nicht allein paddeln möchte, frage ich Katrin, ob sie noch Lust und Zeit hat, obwohl sie heute bereits gepaddelt ist. Sie kommt mit, und weil es auf den Seen zu windig ist, wir aber auch keine Lust auf weite Anfahrt zu einem anderen Fluss haben, entscheiden wir uns für die Schwentine bei Gut Rastorf.
Auf dem Rosensee
An der Einsetzstelle herrscht gerade viel Betrieb, da eine Gruppe Mietbootfahrer abgeholt wird. Als wir dann einsetzen, ist es wieder relativ ruhig.
Wir bahnen uns einen Weg durch die dichte Decke aus Kanadischer Wasserpest und Fadenalgen, bis wir freies Wasser erreichen. Über die gesamte Strecke des Rosensees haben wir noch mehrere stark verkrautete Abschnitte. Es ist anstrengend und man kann kaum steuern, aber natürlich schaffen wir es.
Als wir es noch nicht ganz bis zur Mitte geschafft haben, fliegt von rechts aus einem hohen Gehölz am Seeufer ein Vogel auf. Als ich genau hinschaue, bemerke ich, dass es ein Eisvogel ist, der gerade unseren Weg kreuzt und sich am linken Ufer in eine der kahlen Kronen einer großen Eiche setzt, die vor vielen Jahren in den See kippte.
Ende des Rosensees
Zwei SUP-ler kämpfen sich durchs Kraut, was sicher kein Spaß ist, da alle Bords ja bekanntlich eine Flosse besitzen, die sich im Kraut verhaken kann. Sie haben eine Musikanlage in Betrieb und beschallen den See. Ansonsten treffen wir noch zwei junge Männer in einem MIetkanu, die im Kraut hängen und sich lauthals unterhaltend große philosophische und psychologische Probleme zu lösen versuchen.
Ein Graureiher steht auf einem Stück Totholz am Südende des Rosensees. An ihm müssen wir recht nahe vorbei, und der Reiher zieht es vor, eine große Runde zu drehen. Er beschwert sich zum Glück nicht.
bei der Halbinsel Stupfes Eck
Allmählich erreichen wir die Halbinsel "Stumpfes Eck" . Um die Hindernisse, die sich in den vergangenen Jahren angesammelt bzw. gebildet haben, lenken wir unser Holzkanu geschickt herum. Aber dann müssen wir an einer großen Buche vorbei, die sich vor kurzem zur letzten Ruhe gebettet hat.
Katrin war hier vor kurzem im Kajak, und sie weiß, dass wir am besten ganz links am Schilfrand vorbei paddeln könnten. Ich mache meine Säge und das Beil bereit, für den Fall, dass es mich überkommt und ich einige Äste entfernen will. Wir kommen aber so elegant durch, dass ich dazu dann gar keine Lust mehr habe.
Direkt danach liegt auch noch eine Birke, aber sie bildet kein Hindernis für uns.
frisch umgestürzte Bäume
Durch die verschiedenen Hindernisse staut sich das Wasser hier jetzt mehr als bisher, und so haben wir genügend Wassertiefe, um auf der folgenden Strömungsstrecke unsere Paddel tief genug eintauchen zu können. So kommen wir ganz ordentlich voran.
Ich genieße den Anblick des bemoosten Ufers sehr und gerate etwas in eine Paddelhypnose, als etwas meine Aufmerksamkeit erregt: von links schwimmt eine dunkel gefärbte Gestalt von etwa 40 cm Länge quer zu einer kleinen Pflanzeninsel nahe dem rechten Ufer. Ich flüstere Katrin zu, dass dort etwas schwimmt. Bevor sie fragen kann, habe ich erkannt, dass wir gerade einen Mink (Nerz) beobachten, und teile es Katrin freudig mit. Das niedliche Tier kriecht durch die Pflanzen und setzt dann seinen Weg durch das Wasser bis zum rechten Ufer fort, wo wir ihm mit unseren Blicken nicht mehr folgen können.
Natürlich erinnert mich dieses schöne Erlebnis sofort an weitere Begegnungen mit Nerzen (Minks), die ich hier ganz in der Nähe, aber auch woanders bereits hatte und die mir immer wieder große Freude bereitet haben. Es erinnert mich auch an eine Situation, wo mich ein entlaufener Nerz auf einer Perztierfarm gebissen hat.
Steilufer bei der Hablbinsel
Als wir gerade den breiten Abschnitt beim Gut Rastorf erreicht haben, entdeckt Katrin auf einer abgesägten dünnen Esche einen Geocache. Der muss natürlich erst einmal ordentlich geloggt werden.
Wir passieren die Wanderwegbrücke, und wo hier wieder die Sonne den sandigen Flussgrund beleuchtet, kan ich einige gestreifte Fische beobachten. Langsam schieben wir unser Kanu vorwärts, die Strömung ist hier doch recht stark. Links vor dem Altarm wachsen etliche Wasserpflanzenarten, unter ihnen Brunnenkresse und einige Minzenarten. Die Minzen tragen zum Teil blaulila gefärbte Blüten.
Schwentine nahe Gut Rastorf
Von den Teichrosen sehen wir nur noch die Blätter, sofern sie noch auf der Wasseroberfläche schwimmen. Ein Eisvogel schwirrt vor uns über das Wasser, und dann können wir auch noch einen Eichelhäher beobachten.
An der Pferdebadestelle bei Bredeneek legen wir eine kurze Pause ein, um das Nötigste erledigen zu können. Dort sind wir die einzigen Menschen. Als wir aufbrechen, ist es bereits 17:30 Uhr, aber wir beschließen trotzdem, unsere Rücktour in langsamer Fahrt zu genießen, anstatt einfach schnell zu paddeln.
Schwentine bei Gut Rastorf
Beim Gut Rastorf beobachten wir für längere Zeit einen Fitis Laubsänger, der behende im Laubwerk einer Weide herum klettert. Dabei fällt mir auf, dass diese Weidenart noch richtig grün ist, wogegen andere Weiden bereits trocknendes Laub zeigen.
Da wir uns jetzt viel Zeit lassen und uns nicht mit der Strömung plagen müssen, können wir hier viele Fische beobachten, die alle etwa knapp 10 cm lang sind.
Schwentine noch sehr hochsommerlich
Wir genießen die Abendsonne sehr, als wir den etwas schattigeren Abschnitt geschafft haben. Ich schaue mir die Bäume am linken Ufer an und denke, dass etliche von ihnen die kommenden Jahre in die Schwentine fallen werden.
Katrin findet ein Geocache
Vor der Halbinsel Stumpfes Eck paddeln wir sehr langsam an die frischen Baumhindernisse heran, so dass Katrin die Gesamtsituation auf einem Video dokumentieren kann. Gekonnt lenke ich unser Kanu zwischen Baumkrone und Schilf hindurch. Ich denke daran, wie sehr sich an dieser Stelle über die 45 Jahre, die ich es hier begehe und bepaddle, alles verändert hat. Es gab hier früher einen Altarm, der heute bis auf die letzten Meter komplett mit Schilf und Weidenbuschwerk zugewachsen ist. Hinzu kommt die neue Halbinsel links, wo sich vor einigen Jahren ein Bäumchen auf der Flachstelle angelagert hat. das ist erst etwa 4 Jahre her, aber in der Zeit haben sich bereits viele Pflanzen angesiedelt, die wohl dauerhaft für eine Verlandung sorgen werden. Es wird sich hier weiteres Schwemmgut anlagern.
Schwentine bei Gut Rastorf
Wir freuen uns sehr über diesen schönen Abend, und auch die Verkrautung auf dem Rosensee kann uns unsere gute Laune nicht nehmen. Einige Angler haben es sich am Waldrand auf einer Bank gemütlich gemacht. Auf halbem See können wir erneut einen Eisvogel beobachten, und einige Meisen lassen ebenfalls beim Herumturnen in einem umgestürzten Baum ihre Rufe ertönen.
Schwentine vor Preetz
Schwentine bei Gut Rastorf
Als wir unsere Einsetzstelle erreichen, zeigt die Uhr bereits 18:15 , und wir lassen uns auch beim Verladen genügend Zeit, um unsere schöne Kanutour bestens ausklingen zu lassen. Einige Mietbootfahrer werden noch abgeholt, und dann treffen wir noch Bekannte, die ihr gerade erworbenes Kajak ausprobieren möchten.
Einsetzstelle am Rosensee B 202
Wir verladen Kanu und Ausrüstung und fahren beschwingt die wenigen Kilometer nach Hause. Es ist immer noch um die 17 Grad warm, und wir freuen uns, diesen Tag so richtig gut ausgenutzt zu haben.
Geschrieben in Kanutagebuch (2019)