Am 11. Mai auf dem Dahmer Kanal
Geschrieben am 12.05.2024 in Kanutagebuch (2024) — Peene (Geändert am 31.05.2024)
Am heutigen Samstag, den 11. Mai, unternehme ich einen Ausflug mit dem Kanu auf der Peene, die hier "Westpeene" heißt oder "Dahmer Kanal". Er fließt aus dem Malchiner See und vereiniget sich bei Kösters Eck in Malchin mit der Ostpeene. Zusammen fließen sie dann als "Peenekanal" bei Gorschendorf in den Kummerower See.
Einsetzstelle Malchin
Bis auf hundert Meter kann ich mit meinem Bus an den Schwimmsteg heranfahren, der Rest ist eben Fußweg.
Bereits gegen 7: 42 Uhr verteile ich eine ordentliche Menge Wasser auf der Stegkante und lasse mein beladenes Kanu darauf leicht ins Wasser gleiten. Es ist nicht besonders kühl und dabei fast windstill. Die Bedingungen sind also ideal.
Ich genieße meine Fahrt jetzt bereits, obwohl ich noch im Bereich der Stadt Malchin paddle. Dabei lausche ich den ersten Rohrsängern dieses Jahres, und ab und zu sehe ich auch einen. Bachstelzen, Dorngrasmücken, Mönchsgrasmücken, Rohrammer und Schwirle sind zu hören.
Bootshäuser an der Peene
In diesem Vogelkonzert bewege ich mich langsam mit gleichmäßigen Paddelschlägen vorwärts. Mir fällt auf, dass die drei Brücken nunmehr alle eine normale Durchfahrtshöhe erhalten haben. Ich glaube, zwei von ihnen wurden erneuert, seit ich das letzte mal hier gepaddelt bin.
Kurz hinter der Eisenbahn intensiviert sich das Vogelkonzert noch einmal: die Nachtigallen singen in beträchtlicher Zahl, und auch Pirole sind fast von jedem Baum zu hören!
Für mich sind das ganz tolle Eindrücke, und ich kann sie kaum begreifen. Auch Kraniche sind zu hören, und plötzlich fliegen die ersten auch quer über den Kanal.
Dahmer Kanal nahe der Straßenbrücke B 104 - Brücke
Als ich für eine kurze Pause auf dem Ufer bin, fliegt in recht kurzer Distanz ein Schwarzspecht schräg über den Kanal und lässt sich am Stamm einer abgestorbenen Erle nieder. Er klopft eine Weile nach Futter, bis er wieder auffliegt und lautlos aus meiner Sichtweite verschwindet.
Einige Biberburgen liegen direkt am Ufer. Die meisten haben Bäume integriert. Auf dem letzten gerade Stück Dahmer Kanal entdecke ich am linken Ufer im dichten Ufergehölz einen Fotografen, der ganz still steht und auf ein bestimmtes Tier zu warten scheint. Ich winke nur kurz und paddle weiter.
Biberburg am Dahmer Kanal
Dahmer Kanal vor Wendischhagen
Als ich gegen elf Uhr die Wendischhägener Brücke erreiche, beschließe ich, jetzt schon eine ordentliche Pause einzulegen, obwohl es eigentlich noch nicht Mittag ist. Vor mir biegt auch ein Canadier mit zwei Leuten in die kleine Bucht ein, und es stellt sich heraus, dass die beiden hier eingesetzt haben und ihre Kanutour nun beenden.
Ich finde eine gute Anlandemöglichkeit, ziehe mein Kanu aufs Gras und greife mir aus meiner Essenskiste alles, was ich essen und trinken möchte. Ganz in Ruhe sitzen zwei Angler ein paar Meter entfernt am Ufer, man grüßt sich freundlich. Die sind mit einem Auto vor Ort, und ich bringe sie dazu, den Müll mitzunehmen, der auf der Tiba steht. Ich tüte ihn in eine kräftige Plastiktüte ein und stelle ihn zum Auto der Angler. Meine Erfahrung ist: wo Müll ist, kommt schnell mehr Müll hinzu. Wer die Möglichkeit hat, kann dazu beitragen, dass schöne Plätze auch schön bleiben. Immerhin nutzt man sie ja auch selbst.
Um kurz nach zwölf Uhr sitze ich wieder in meinem Kanu und steuere es in Richtung Malchiner See. Bei dem superschönen Wetter reizt es mich sehr, noch bis zum Malchiner See zu paddeln und womöglich sogar eine kleine Runde auf dem See zu drehen.
Pausenplatz und Einsetzstelle Wendischhägener Brücke
Reste einer Tagung: im Hintergrund auf dem Tisch
Dahmer Kanal kurz vor dem Malchiner See
Während ich das schöne restliche Stück Dahmer Kanal paddle, kommt mir eine große Gruppe Paddler in Kajaks entgegen. Ihre Kanus sind voll bepackt, und einige Aufschriften auf den Booten weisen auf einen Kanuverein in Niedersachsen hin. Zum Glück sind sie leise.
Dahmer Kanal endet im Malchiner See
Das letzte Stück Dahmer Kanal vor dem Malchiner See besteht aus Schilf rechts und links. Während ich ruhigen Schlägen zum See unterwegs bin, höre ich bereits laute Rufe von Seeschwalben. Als ich dann die Einfahtstonnen erblicke, sitzen dort einige dieser grazilen Wasservögel und andere fliegen nahe um sie herum. Auch die Stangen der Stellnetze sind vollständig besetzt. Viele fliegen auch einfach in dichter Formation mit lautem Gezeter umher. Ich versuche zu zählen: es scheinen insgesamt mehr als zwanzig zu sein.
Das Gefieder eines der Vögel ist komplett dunkel gefärbt. der Kopf ist noch dunkler als der Rest. Habe ich es hier mit einer Trauerseeschwalbe zu tun? Es wäre möglich.
Der Malchiner See in Sicht
Da es windstill ist, kann ich, als ich weiter draußen auf dem Malchiner See treibe, ausgiebig mit meinem Fernglas das nord-westliche Ufer absuchen. Außer, dass dort ein Privatweg zur Fischerei führt, ist die gesamte Bucht total unzugänglich und hinter dem Ufer liegt ein größeres Sumpf - und Auenwaldgebiet ("Kalkzwischenmoor Wendischhagen"). Das bietet Lebensraum für viele Tier- und Pflanzenarten, denke ich. Erkennen kann ich allerdings nichts, außer Bewegung vor dem Schilf, da ich viel zu weit entfernt bin und die Tiere auch in Ruhe lassen möchte, erst recht in der gegenwärtigen Brutzeit.
Auf dem Malchiner See
Ich genieße es sehr, in aller Ruhe auf diesem schönen See unterwegs zu sein und lasse mir viel Zeit, bis ich mein Kanu wende und wieder die Einfahrt zum Dahmer Kanal ansteuere. Vor der Wendischhägener Brücke erblicke ich am rechten Ufer einen Angler, und es ist derselbe Mann, den ich mit der Kamera auf der Hinfahrt ein paar Kilometer in die andere Richtung sah. Wir winken uns still zu und ich paddle vorbei.
Bis ich wieder in Malchin ankomme, paddle ich noch mehr als zwei Stunden durch üppige Natur. Zwei kleine Motorboote und ein Kajak sind die einzigen Begegnungen. Eine kleine Pause ist auch noch drin, aber ansonsten ziehe ich mein Paddel etwas kräftiger durch als auf der Hintour. Trotzdem genieße ich die vielen Vogelrufe und -gesänge. Ich sah einmal drei Pirole auf einmal über den Kanal fliegen, und auch Nachtigallen habe ich beobachten können. An einer Stelle sangen drei Grasmücken-Arten auf einmal: Dorn-, Mönchs- und Klappergrasmücke. Kraniche querten mehrmals meinen Kurs und flogen dabei recht niedrig.
Wer sich diese Landschaft auf einem Luftbild anschaut, sieht sofort, dass die Natur hier sehr viel Raum hat: auf beiden Seiten des Kanals liegen ausgedehnte, meist unzugängliche Sumpfgebiete, die vor langer Zeit durch Torfabbau entstanden. Direkt nach der letzten Eiszeit dürfte hier ein länglicher See gewesen sein, der dann nach und nach vermoorte. Ich denke, der See hat das Tal zwischen dem heutigen Malchiner See und Kummerower See komplett ausgefüllt, bevor er verlandete und zu Moor wurde.
Zurück in Richtung Malchin
kleine Pause am Dahmer Kanal
Zurück an der Einsetzstelle Kösters Eck: in Malchin am Dahmer Kanal
Kurz nach 16:00 Uhr lande ich wieder am Schwimmsteg in Malchin an. Ich bin beglückt, und die lärmenden Leute, die am Ufer auf den Bänken sitzen, stören mich nur peripher. Ich holen mein Fahrzeug und trage in aller Ruhe meine Ausrüstung von meinem Kanu zum Einladen. Bis alles verpackt und das Kanu auf den Dachträgern ist, zeigt die Uhr 16:42. Ich bewege mich weiter in Richtung Heimat, möchte jedoch unterwegs gerne noch einige Positionen meines FlussInfo-Programms abarbeiten. Die nächste Station soll die Warnow in der Nähe Sternbergs sein. Dort treffe ich gegen 19:00 Uhr ein. Nachts fahre ich tatsächlich noch nach Kiel zurück.
Flussinfo-Bus mit Kanu abfahrbereit
Geschrieben in Kanutagebuch (2024)