Auf der Schwentine am 12. Oktober
Geschrieben am 12.10.2024 in Kanutagebuch (2024) — Holsteinische-Seenplatte, Schwentine (Geändert am 20.11.2024)
Einsetzstelle an der B 202: am Rosensee
Unser Hausgewässer lockt uns zu einer kleinen Ausfahrt an diesem milden Samstag Nachmittag. Es ist etwa 12 Grad warm, und es soll noch etwas böigen Wind geben. Der ist für dieses Gewässer meistens harmlos, nur einige kurze Abschnitte ist man dem ausgesetzt, und das ist erträglich.
Rosensee bei Raisdorf
Wir nutzen diesmal nicht unsere gewohnte Einsetzstelle am Waldrand, da sie durch Anglerbesuch bei Regenwetter in den letzten Tagen recht matschig geworden ist. Also setzen wir direkt neben der Straße ein und paddeln durch eine durchgehende Schicht von Entengrütze (Lemna Minor) in den Rosensee.
nahe der Halbinsel Stumpfes Eck
Die Stimmung um uns herum ist doch recht herbstlich. Das Laub ist aber erst leicht verfärbt, und das Schilf am Ufer teilweise sogar noch grün.
Eine Schar von Enten fliegt ständig vor uns auf. Es sind Schnatterenten, und die sind sicher auf ihrer Durchreise von Skandinavien auf einem Zwischenstop hier gelandet. Die heimischen Enten flüchten gewöhnlich nicht so früh. Ein Silberreiher steht lauernd am Schilfrand. Für ihn sind wir weit genug entfernt.
An der Halbinsel Stumpfes Eck steigen wir für dringende Erledigungen kurz aus unseren Kanus, bevor wir in der nun zunehmenden Strömung die Schwentine weiter aufwärts paddeln.
nahe der Halbinsel Stumpfes Eck
Schwentine nahe dem Auenwald bei Gut Rastorf
Dieser Abschnitt ist besonders schön, und wenn der Wasserstand ordentlich ist, kommt man hier eigentlich immer recht gut aufwärts. Während wir durch den folgenden kleinen Auenwaldabschnitt paddeln, lauschen wir den Rufen der Kleiber, dem Gesang einiger Rotkehlchen und entdecken sogar einen Buntspecht, nachdem uns sein Klopfen auf ihn aufmerksam gemacht hat.
nahe Gut Rastorf
Schwentine-Altarm bei Gut Rastorf
Ich paddle ein wenig in den Altarm hinein, und wie man es bereits von weitem erkennen kann, liegt bereits derart viel Totholz quer über den Fluss oder einfach hineingestürzt, dass ich denke, in einigen Jahren wird er immer mehr verlanden und schließlich nur noch bei Hochwasser fließen, wie es bereits bei den anderen Altarmen drumherum der Fall ist. Es wird immer unzugänglicher für Menschen werden - und damit ein besser Lebensraum für viele Arten.
Die Schwentine beim Gut Rastorf
Unter der Wanderwegbrücke paddeln wir flott hindurch, um der Strömung etwas entgegen zu setzen. Bald sind wir am Gut Rastorf vorbei. Die Landschaft wird von rechts her etwas offener, so dass wir zeitweise stärkeren Windböen ausgesetzt sind.
Aus einer hohen Erle fliegt ein Graureiher ohne das übliche Geschrei auf und von dannen. Ich schau genau hin, wo er gesessen hat, da ich so ein Gefühl hatte. Sitzt dort nicht ein Silberreiher? Der hat seinen Kopf im Gefieder. Also wird er wohl gerade etwas Schönes träumen. Ich mache Frank und Katrin darauf aufmerksam, und das führt dann allmählich dann doch dazu, dass er erwacht, sich umblickt und davon fliegt.
Das tut mir zwar leid, aber es kommt nur sehr selten vor, dass man einem Silberreiher derart nahe kommen kann.
Pause an der Pferdebadestelle
Wir erreichen unser Ziel. Die Pferdebadestelle soll uns als Pausenplatz dienen. Während wir anlanden und uns organisieren, fliegen zwei Eichelhäher vom angrenzenden Wald her zur Baumgruppe an der Wiese und setzen sich in eine der großen Pappelbäume.
Zwei große Anglerschirme sorgen für Windschutz und der Gasstrahler für gute Laune. Wir genießen Brote, Tomätchen, Kaffee, hart gekochte Eier und Nachtisch in Form leckerer Kekse. So können wir es eine ganze Weile gut aushalten!
Pause mit Windschutz
Pause mit Windschutz und Gasstrahler
an der Pferdebadestelle
Kaum sind wir wieder gestartet, flitzt ein Eisvogel auf uns zu und biegt dann pfeilschnell nach rechts zum Erlengehölz ab. Dort in der Baumscheibe einer umgestürzten großen Erle sahen wir bereits einige Löcher. Das sind in diesem Sommer sicher seine Brutröhren gewesen.
Rückfahrt vor Gut Rastorf
Da es recht milde ist, lassen wir uns für unsere Rückfahrt ruhig angehen und freuen uns über die deutliche Strömung, die uns auf der Höhe vom Gut Rastorf so gut mit nimmt, dass wir auch mit leichten Paddelschlägen recht gut voran kommen. Es bleibt genügend Zeit, um den Rufen und Gesängen der Vögel in den Gehölzen um uns herum zu lauschen, die auch im Winterhalbjahr hier leben.
Katrin landet am Ufer am Ende des Auenwalds an, steigt aus ihrem Kajak. Frank und ich bleiben in unseren Kanus und schauen zu, wie Katrin die prachtvollen Fliegenpilze bewundert und fotografiert. Welch tolle Sachen es doch immer wieder in der Natur zu entdecken und zu bewundern gibt!
Anlanden im Auenwald
Katrins Fliegenpilze
Frühherbst am stumpfen Eck: der schönsten Halbinsel in der Schwentine
Rückfahrt auf dem Rosensee
Als wir dann weiter paddeln und nach einer Weile auf dem Rosensee ankommen, entdecken wir einige Nutrias. Sie fressen an verschiedenen Stellen von den Schwimmpflanzen oder halten sich einfach am Schilfrand auf. Ganz überrascht sind wir, als drei Jungtiere schnell von links auf unsere Kanus zu schwimmen und uns erst bemerken, als sie schon fast das erste Kanu erreicht haben. Sie ändern nur ein wenig ihre Richtung und streben dem Ufer zu.
Bei unserer Weiterfahrt zur Einsetzstelle paddeln wir möglichst mittig im Rosensee, um die vielen Wasservögel, Graureiher und Kormorane so wenig wie möglich zu stören.
Weil unsere gewohnte Einsetzstelle natürlich immer noch zu matschig ist, nutzen wir die normale, auch wenn wir hinterher die stark klebende Entengrütze wieder von den Kanus waschen müssen. Katrin benutzt dafür eine Outdoor-Dusche, die erstaunlich leistungsfähig ist und das noch nicht festgeklebte Grünzeug sehr effektiv wieder von den Rümpfen unserer Kanus entfernt.
Es war wieder einmal eine sehr schöne Paddeltour, und wir sind sehr froh, in einer Umgebung zu wohnen, die viele solcher Möglichkeiten in der Natur bietet.
Geschrieben in Kanutagebuch (2024)