Uecker-Reise Teil 3 Pasewalk bis Torgelow
Geschrieben am 20.06.2024 in Kanutagebuch (2024) , Kanureisen (2024) — Uecker (Geändert am 10.04.2025)
Teil 3 von 4 in der Serie Uecker-Reise 2024
In der Nacht sang die Nachtigall. An diesem Samstag Morgen bin ich natürlich auch schon sehr früh auf den Beinen. Kraniche sind zu hören und es singt zu meiner großen Freude auch ein Pirol! Ich koche mir Kaffee und genieße ihn am Ufer der Uecker, und später esse ich mein Frühstück.
Es hat nicht geregnet, aber mein Zelt ist natürlich nass vom Tau. Zum Glück klart der Himmel auf, und der Wind ist mir willkommen zum Trocknen meiner Zelthaut.
Bis alles trocken ist, vergeht allerdings einige Zeit. Alles andere ist bereits im Kanu verstaut, das auf Rädern steht. Mein Plan ist, die beiden Umtragestellen auf einen Rutsch zu bewältigen, wenn ich mein Kanu schon mal auf dem Bootswagen habe.

morgens auf dem Wasserwanderrastplatz: in Pasewalk
Kurz vor acht Uhr ist das Zelt trocken eingepackt und verstaut. Ein Roller fährt auf den Hof, und bald kann ich meine Übernachtung bezahlen und mich noch ein wenig mit der Angestellten über den Standort austauschen. Sie macht es bereits seit vielen Jahren.
8:17 Uhr zeigt mein Handy, als ich mit meinem Gefährt starte und die 1300 Meter bis zum letzten Wehr über den Uferweg zurücklege.
bereit für eine kleine Bootswagentour
Auf den letzten dreihundert Metern verdunkelt sich der Himmel und es regnet. Bald bin ich an meinem Ziel, und dort steht eine Art Pavillon. Diagonal da drin geparkt, werden meine Sachen nicht nass. Ich war zu Fuß eine halbe Stunde bis hierhin unterwegs.
Es regnet etwa 15 Minuten, und ich schau nach einer Einsetzmöglichkeit von bewachsenen Ufer aus. Das würde mir die Nutzung der Treppen zum Schwimmsteg hinunter ersparen und damit das Auspacken meiner Ausrüstung aus meinem Kanu.

Regenschutz am letzten Wehr in Pasewalk
Eigentlich sehe ich nur eine Möglichkeit: die Böschung genau vor mir ist zwar mit recht hohem Gras bewachsen, aber das Ufer erweist sich bei einer Test-Begehung als hinreichend fest - und niedrig genug zum Einsteigen.
Wie in derartigen Fällen gewohnt, schiebe ich mein Gefährt so weit es geht mit Rädern die Böschung hinunter. Als die Bugspitze das Wasser berührt, entferne ich den Bootswagen vom Kanu, packe ihn auf mein Gepäck und lasse mein Kanu nun an zwei Leinen gehalten vorsichtig ins Wasser. Das klappt schon mal bestens, und nun muss ich nur noch selbst ins Kanu kommen.
Ich turne vom Ufer auf den Schwimmsteg, und da meine Leinen lang genug sind, kann ich mein Kanu mühelos zu mir heran ziehen, um vom Schwimmsteg aus gut einsteigen zu können.

einsetzen in die Uecker bei Pasewalk
Böschungsrutsch einmal anders
beim Wehr in Pasewalk nahe dem Lokschuppen
Es ist grau und es könnte jeden Moment regnen. Da ich die Übersetzstellen in Pasewalk so gut überwunden habe, bin ich aber fröhlich und genieße meine folgende Tour trotzdem. Gerade fliegt direkt an mir ein Eisvogel vorbei!
Die Ueckermünder Heide, wie diese Landschaft hier genannt wird, ist eine großflächige flache Wiesenlandschaft, die beidseitig von Wald umrahmt ist. Während ich mit leichter Strömung die Uecker abwärts paddle, kann ich mehrmals einen Greifvogel bei seiner Jagd beobachten. Die niedrige patrouillenhafte Flugweise deutet darauf hin, dass ich es vermutlich mit einer Weihenart zu tun habe, Rohr - oder Wiesenweihe.
Auf diesem Abschnitt der Uecker ist es ebenso spannend wie bisher: ich sehe mehrfach Eisvögel, Rotmilane auf Patrouille sowie alle mir bekannten Arten von Rohrsängern. Sperber jagen nahe über dem Boden und Rurmfalken in ihrem typischen Rüttelflug. Die Natur gibt hier wirklich alles, wenn man offen dafür ist, die Ereignisse wahrzunehmen, die sich direkt in der Nähe ereignen.
Uecker zwischen Pasewalk und Bauernort
Trotz des grauen Tages und recht geraden Flussverlaufs bin ich guter Dinge. Die gut vier Kilometer bis zum nächsten Wehr schaffe ich in gut einer Stunde. Dabei kann ich noch weitere Greifvögel beobachten, diesmal wieder Milane und etwas entfernt sogar einen Seeadler!
Zum Aussteigen gibt es hier wie in Pasewalk einen Schwimmsteg. Die gesamte Anlage ist hinreichend Paddler-freundlich gestaltet, das kann ich wirklich sagen.
Kanu-Pass am Wehr vorbei
schmales Gerinne speziell für Kanus
Kanu passt gerade so durch
weiter in Richtung Stallberg
Mit allem benötigte ich für das umsetzen etwa 10 Minuten. Das war leicht und komfortabel. Bevor ich die Straßenbrücke von Liepe erreiche, die zum Bundeswehrübungsplatz Stallberg führt, beginnt es zu Regnen und zwar nicht schüchtern. Schnell ist mein Anglerschirm in Funktion, und als ich die Brücke erreiche, beschließe ich, den Schauer dort abzuwarten.
Während ich mein Kanu an einem Pfahl befestige, fliegt eine Bachstelze aufgeregt hin und her. Ich ahne, dass die hier brütet oder füttert. Ich bin zunächst ganz still, und tatsächlich traut sich die Bachstelze zu füttern. Da ich dringend meinen Mittagskaffee trinken möchte, muss ich sie zunächst noch etwas stören.
Das Regenradar zeigt an, dass der Schauer wohl eine knappe Stunde anhalten wird, und so beschließe ich, mit Schirm über mir mein Kanu zu verlassen und mir das Dorf anzuschauen. Eine kleine Hoffnung wächst in mir, dass es dort womöglich einen Bäcker gäbe oder Imbiss.
Ich wandere die beiden Straßen in Liepe bis zu ihren Enden, aber es gibt nichts. Für eine Weile lasse ich mich unter dem Dach eines Bushäuschens nieder. Als etwa 45 Minuten vergangen sind, wandere ich wieder zur Brücke. In der Ferne sehe ich zwei Kajaks flussabwärts fahren.
Regenschutz unter der Brücke in Liepe
Als ich wieder durch Büsche und Brennnesseln zu meinem Kanu herunter geturnt bin und endlich auf meinem Sitz Platz genommen habe, lässt sich die Bachstelze noch einmal sehen und wartet. Es wird heller, und ich paddle weiter.
Abwarten im Bushäuschen
Uecker unterhalb von Liepe
Es bleibt tatsächlich erstmal trocken, und es kommt Wind auf. Ich bin aber guter Dinge und bald erreiche ich das nächste Wehr. An einer festen Uferstelle lande ich an und ziehe mein Kanu auf die Böschung. Auf der Ostseite steht ein Wohnmobil. Musik ertönt, und es wird etwas gegrillt. Stühle stehen in der Sonne, die nun doch noch ab und zu hervor kommt. Es scheint nur ein Pärchen zu sein, dass hier einen schönen Tag verbringt. Mein Handy zeigt 13: 27 Uhr.
Ich packe meine Sachen aus dem Kanu und der Bootswagen muss drunter. Neben dem ehemaligen Kanupass ist es einigermaßen eben und fest. Am Ende setze ich mein Kanu ein und verstaue meine Ausrüstung. Dann treidel ich es zum Ende des Pfades, wo ich relativ gut wieder einsteigen kann, ohne dass die Granitsteine zuviel an meiner Bootshaut kratzen müssen.
anlanden am Wehr Stallberg zum Umtragen
ehemaliger Kanupass am Wehr Stallberg
wieder einsetzen am Wehr Stallberg
Meine Uhr zeigt 13:40, als ich meine Fahrt fortsetze. Der Wind kommt manchmal von hinten, so dass ich versuche, meinen Schirm zu Hilfe zu nehmen. Zeitweise klappt es recht gut.
An einer Anglerstelle findet ein größeres Event statt. Es sind etliche Leute am Angeln und feiern. Ich winke kurz zum Gruß und paddle vorbei. Zu meiner Freude sehe ich nun ab und zu einen Fischadler, der immer wieder einige hundert Meter Uecker abfliegt und manchmal auch einen Fangversuch unternimmt.
Das geht eine ganze Weile so, und dann entdeckt ich zwei größere Vögel, die sich allmählich nähern. Ich halte sie für Seeadler, und als ich mein Fernglas benutze, ist es tatsächlich ein größerer und ein kleinerer Sedeadler.
Uecker unterhalb Wehr Stallberg
Meine Freude ist groß, und dann wird es richtig spannend: der Fischadler greift die beiden Seeadler an und versucht sie durch nahes Umkreisen so zu nerven, dass sie keine Lust haben, diese Futterstelle mit ihm zu teilen. Ich denke noch darüber nach, dass ich so etwas noch nie sah, und dann zieht der größere Seeadler von dannen!
Der Fischadler konzentriert sich nun auf den anderen Seeadler und nervt den so lange, bis auch dieser das Weite sucht.
Uecker bei Kuhlmorgen
Als der Wind nachlässt, blicke ich in den Himmel und denke: vielleicht sollte ich bald eine richtige Pause machen! Bis zum Wasserwanderrastplatz Torgelow ist es ja doch noch recht weit, also etwa eine Stunde. Bald erscheint das Ukranenboot, und da man hier mitlerweile Paddler freundlich geworden ist, lande ich am Steg vor dem Parplatz an.

Ukranenland an der Uecker in Sicht
Der Himmel zieht sich zu, es wird deutlich dunkler. Ich lande an, vertäue mein Kanu sicher und greife mir meinen Schirm. Leute gehen in Richtung Parkplatz, die Mitarbeiter haben wohl Wochenende. Ich kann gerade noch jemanden erwischen, der mir erlaubt, hier Pause zu machen. Der freundliche junge Mann bietet mir sogar an, mein Zelt für die kommende Nacht aufzubauen. Er lässt eine Toilette offen, geht durch den Eingang und verschließt diesen von außen.
Kaum ist der gegangen, bricht ein kräftiger Sommerregen herunter. Ich halte mich unter einem Vordach auf, bis der Guss vorüber ist. Zum Glück geht es schnell. im Kanu ist aber viel Wasser. Da alles dicht verpackt ist, stört es mich nicht weiter. Das gehört ab und zu eben mit zum Paddeln. Man muss nur beim Öffnen der Wasserdichtsäcke darauf achten, dass die Rollverschlüsse das Wasser zum Boden tropfen lassen und nicht in den Sack.
Anleger vom Ukranenland
Nach dem Schauer scheint tatsächlich die Sonne, und da es etwas windig wird, ist der Himmel innerhalb kurzer Zeit wieder blau. Ich packe das Kanu frei, leere es vom Regenwasser und ziehe es auf den Steg. Meine Ausrüstung breite ich so aus, dass alles trocknen kann, während ich mir etwas zu essen koche. Als ich gegessen habe und abgewaschen, ist alles wieder trocken.
Ausrüstung trocknen lassen
nach dem Regenguss
Nun suche ich eine ebene Stelle für mein Zelt. Die Fläche, die überhaupt zur Verfügung steht, ist winzig, aber es geht alles gut. Ich freue mich sehr, dass ich hier bleiben darf.
Zelt für die Nacht aufgebaut
Als ich mich in meinem Zelt eingerichtet habe, strecke ich mich kurz aus auf meiner Luftmatratze. Dabei muss ich eingeschlafen sein. Ich bin wieder ganz wach, als ich direkt über mir auf meinem Zelt ein Kratzen höre und spüre. Es ist fast zwanzig Uhr und die Sonne steht noch recht hoch. Sich bewegende Abdrücke von Vogelfüßen auf der Zelthaut und Kratzgeräusche bringen mich in einen Zustand sehr aufgeregter Aufmerksamkeit. Die Vögel rufen nun auch ab und zu, und damit erkenne ich sie eindeutig als Bachstelzen, die mein Zelt auf irgend eine Art wohl spannend finden.
Ich stehe noch mal auf und schaue mich um,bevor ich mich richtig bettfertig mache. Auch wenn es feucht wurde, war es ein schöner Tag in der Natur! Dafür bin ich sehr dankbar.
Uecker-Reise 2024
- Uecker-Reise 12. bis 16. Juni
- Uecker-Reise Start in Prenzlau
- Uecker-Reise Teil 3 Pasewalk bis Torgelow
- Uecker-Reise Teil 4 Torgelow bis Eggesin