Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Auf dem Kleinen Plöner See am sehr frühen Morgen des 24. August

Geschrieben am 28.08.2022 in Kanutagebuch (2022) —   Holsteinische-Seenplatte, Kleiner Plöner See, Schwentine (Geändert am 30.08.2022)

Einsetzstelle im Dunkeln

Einsetzstelle im Dunkeln

Morgendämmerung auf dem Kleinen Plöner See

Morgendämmerung auf dem Kleinen Plöner See

Ein wundervoller Morgen auf einer schönen Halbinsel

Ein wundervoller Morgen auf einer schönen Halbinsel

Heute sind wir bereits um 4:45 Uhr an der Einsetzstelle, für die wir uns entschieden haben. Unser Ziel ist es, nicht erst bei Sonnenaufgang, sondern bereits beim Beginn der Morgenröte auf dem Wasser zu sein.

Es ist Wind bis 3 Bft vorher gesagt und die Temperaturen sollen bis zu 27 Grad erreichen. Morgens sind es bereits 15 Grad, und Wind ist noch nicht spürbar. 

Etwa 5:15 Uhr haben wir alles gepackt. Dabei stellt sich heraus, dass meine Stirnlampe neue Batterien benötigt. Das Foto zum Ablegen am Steg muss ich mit Blitz machen, so dunkel ist es noch.

Als wir ein Stück auf den Kleinen Plöner See hinaus gepaddelt sind, kommt etwas Wind auf, der die Wasseroberfläche kräuselt. Bis zur Halbinsel, auf der wir in der Morgensonne sitzen und unseren Kaffee trinken wollen, sind es noch etwa 500 Meter.

Sonnenaufgang am Kleinen Plöner See

Sonnenaufgang am Kleinen Plöner See

Sonnenaufgang über dem Kleinen Plöner See

Sonnenaufgang über dem Kleinen Plöner See

Morgensonne und Kaffee

Morgensonne und Kaffee

Wir haben Glück, die Halbinsel ist frei. Heute zeltet dort niemand, anders als beim letzten Mal. Etwa 5:50 Uhr landen wir dort an, stellen Stühle und das Tischchen auf und genießen unseren Sonnenaufgangskaffee, während sich am Himmel das Morgenrot immer weiter ausbreitet. Dann gibt der Horizont die Sonne frei, und gleißendes Sonnenlicht ergießt sich immer mehr über den Kleinen Plöner See. 

Wärend wir voller Freude und Glück Fotos und Videos aufnehmen, fliegt in recht kurzer Entfernung ein Seeadler vorbei. Sehen können wir ihn nur kurz, aber zu unserer großen Freude hören wir ihn noch einige Male rufen. Er scheint sich auf der Halbinsel gegenüber nieder gelassen zu haben.

 

Die Schwentine Große Breite bei Gut Wittmoldt

Die Schwentine Große Breite bei Gut Wittmoldt

anlanden zur Pause

anlanden zur Pause

Pause auf einer Wiese

Pause auf einer Wiese

Nachdem wir den Sonnenaufgang und unseren Kaffee gebührend genossen haben, packen wir wieder ein und paddeln in Richtung Große Breite. Während wir an den kleinen Buchten von Dörnick, Gut Wittmoldt und dem Dorf Wittmoldt vorbei paddeln, treffen wir einen weiteren Seeadler und haben um uns herum die Gesellschaft von Kanada- und Graugänsen, Kormoranen und Haubentauchern. Der Wind ist recht frisch und kommt von hinten.

Als wir am Ende der Großen Breite den Pausenplatz aufsuchen und dort anlanden, ist dieser bereits besetzt: ein Kanu und ein Zelt zeigen uns, dass wir hier nicht unsere Ruhe haben würden. Auf der Suche nach einer Alternative beobachten wir eine Anzahl größerer Fische, die im flachen Wasser zwischen spärlichem Pflanzenbewuchs hier über dem sandigen Grund gut zu sehen sind. Katrin gelingt es sogar, sie mit ihrem Handy zu filmen. Sie sehen aus wie eine Karpfenart. Das Maul ist relativ breit und randständig.

Das Anlanden erweist sich als eine etwas matschige Angelegenheit, aber wir bekommen es hin und verbringen eine herrliche Frühstückspause am Rand einer gemähten Wiese. Dabei können wir für kurze Zeit einen Greifvogel beobachten, der in einiger Entfernung an uns vorbei zieht. Ich halte ihn für ein Rohrweihen-Männchen, da er die typische helle Färbung seiner Unterseite aufweist und dazu die dunklen Finger an seinen Schwingen.

Nach dieser ausgiebigen Pause paddeln wir gegen recht ordentlichen Wind auf der Großen Breite zurück. Das ist aber nicht wirklich schlimm, weil wir immer wieder durch den leicht kurvigen Uferverlauf ein wenig Schutz finden und der Wind zwischendurch auch mal etwas schwächer ist.

 

auf der Großen Breite beim Gutshaus Wittmoldt

auf der Großen Breite beim Gutshaus Wittmoldt

Wellengang auf dem Kleinen Plöner See

Wellengang auf dem Kleinen Plöner See

Wir passieren das Dorf Wittmoldt nahe dessen Ufer, paddeln weiter am Rand des schmalen Waldes entlang und sind bald wieder in der Bucht vor Gut Wittmoldt. Vor dem Dorf Dörnick, das gegenüber liegt,  schwimmen einige Leute in der Sonne und in den leichten Wellen. 

Beim Gut um die Ecke halten sich sehr viele Graugänse zwischen den umgestürzten, kahlen Bäumen auf. Die meisten sind entspannt, aber einige ergreifen die Flucht. Der Wind weht nun recht kräftig, die Wellen sind hier höher. Wir möchten zwar eigentlich stramm nach links, aber dann hätten wir die Wellen parallel zum Kanu. Das ist uns zu ungemütlich, und ich steuere unser Kanu deshalb erst einmal auf die gegenüber liegende Halbinsel zu, um die Wellen zu schneiden. Das schaukelt nicht so. Als wir dem Schutz der Ufervegetation relativ nahe sind, drehe ich unser Kanu um 90 Grad und wir paddeln zu unserem nächsten Pausenplatz.

 

 

Pause am Kleinen Plöner See

Pause am Kleinen Plöner See

wir schwimmen im Kleinen Plöner See

wir schwimmen im Kleinen Plöner See

schwimmen im Kleinen Plöner See

schwimmen im Kleinen Plöner See

Den erreichen wir kurz nach elf Uhr. Das Wetter kommt uns jetzt zum Baden recht frisch vor, und wir fragen uns, ob es die 27 Grad heute wirklich geben wird. Gegen den Wind spannen wir unser Tarp auf und nehmen sogar noch den Anglerschirm zu Hilfe. Wir tun so, als wäre es bereits Mittag, und so stärken wir uns erst einmal an Frikadellen, Rohkost, Obst und Tomätchen. Zufrieden und entspannt lauschen wir dabei den Rufen kleiner Vögel um uns herum. 

Es wird tatsächlich ein wenig wärmer, und wir trauen uns sogar noch zu baden. Wir schwimmen einige größere Runden, als plötzlich ein Eisvogel zu uns in die Bucht herüber fliegt. Er setzt sich für kurze Zeit in der Nähe auf einen dünnen Ast, bleibt dort aber nicht. Sofort fliegt er wieder auf und nur knapp über dem Wasser, also auf unserer Augenhöhe, fliegt er in großem Tempo in etwa 15 Metern Entfernung an uns vorbei quer über die kleine Bucht. Er sitzt dann eine Weile auf einem grünen Ast über dem Wasser. Eine Weile schauen wir ihm noch bei seinen Fangversuchen zu, aber irgendwann verlieren wir ihn aus dem Blick.

Wir schwimmen noch ein wenig umher, genießen das tolle Erlebnis und das angenehme Körpergefühl beim Schwimmen. Als wir das Wasser gerade wieder verlassen wollen, entdecke ich einen Flusskrebs am Grund. Er lebt nicht mehr, und ich zeige ihn Katrin. Sie macht Fotos, und dann muss er wieder zurück in die Natur. Vielleicht kann er ja noch anderen Lebewesen als Nahrung dienen. 

Wir strecken eine Weile unsere Beine aus und lassen uns von der Sonnenwärme und dem nunmehr auch warmen Wind trocknen und sehr ausgiebig aufwärmen. Ich schaue mit fast geschlossenen Augen in die Sonne und genieße mit zunehmender Entspannung die Eindrücke dieses schönen Tages. Leise plätschern die Wellen gegen den kleinen Strand. Der Wind weht diesen gewissen Duft von frischem Wasser zu uns, den ich auf manchen Seen auch beim Paddeln immer wieder gerne in mir aufnehme.

Ich spüre, dass Katrin von den außergewöhnlichen Erlebnissen ebenfalls ganz ergriffen ist, und das erfüllt mich auch mit innerer Freude. Zusammen ist das Genießen eines solchen Tages noch viel intensiver, als wenn ich allein unterwegs bin. Ich bin Katrin sehr dankbar, dass sie diesen Tag mit mir zusammen verbringt und wir unsere Erlebnisse und Eindrücke teilen können. Katrin sagt, sie sei ebenfalls sehr dankbar, das zusammen mit mir erleben zu dürfen.

Kleine Vögel fliegen ruhig von Ast zu Ast in der großen Weide am Ufer. Sie rufen kaum oder piepsen nur leise. Ich denke bei mir, so kann es bleiben...Ich fühle mich in einer Art surrealem Rauschzustand.

Das Wasser lockt uns dann aber noch einmal, und so schwimmen wir noch einige Runden in der kleinen Bucht. Es ist einfach zu schön, und diese Gelegenheit möchten wir nicht ungenutzt verstreichen lassen. Die Sonne wärmt immer stärker.

Gegen halb drei Uhr ist es aber leider dann doch Zeit, unsere Rücktour vorzubereiten: wir verstauen unsere Ausrüstung wieder im Kanu und paddeln langsam in Richtung Einsetzstelle. Als wir diese erreichen, stellen wir fest, dass wir heute elf Stunden auf dem Wasser waren! Es kommt mir so vor, als wären wir zwei Tage unterwegs gewesen. Wir sind guter Dinge und fit genug für die Heimfahrt. 

Wegen eines Unfalls wird der Verkehr der B 76 durch Preetz geleitet, was zu einem beträchtlichen Stau führt. Katrin und ich behalten aber unsere gute Laune und freuen uns zusammen über diesen außergewöhnlich schönen Tag!

Kleiner Plöner See

Kleiner Plöner See: gepackt für die Rückfahrt

Rückfahrt zur Einsetzstelle Appelwarder

Rückfahrt zur Einsetzstelle Appelwarder

Einsetzstelle Appelwarder

Einsetzstelle Appelwarder: am Kleinen Plöner See

Geschrieben in Kanutagebuch (2022)