Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Rhinluch-Runde 2024 zweiter Tag

Geschrieben am 10.07.2024 in Kanutagebuch (2024) , Kanureisen (2024) —   Rhin, Rhingewässer, Ruppiner-Gewässer (Geändert am 10.04.2025)

Teil 2 von 2 in der Serie Rhinluch-Runde 2024

Auf dem Biwakplatz kurz vor Sonnenaufgang

Auf dem Biwakplatz kurz vor Sonnenaufgang

Start am Biwakplatz Linumhorst

Start am Biwakplatz Linumhorst

Wie üblich, bin ich auch heute sehr früh wach und genieße die Morgendämmerung gegen 4:15 Uhr. Zunächst wandere ich ein wenig in der Umgebung umher und lausche dabei dem Gesang der vielen Vögel um mich herum. Ich höre Singdrossel, Zaunkönig, Rotkehlchen, Mönchsgrasmücke und sogar Rohrschwirl. Dann koche ich mir meinen Morgenkaffee und setze mich eine Weile mit meinem Faltstuhl auf den Schwimmsteg. 

Ein Stückchen entfernt von mir stehen zwei größere Vögel im Schilf: der eine ist ein Graureiher, und die aufgehende Sonne lässt seinen Kopf mitleuchten. Nur wenige Meter neben ihm steht ein etwas größerer. Da er im Nebel steht, kann ich ihn kaum erkennen. Er sieht grau aus. Dann fliegt der Graureiher auf, und der andere stolziert ein wenig hin und her. Als er mit seinem Kopf ins Licht der Sonne gerät, wird mir klar, dass ich dort einen Kranich vor mir habe! Der bleibt einfach stehen, und natürlich verhalte ich mich auch sehr ruhig, als wäre ich eine Pflanze.

Beglückt trinke ich noch meinen Kaffe aus und schleiche mich dann zu meinem Zelt. 

Nebel auf dem Alten Rhin bei Linumhorst

Nebel auf dem Alten Rhin bei Linumhorst

Gegen fünf Uhr ist mein Zelt abgebaut und verstaut. Natürlich ist es nass, aber es wird sicher eine Gelegenheit geben, es zu trocknen. So ist es immer.

Während ich mich organisiere, höre ich Kraniche rufen. Sie sind nicht weit entfernt. Auch die Rufe eines Kuckucks sowie der Gesang eines Pirols erfreuen mein Herz.

Bevor ich alles verpacke, esse ich eine Kleinigkeit. Dann trage ich mein Kanu zum Schwimmsteg und vertäues es gut. Für das Verstauen meiner Ausrüstung nehme ich mir viel Zeit.  Als ich reisefertig bin und im Kanu sitze, ist es bereits 5: 17 Uhr.

Mit sehr leisen Paddelschlägen lege ich ab und bewege mein Kanu durch den Nebel den Alten Rhin aufwärts. Die Stimmung in der Natur um mich herum ist wunderbar und magisch. Es gibt für mich kaum etwas Schöneres, als frühmorgens durch leichten Nebel dem Sonnenaufgang entgegen zu paddeln. Vom linken Ufer fliegt ein Waldwasserläufer auf. Der war wohl etwa 30 Meter vor mir.

Beginn des Bützrhins

Beginn des Bützrhins

Als die Sonne goldrot durch die hohen Erlen zu leuchten beginnt, erreiche ich gerade die Abzweigung, von der aus es  zum Kremmener Rhin und zum Bützrhin geht.  Der Kremmener Rhin zweigt nach Osten ab und mündet nach 22 km in den Oranienburger Kanal in Oranienburg. 

Ich paddle links herum und in den Bützrhin, der zum Bützsee führt. Am Stamm einer größeren Pappel läuft ein Baumläufer hoch. 

Während dieser vier Kilometer zum See geht die Sonne vollständig auf und der Nebel löst sich auf. An der Wallbrücke lande ich für eine kurze Pause an. Dort ist eine der wenigen Anlandemöglichkeiten vor Altfriesack, und die gilt es nun zu nutzen. Während ich hier nmoch vor mich hin schaue, höre ich eien Eisvogel. Als ich mich umdrehe, fliegen zwei Eisvögel kurz hintereinander den Bützrhin entlang.

Alte Brücke bei Wall

Alte Brücke bei Wall: über den Bützrhin

Rechts und links wachsen hohe Erlen, und obwohl die Ufer eigentlich befestigt sind, wirkt der Bützrhin durch die Ufergehölze und das Schilf wie ein natürlicher Fluss.

Ich höre einen Grünspecht rufen, und dann sehe ich noch, wie der zur einer Baumspitze fliegt und sich setzen möchte. Allerdings sitzt dort bereits ein Vogel, wahrscheinlich eine Amsel. Der Specht fliegt weiter.

Auf dem letzten Stück vor dem Bützsee sind am rechten Ufer auffallend viele Hawaiiblumen (Japan-Knöterich) , und die stehen in voller Blüte. Ich höre einen Pirol singen, und als ich meinen Blick über die hohen Baumkronen schweifen lasse, entdecke ich ihn sogar auf der lichten Spitze einer hohen Erle.

Als ich den Bützsee erreiche, ist es beinahe halb acht Uhr. Die Sonne wärmt nun ordentlich und es ist windstill. Die Dalben, die die Fahrrinne markieren, sind von Kormoranen und Möwen belagert. Die sind relativ scheu und suchen sich andere Sitzplätze, während ich mich nähere.

auf dem  Bützrhin

auf dem Bützrhin

Die Strecke über den See ist etwa drei Kilometer lang, und nach einer knappen Stunde bin ich fast am Ende angekommen. Eigentlich will ich testweise das kleine Fließ bis zur Umsetzstelle paddeln, aber direkt davor liegt ein Ponton, der als Brutmöglichkeit für Seeschwalben dient. Er ist recht belebt, ich zähle bis zu sieben dieser schnittigen und sehr geschickten Flieger und Fischer. Da ich sie nicht stören möchte, paddle ich direkt in den Rhin, der hier in den See fließt. Nach wenigen hundert Metern erreiche ich die Doppelschleuse von Altfriesack.  

Bützrhin nahe dem Bützsee

Bützrhin nahe dem Bützsee

Auf dem Bützsee

Auf dem Bützsee

Eine freundliche Schleusenwärterin entdeckt bald meine Anwesenheit und öffnet das Schleusentor. Der Höhenunterschied beträgt kaum einen Meter, und nach etwas Geplätscher und netter Konversation mit der Schleusenfrau kann ich meine Fahrt in Richtung Ruppiner See fortsetzen. 

Rechts von mir treibt sich ein Grünspecht in den hohen Buchen herum und lässt sein typisches spöttelndes Rufen hören. Der folgende See ist glatt, und bis zur Umtragestelle habe ich nur noch gut einen Kilometer vor mir. Links an der Badestelle herrscht etwas Betrieb, und nicht weit von mir sehe ich einen Kopf.  Auf ein Bad hätte ich jetzt auch Lust, aber so recht dazu durchringen kann ich mich dann doch nicht.

Bützsee bei Altfriesack

Bützsee bei Altfriesack

vor der Schleuse Altfriesack

vor der Schleuse Altfriesack

in der Schleuse Altfriesack

in der Schleuse Altfriesack

Bützrhin nahe dem Ruppiner See

Bützrhin nahe dem Ruppiner See

auf dem Ruppiner See

auf dem Ruppiner See

Anlanden zum Umtragen

Anlanden zum Umtragen: vom Ruppiner See in den Wustrauer Rhin

Langsam paddelnd genieße ich die letzten paar hundert Meter, bis ich vor mit das Restaurant-Hotel sehe und links Ausschau halte, um die Uferstelle zu finden, die man vor einiger Zeit als Umtragestelle eingerichtet hat. Der Ausfluss des Wustrauer Rhins aus dem Ruppiner Sees liegt direkt vor der Kurve, und dort war es immer recht gefährlich, die viel befahrene Straße zu überqueren. Zum Glück hat man hier für beste Abhilfe gesorgt.

Ich finde einen überdachten Sitzplatz vor sowie einige Bootswagen, die zwar groß, aber leicht genug sind, dass auch eine Einzelperson damit klar kommt. Durch eine Münze ist die Kette zu lösen.

Ich hänge meine nassen Zeltsachen über ein Tau, dass ich zwischen TiBa und einer Erle gespannt habe. Es ist nun auch etwas windig, so dass die Trocknung nicht allzu lange dauern sollte. In der Zeit koche ich mir Kaffee, genieße ihn und endlich auch richtiges Frühstück. Während ich so da sitze, höre ich aus dem nahen Wald bei der Badestelle einen Schwarzspecht rufen. 

Als ich das alles geschafft habe, ist auch mein Zelt trocken und ich verlade mein Kanu und packe meine gesamte Ausrüstung hinein. Zum Auto sind es etwa dreihundert Meter, von denen das meiste auf dem Vorplatz der Mühle sowie der Seitenstraße verläuft.

Ich packe alles in den Bus und das Kanu auf die Dachträger. Dann fahre ich den Bootswagen wieder an seinen Platz.

Es war wirklich eine sehr schöne Kanutour, und ich staune, dass trotz des guten Wetters und der Saison kaum Menschen unterwegs waren.

Gemeinde-Bootswagen in Wustrau

Gemeinde-Bootswagen in Wustrau: steht an der Umtragestelle zur Verfügung

Rhinluch-Runde 2024

  1. Rhinluch-Runde 2024 zweiter Tag