Morgentour auf den Sternberger Seen 5. Juni Pfingsten
Geschrieben am 11.06.2022 in Kanutagebuch (2022) — Mildenitz, Sternberger Burg (Geändert am 18.07.2022)
Mildenitz am Wehr
Mein Übernachtungsplatz ist am Wehr der Mildenitz kurz hinter ihrem Ausfluss aus dem Sternberger See. Schon vor dem Sonnenaufgang bin ich auf den Beinen, gehe auf der Insel umher und erfreue mich an den vielfältigen Rufen der Vögel. Rauchschwalben, die hier brüten, sind auch bereits aktiv und ich sehe einem Eisvogel beim Jagen zu, während die aufgehende Sonne langsam den Nebel vertreibt.
Altarm der Mildenitz beim Wehr
Ich möchte heute unbedingt paddeln, und das so früh wie möglich. Es ist Sonntag, Pfingsten noch dazu, und da wird es sicher bald recht voll auf den Gewässern.
Ich mache mich fertig, packe alles ins Kanu, was mit mus, und dann setze ich oberhalb des Wehres in Richtung Sternberger See ein. Währenddessen sind Rufe von Kranichen zu hören sowie die eines Seeadlers. Gelassen und sehr erfreut lasse ich mein Kanu gemächlich in Richtung See gleiten. Meine Uhr zeigt kurz nach sieben.
Auf einer kahlen , recht kräftigen Birke sitzen einige Kormorane sehr weit oben, und ein Graureiher hat als Ansitz zum Fischen einige kräftige Äste tiefer gewählt.
neben der Sohlgleite anlegen: hier kann man bestens hinüber rutschen zur Mildenitz unterhalb des Wehres in Richtung Sternberger Burg
Ich halte mich links und finde schnell auch im hoch gewachsenen Schilf die Durchfahrt zum Altarm, auf dem ich einen Abstecher unternehmen möchte. Nach einigen hundert Metern wird er schmal und windet sich in Richtung der unterhalb des Wehres fließenden Mildenitz.
Vor der Sohlgleite (Umgehungsgerinne) lege ich am festen Ufer an und steige aus. Ich leine mein Kanu an meiner Bereitchaftskiste an, steige aus dem Kanu und nehme dabei die Kiste samt Leine mit. Auf diese Weise ist das Kanu hinreichend gesichert, und ich kann ein wenig auf der schmalen Insel umher gehen und die Örtlichkeit inspizieren.
Hier ist es wirklich sehr einfach, ein voll beladenes Kanu auszusetzen, es kurz zur anderen Seite zu ziehen und wieder weiter in Richtung Sternberber Burg und damit zur Mündung in die Warnow zu paddeln. Am Wehr selbst ist dies nur mit erheblichem Aufwand zu bewerkstelligen. Davon wissen aber nicht viele Leute.
zurück zum Sternberger See: auf dem Altarm der Mildenitz
Bald aber sitze ich wieder in meinem Kanu und paddle auf den Sternberger See zu. Da es noch recht früh ist, lässt auch der Wind seine Aufgabe noch ruhig angehen. Er trifft mich von vorne.
Am linken Ufer möchte ich bald eine Pause einlegen, aber leider sind die ersten guten Plätze bereits belegt. Dunkelgrüne Zelte deuten auf Angler hin, die hier wahrscheinlich bereits die Nacht verbrachten.
Beim dritten Versuch habe ich aber Glück. Kein Angler ist zu sehen. Aber als ich nahe genug dran bin, entdecke ich eine Entenfamilie, eine Stockentenmama mit 6-7 Kleinen. Die möchte ich natürlich nicht vertreiben, aber zum Glück gibt es nur wenige Paddelschläge weiter einen weiteren. Eine große umgestürzte Weide bietet mir so etwas wie Sitz und Tisch, so dass ich meine mitgebrachten nicht nutze, während ich mein Frühstück verzehre.
Pause am Sternberger See
Ich bin an einer Wiese angelandet, die mit Autos angefahren wird. Weitere Angler treffen ein, und ich freue mich, bereits diesen Platz gefunden zu haben. Die Entenfamilie schwimmt auch vorbei, sie ist dann wohl doch noch aufgescheucht worden.
Auf dem Sternberger See
Nach meinem Frühstück sitze ich bald wieder im Kanu und paddle nahe dem Ufer gegen mäßigen Wind in Richtung Trenntsee, der mit dem Sternberger See verbunden ist.
Vom Sternberger See in den Trenntsee
Ich erreiche die Verbindung zum Trenntsee, die sich hier als schmales Gewässer wie ein Fluss durch das Schilf schlängelt. Tatsächlich haben wir es hier mit dem Verlauf der Mildenitz zu tun, die als Mildenitzkanal vom Kraftwerk Rothen in den Trenntsee fließt. Dann gibt es auch noch dem Zufluss durch die Alte Mildenitz. Diese umfließt das Kraftwerk, ist allerdings nicht mehr paddelbar, ausgenommen wenige Meter von der Straßenbrücke bei Loitz / Stegenhalle aus.
Hechtgraben bei Groß Raden
Ich paddle nicht auf dem Trenntsee weiter, sondern möchte gerne durch den Hechtgraben zum "Binnensee" bei Groß Raden. Der Hechtgraben führt mehrere hundert Meter durch schönsten Auenwald, wobei ich am rechten Ufer mehrere Bibergleiten und frische Biberfraßspuren entdecke. Viele Fische, nicht nur kleine, zischen flink durch das flache Wasser, und ich genieße die Rufe verschiedener Rohrsänger und den Gesang einer Singdrossel.
Noch größer wird meine Freude, als ich links einen Eisvogel auf einem über das Wasser ragenden Ast sehe. Natürlich sieht er mich auch, und er fliegt kurz auf und findet einen neuen Ansitz.
Fast habe ich den See erreicht, als ich laute Rufe aus den hohen Erlen links und auch rechts vernehme: es sind junge Schwarzmilane, und dann begrüßt mich auch schon ein neugieriger Altvogel Schwarzmilan. Es scheint zwei Horste zu geben!
auf dem Hechtgraben zum Binnensee bei Groß Raden
Ich erreiche den "Binnensee" und nehme Kurs auf den Anleger der öffentlichen Badestelle. Während ich anlege, komme ich mit einem Elternpaar ins Gespräch, das den Steg belebt und dessen beiden Kinder sich im seichten Wasser abkühlen. Der Mann identifiziert mich anhand meiner Aussprache als "Kieler" , was mich etwas erstaunt, da ich bisher glaubte, akzentfreies Hochdeutsch zu sprechen. Das ist anscheinend nicht der Fall.
Ich schaue mich ein wenig um, steige dann wieder in mein Kanu und paddle auf dem Binnensee zur Slawenburg hinüber, die im Nordosten des Sees auf einer Halbinsel errichtet wurde. Zu meiner Freude muss ich feststellen, dass man hier ein neues Schild aufgestellt hat! Ich hatte mich nach meinem letzten Besuch per Mail bei der Museumsleitung beklagt, dass es nur ein sehr unfreundliches Verbotschild für Wasserwanderer gibt anstatt einer freundlich Information, wo man denn anlegen und den Kasseneingang zum Museum nutzen kann. Das neue Schild informiert nun optimal!
an der Badestelle in Groß Raden
Allmählich denke ich an meine Rückfahrt, die ja immerhin auch fast sechs Kilometer lang ist. Ich möchte lieber nicht in den ausgeprägten Wasserfreizeit-Verkehr geraten, der angesichts des schönen Wetters und Feiertags zu erwarten ist. Meine Uhr zeigt immerhin bereits halb Zwölf, und so mache ich mich ruhig auf den Rückweg.
Die Schwarzmilane rufen immer noch von beiden Horst-Standorten aus, und den Eisvogel sehe ich auch wieder. Zurück auf dem Sternberger See kommt mir ein Segler nahe, der gegen den Wind recht nah am Ufer kreuzt und seine Segelfähigkeiten auslotet.
Einige kleine Motorboote sind ebenfalls unterwegs, was mich ein wenig verwundert, da auf dem See eigentlich ein diesbezügliches Verbot herrscht. Es gibt wohl noch alte Bestands-Privilegien... Es sind auch einige Paddler unterwegs.
Der Wind weht meist recht ordentlich, so dass ich meinen Vortrieb auf mindestens zwei Kilometern mit dem Anglerschirm bestreite. Die letzten zwei Kilometer muss ich dann jedoch wieder paddeln.
Als ich das Wehr und damit mein Ziel erreiche, finde ich das linke Ufer davor stark besiedelt: eine Großfamilie ist mit angeln beschäftigt, und so richtig nüchtern scheint hier niemand mehr zu sein. Ich quäle mich durch deren Fangmittel hindurch und erreiche meine Anlegestelle direkt vor dem Wehr. Bald ist alles beim Auto, und ich suche mir einen guten Platz mit Halbschatten, um in der Mittagshitze (ca 13:30 mit knapp 30 Grad) erst einmal meine Beine ausstrecken zu können.
Während ich mich erhole, kommen ab und zu Leute in Kajaks an. Einige trauen sich nicht umzutragen, und von dem leichten Übergang zum Altarm scheint niemand zu wissen.
Ich koche mir dann bald etwas zu essen und überlege, wie ich den Rest von Pfingsten noch nett gestalten kann.
Ende einer Dienstfahrt
Geschrieben in Kanutagebuch (2022)