Kanu & Natur

ein persönliches Blog von Jürgen Clausen

Uecker-Reise Teil 4 Torgelow bis Eggesin

Geschrieben am 20.06.2024 in Kanutagebuch (2024) , Kanureisen (2024) —   Uecker (Geändert am 10.04.2025)

Teil 4 von 4 in der Serie Uecker-Reise 2024

4:38 Uhr an der Uecker

4:38 Uhr an der Uecker

Ich erwache kurz nach vier Uhr, und es ist noch nicht richtig hell. Mutig öffne ich mein Zelt und strecke meinen Kopf ins Freie. Nebel steht über der Uecker-Niederung, zum Wald kann ich nicht hinüber sehen. 

Ich ziehe mich erstmal warm an, denn ausziehen kann ich immer noch etwas und viel umher gehen ist hier nicht möglich. Unglaublich, wie still es jetzt noch ist: es ist Sonntag Morgen, und es ist weit genug von Straßen entfernt. 

Nebelstimmung an der Uecker

Nebelstimmung an der Uecker

Der Nebel wird dünner, und die Natur erwacht allmählich. Vom Wald ruft ein Schwarzspecht herüber, und ich höre auch die Melodie eines Pirols. Wo der sitzt, kann ich leider nicht feststellen. Er muss recht nah sein.

Es gluckst und platscht, und ich sehe etwas, das am gegenüber liegenden Ufer flussaufwärts schwimmt. Ein Griff zum Fernglas bestätigt meinen Verdacht: hier ist ein Biber! Als der nach kurzer Zeit zurück schwimmt, kann ich es auch mit bloßen Augen erkennen. Der kommt tatsächlich immer näher und wechselt auch zu mir herüber! Ob der hier irgendwo einen Bau hat, kann ich nicht sehen, aber es liegt ja nahe. Beim Parkplatz in der Nähe ist das Ufer derart dicht bewachsen und es stehen dort auch kleinere Gehölze, so dass es leicht möglich ist, dass der dort im Ufer einen Bau hat und obenauf seinen obligatorischen Reisighaufen. 

Ich beobachte ihn noch eine Weile, bis er zu weit entfernt schwimmt. Währenddessen fliegt ein Eisvogel mit rasender Geschwindigkeit an mir vorbei!

Sonnenaufgang an der Uecker um 4:58 Uhr

Sonnenaufgang an der Uecker um 4:58 Uhr

Eine Stockentenfamilie mit fünf halbwüchsigen Jungen tummelt sich nahe dem Holzsteg. Meine Gegenwart stört die nicht, die sind sicher dort aufgewachsen und haben immer wieder Menschen erlebt. Untereinander knuffeln sie sich allerdings durchaus, wie es Kinder eben tun.

Am Ufer gegenüber sitzen mehrere Drosselrohrsänger im Schilf, und einer von ihnen verjagt Rauchschwalben, die über der Wasseroberfläche Insekten fangen und ab und zu kurz das Schilf besetzen.

Das klare Wasser lädt mich dazu ein, Fische in der Uecker zu beobachten. Mitten in einem kleinen Schwarm Rotfedern von etwa 15 cm Länge hält sich ein anderer Fisch auf, der etwa doppelt so lang zu sein scheint. Als er sich etwas Sonne gönnt, kann ich sogar seinen Kopf im Detail studieren: er sieht aus wie ein Vertreter der merkwürdigen Art "Nase". 

Als plötzlich große Unruhe in die Fische kommt, kann ich sofort erkennen, dass im nahen Pflanzenmeer ein junger Hecht halb verborgen steht. Er hat eine Länge von ungefähr 40 cm! 

Fische am Steg in der Uecker

Fische am Steg in der Uecker

Jetzt geht die Sonne richtig auf. Nach einigen Fotos beschließe ich, Kaffee zu machen und mein Frühstück vorzubereiten. Schwalben jagen nun auch über mir, und Bachstelzen sind auch wieder da. Ein Buntspecht ruft aus dem nahen Gehölz vom Museumsplatz her. Dann fliegt er sehr niedrig über mir hinweg und setzt sich in Mannshöhe an den Stamm der großen Erle, die keine sechs Meter von mir entfernt steht. .

Einige Schilfrohrsänger turnen nicht weit von mir im Reet, und dann betritt auch der Biber wieder die Bühne. Er ist wieder flussaufwärts unterwegs.

 

Kaffee kochen am Lager

Kaffee kochen am Lager: an der Uecker

Alles um mich herum ist sehr aufregend und spannend, und ich habe es daher überhaupt nicht eilig. Bis ich meinen Kaffee genossen habe und einen Teil meines Frühstücks, ist es bereits acht Uhr. Allmählich denke ich doch ans Einpacken meiner Ausrüstung und frage mich, wann das Zelt wohl trocken sein wird. 

Es ist inzwischen wärmer geworden, so dass ich einiges ausziehen kann. Das Zelt ist nun auch bald trocken, und für die letzten Reste an Nässe hänge ich Teile davon über das Schild, das gut von der Sonne beschienen und vom schwachen Wind leicht umlüftet wird.

abfahrbereit an der Uecker um 9:00 Uhr

abfahrbereit an der Uecker um 9:00 Uhr

Gegen neun Uhr ist alles eingepackt und ich selbst steige nun ebenfalls ins Kanu. Die Sonne hat den Nebel beinahe vollständig besiegt. Während ich frohgemut in Richtung Torgelow paddle, treffe ich sogar einen Menschen auf dem Wanderweg links am Ufer. 

Bis ich Torgelow erreiche, gibt die Natur noch einmal alles: zwei mal fliegt ein Eisvogel in meiner Nähe vorbei, und einige Kormorane überfliegen mich recht niedrig. Drosselrohrsänger jagen einander neben dem Schilf. Auf einem trockenen Ast einer kleinen Pappel sitzt ein Neuntöter in der Sonne. 

Im Wasser neben mir kann ich zwei ausgewachsene Rotfedern erkennen! Ich freue mich sehr über alles, was ich hier erlebe und beobachten kann.

auf der Uecker vor Torgelow

auf der Uecker vor Torgelow

Torgelow an der Uecker in Sicht

Torgelow an der Uecker in Sicht

Gegen halb zehn paddle ich an der Kanustation vorbei und dann durch die kleine Stadt. In einer prägnanten Rechtskurve liegt links eine Reihe schwimmender Baumstämme im Wasser. Die sind dort bereits seit einiger Zeit, denn es hat sich eine recht üppige Vegetation dort entwickelt. 

Dort zweigt das Gerinne ab, dass die Uecker tauglich für den Fischaufstieg machen soll und dort liegt auch die Umtragestelle und der Wasserwanderrastplatz Torgelow.

Das Fließ ist an beiden Ufern ebenfalls üppig bewachsen. Zweige einiger Trauerweiden ragen ins Wasser und die ersten Weidenröschen blühen bereits. Nach kurzer Zeit lande ich am Schwimmsteg der Umtragestelle an. Mein Handy zeigt 9:42 Uhr, als ich mein Kanu fest gemacht habe und ausgestiegen bin.

Kanustation der Paddlergilde Torgelow

Kanustation der Paddlergilde Torgelow

Oldtimerschiff Nachbau bei den Ukranen

Oldtimerschiff Nachbau bei den Ukranen

Zufahrt zum Wasserwanderrastplatz in Torgelow

Zufahrt zum Wasserwanderrastplatz in Torgelow

Schwimmsteg am Wasserwanderrastplatz Torgelow

Schwimmsteg am Wasserwanderrastplatz Torgelow

Zwei Kajaks liegen auf dem kleinen WWR, und an der überdachten TiBa frühstücken zwei Männer. Wir kommen ins Gespräch, und es stellt sich heraus, dass die beiden sich auch unter der Brücke vor dem Regen geborgen haben, während ich weg war.. Die Zwei sah ich wegpaddeln, als ich nach meinem Ausflug ins Dorf wieder dort ankam. 

Ich wandere wieder zu meinem Kanu. An einer Art Slipanlage (schmal, nur für sehr kleine Boote), ziehe ich mein Kanu aus dem Wasser und bringe irgendwie auch den Bootswagen drunter.  Die Pforte zum Rest der Welt ist nicht mehr abgeschlossen, die beiden Männer, die hier gezeltet haben, hatten sich einen Schlüssel beschafft. 

Ich verlasse also diesen Platz und nehme den Wanderweg über die Schleuseninsel, um wieder ins Unterwasser einsetzen zu können. Hinweisschilder zum Umtrageweg sind nicht zu finden. Aber zum Glück kenne ich das hier bereits alles.

anlegen zum Umtragen

anlegen zum Umtragen

fertig zum Umtragen

fertig zum Umtragen

Umtrageweg in Torgelow

Umtrageweg in Torgelow

Man hat hier für sehr viel Geld einen Kanupass neben der Sohlgleite geschaffen, aber der ist nicht benutzbar. Also fahre ich die knapp 500 Meter auf dem Wanderweg. An dessen Ende kann ich in das allerletzte Stück Gerinne einsetzen. Das ist nur über harten Beton möglich. Da mein Kanu schwer beladen ist, suche ich mir zum Rutschen lieber ein Stück Holz. Einmal kurz ins Wasser getaucht, lässt sich das schwerste Boot darauf gut ins Wasser rutschen. 

Ich bin sehr verwundert, dass ein Ort, der sogar einen Kanuverein besitzt, keine vernünftigen Einsetzstellen für dieses ansonsten so schöne Gewässer hat.

Das nächste Mal setze ich ganz sicher wieder direkt unterhalb des letzten Wehrs wild an der Böschung ein, wie ich es bisher auch gemacht habe auf früheren Touren.

wieder einsetzen am Ende des Umgehungsgerinnes in die Uecker

wieder einsetzen am Ende des Umgehungsgerinnes in die Uecker

Wieder in der Uecker

Wieder in der Uecker

Gegen 11:00 Uhr sitze ich endlich wieder in meinem Kanu und bin froh, Torgelow hinter mir zu lassen. Die Uecker trägt mich zunächst noch mit etwas Strömung in Richtung Eggesin. Bis ich nach etwa sechs Kilometern die Straßenbrücke an der Holländerei erreicht habe, nimmt sie jedoch kontinuierlich ab. 

Es ist 12:39 Uhr, und eigentlich könnte ich eine Pause gebrauchen. Unter der Brücke ist das Anlanden zwar möglich, und es gibt neben der Straße sogar einen Platz für Angler oder Ausflügler. Aber die Stahlkante weist keinerlei Haken oder Ösen zum Festmachen auf, und auf großes Improvisieren habe ich aktuell keine Lust. Ich paddle also weiter.

Uecker unterhalb Torgelows

Uecker unterhalb Torgelows

Uecker vor Eggesin nahe Ziegenberg

Uecker vor Eggesin nahe Ziegenberg

Ueckerbrücke bei Holländerei

Ueckerbrücke bei Holländerei

Anlandemöglichkeit bei der Holländerei

Anlandemöglichkeit bei der Holländerei

Der Wind frischt auf. Zum Glück weht er von rechts, so dass ich durch Ufergehölze gut geschützt bin. In den Baumkronen ist er aber gut zu hören und zu sehen. Die zwei Kilometer bis zum Abzweig der Randow paddle ich dann noch etwa eine halbe Stunde. Ich ahne, dass ich auf der Randow Windprobleme bekommen könnte. Er wird dort weitgehend gegenan blasen.

vor der Abzweigung in die Randow

vor der Abzweigung in die Randow

Tatsächlich habe ich auf der Randow dann ordentlich zu kämpfen, um die letzten 1300 Meter meiner Kanureise zu absolvieren. Bis ich wirklich am Steg neben dem Randow-Floß anlegen kann, ist es 13:28 und damit wirklich höchste Zeit für meine Mittagspause und Kaffee.

die Randow aufwärts

die Randow aufwärts

anlanden bei Randowfloß am Wasserwanderrastplatz

anlanden bei Randowfloß am Wasserwanderrastplatz

Hier beim Randow-Floß wird auch ein kleiner Campingplatz betrieben und ich kann in einer stillen Ecke am Ufer der Randow meine Pause machen. Mit den Betreibern vereinbare ich, dass ich hier mein Kanu samt Ausrüstung sicher unterbringen kann. Ich werde mit der Bahn nach Prenzlau fahren und mein Auto holen. 

Die Bahnstation liegt kaum fünf Minuten zu Fuß ganz in der Nähe, und die nächste Bahn soll um 1509 Uhr fahren. Sie kommt pünktlich an. Es ist Sonntag, und die Bahn ist recht belebt. Nachdem ich in Pasewalk umgestiegen bin, ist sie deutlich leerer. 

Die Bahnstrecke führt fast immer entlang der Uecker, und es gibt oft schöne Ausblicke in die Natur. Insofern wird mir nicht langweilig. In Prenzlau wandere ich zu meinem Auto, wo ich um 16: 42 Uhr ankomme. Es sind nur zwei Kilometer zu Fuß. Ein Teil der Strecke führt am Ufer des Unteruckersees entlang. Die Liegewiesen sind recht gut bevölkert, alles ist sonntäglich locker.

in der Bahn nach Prenzlau

in der Bahn nach Prenzlau

Um 16.42 Uhr bin ich wieder in meinem Auto und fahre nach Eggesin, um mein Kanu und meine Ausrüstung zu holen. Für die kommende Nacht fahre ich an die Peene nach Anklam. Dort treffe ich mich am nächsten Morgen mit einem Bekannten, der seit einem Jahr dort einen speziellen Wasserwanderrastplatz betreibt, der auch viele Möglichkeiten bietet, in komfortablen Häuschen zu nächtigen. Die werden hauptsächlich von Radfahrern genutzt und werden gut angenommen.

Nach meinem Treffen kontrolliere ich einige Einsetzstellen an der Peene, bis ich bei Jarmen auf die A 20 fahre. Einige Stunden später bin ich zu Hause zurück.