Auf der Sorge am 20. Oktober
Geschrieben am 20.10.2022 in Kanutagebuch (2022) — Sorge (Geändert am 11.11.2022)
Am heutigen Donnerstag fahren Katrin und ich schon sehr früh in Richtung Sorge. Wir möchten die Einsetzstellen kontrollieren und auch einen schönen Abschnitt paddeln. Es ist kühl und neblig, und als wir die Einsetzstelle Sorgbrück erreichen, hat sich sogar hier und da Raureif gebildet.
Da es zum Paddeln noch zu ungemütlich ist, fahren wir zunächst einige Einsetzstellen ab und kehren dann nach Sorgbrück zurück. In der endlich durch den Nebel brechenden Morgensonne frühstücken wir noch gemütlich im Auto. Währenddessen kommt eine Kajakfahrerin, setzt ein und paddelt in Richtung Alt Duvenstedt. Durch die Autofenster beobachten wir längere Zeit einen Kormoran, der im Wasser direkt vor der Sohlgleite fischt und immer wieder auftaucht, manchmal nur mit Hals und Kopf.
kalter Morgen an der Sorge
das erste Eis diesen Jahres: an der Umtragestelle Sorgbrück
Bald setzen auch wir ein. Erschien uns der Wasserstand am Steg noch normal, müssen wir nach kurzer Strecke erkennen, dass unter der B 77 - Brücke recht wenig Wasser ist. Teilweise müssen wir aussteigen und unseren Canadier treideln. Da der Grund hier unter den Brücken gepflastert ist, können wir aber gut durchs seichte Wasser stapfen.
vor dem Start in Sorgbrück
Einsetztelle Sorgbrück an der Sorge: das Kanu wird an zwei Leinen zu Wasser gelassen
Erwartungsgemäß ist die Ufervegetation bereits zum großen Teil welk und braun. Die Erlen und Weiden an den Ufern haben einen großen Teil ihres Laubs verloren.
Wegen des niedrigen Wasserstands müssen wir sehr darauf achten, uns nicht auf Sandbänken festzufahren. In jeder Kurve ist am Prallhang Boden abgebrochen, der sich natürlich dann im Flussbett verteilt hat und in der anderen Flusshälfte zu Untiefen führt. Durch gegentliches Staken schaffen wir es immer wieder, ins tiefere Wasser zu gelangen.
Ab und zu hören wir einen Bussard rufen, und dann sehen wir auch einen von ihnen etwas höher am Himmel kreisen.
Sorge nahe Lohe
Während wir am Golfplatz Loher Sand vorbei paddeln, können wir mehrmals einen Graureiher beobachten und einmal sogar einen Silberreiher. Von einer Schlickbank fliegt ein Waldwasserläufer auf, und sogar ein Eisvogel zeigt sich kurz.
Auf einer Pfahlreihe, die einst den Fluss in seinem Bett halten sollte, aber nun etwas vom Ufer entfernt steht, haben sich unterschiedlichste "Grasfrisuren" gebildet. Auf einer kleinen Wiese vor dem Schulwald von Tetnhusen stehen einige Pilze, die uns bereits aus der Ferne anstrahlen. Aus der Nähe betrachtet, sind sie tatsächlich recht groß, wahrscheinlich sind es eine Art Schirmlinge. Der größte hat sicher einen Durchmesser von 15 Zentimetern. Es gibt immer Interessantes zu entdecken, wenn man offenen Auges in der Natur unterwegs ist.
Wir paddeln bis Tetenhusen und wenden dann kurz vor der Einsetzstelle, um gegen die Strömung und gegen aufkommenden, zunehmenden Wind nach Sorgbrück zurück zu fahren. Das erweist sich als recht anstrengend, und wir müssen eine deutliche Mindestgeschwindigkeit halten, um immer gut um die Flussbiegungen steuern zu können.
Wenn ich mein Paddel loslasse, um zu fotografieren, steuert Katrin das Kanu mit Ziehschlägen vorne. Sonst würde es sehr schnell irgendwo hin abtreiben.
Pfahlfrisuren an der Sorge
Sorge bei Tetenhusen
Vor einem Wald hören wir wieder einen Bussard, dann einen weiteren. Bald sehen wir sie über der Sorge und dem angrenzenden Kiefernwald kreisen. Wir halten uns am Ufergestrüpp fest, so gut es geht, und genießen dieses schöne Schauspiel. Katrin gelingt sogar ein kleines Video.
Für eine kleine Pause möchten wir gerne mal anlanden. Es erweist sich bei dem aktuellen Wasserstand als recht schwierig, eine dafür geeignete Stelle zu finden. Die Ufer sind durchweg torfig und bieten keinen Halt. Die Flachstellen (Schlickbänke) sind ohne festen Grund und selbst in Gummistiefeln nicht zu betreten. Letztlich schaffen wir es an einer gastfreundlichen Erle, an die wir nahe genug heran kommen können, um auszusteigen und auf die Wiese zu gelangen.
Sorge beim Golfplatz
Richtig lustig wird es dann noch an den beiden Brücken der B 77: ich lasse Katrin an der Pegeltreppe aussteigen und treidel unser Kanu. Katrin quert die Sorge über eine schmale Brücke, die extra für die Bewirtschaftung des Pegels errrichtet wurde und einen Weg für Fußgänger bietet, wenn man bereit ist, auch durch höheres Gestrüpp und dichteres Gehölz zu wandern. Wir treffen uns auf der anderen Seite der Schnellstraße wieder, aber ich lasse Katrin gar nicht erst einsteigen, sondern arbeite mich gegen flotte Strömung zum Einsetzsteg hoch.
Flachstelle unter der Brücke der B 77
Zurück in Sorgbrück
Dort lande ich ohne weitere Mühe an, und wir packen alles ein und das Kanu aufs Autodach. Auf der Rücktour nach Kiel fahren wir noch eine letzte Einsetzstelle an. Dort können wir zu unserer Freude über einer sehr großen Wiese einen Silberreiher und eine Rohrweihe beobachten.
Es war eine sehr schöne kleine Herbsttour, wenn auch durch Wind und Strömung körperlich recht anstrengend.
Geschrieben in Kanutagebuch (2022)