Zur Rapsblüte auf der Warnow Anfang Mai 2016
Geschrieben am 10.05.2016 in Kanutouren & Events — Seeadler, Warnow (Geändert am 12.07.2017)
Von Zaschendorf bis Weitendorf
An diesem Wochenende nach Himmelfahrt wollen wir einen schönen Warnow-Abschnitt paddeln, auf dem wir lange nicht waren. Unser Startpunkt soll Zaschendorf sein, und wir wollen in zwei Tagestouren bis Groß Görnow paddeln.
Am Samstag früh starten wir mit voll bepacktem Auto in Kiel. Zweieinhalb Stunden später kommen wir an der Kanu-Einsetzstelle Zaschendorf an. (unser Fahrrad haben wir unterwegs in Alt Necheln abgestellt). Wie zu erwarten war, ist der Parkplatz nicht leer. Zu sehen sind allerdings keine weiteren Paddler.
Rapsfeld an der Warnow: Foto: Alexander Clausen
Der Himmel strahlt bei mehr als 20 Grad, und wir bestaunen den neuen Schwimmsteg in Zaschendorf, den die Naturpark-Verwaltung dort für 10.000,- Euro hat erstellen lassen. Da er klein ist, liegt er natürlich nicht stabil im Wasser, sondern neigt sich zur Belastungsseite, also dorthin, wo das Kanu auf uns wartet. Man hat mit sehr großem Aufwand kaum etwas erreicht, schade. Hoffentlich bauen sie nicht noch mehr von den Dingern in die Landschaft.
drei Seeadler in Mecklenburg: Foto: Alexander Clausen
Wir paddeln mit Unterstützung von deutlicher Strömung mit froher Laune in Richtung Mickowsee. Am Ufer sind bereits die Bibergleiten zu erkennen. Rechts und links von uns stehen hohe Ufergehölze mit noch lichtem Laubdach: es sind meist Erlen und Weiden. Ein Graureiher steht in der Ferne am Ufer und fliegt auf, als wir näher kommen. Eine Lerche singt über einer Wiese, Alexander versucht, ein Foto zu machen. An vielen Stellen singen Dorn- und Mönchsgrasmücken.
ein Rotmilan über der Warnow: Foto: Alexander Clausen
Wir kommen dem Mickowsee näher, die Ufer werden schilfiger. Es fliegt ein weiterer Graureiher auf, und gleich dahinter sehe ich einen Seeadler fliegen. Der ist bald hinter den hohen Erlen verschwunden. Als wir den See erreichen, können wir zwei Seeadler beobachten, von denen einer auf Jagd ist. Dann erkennen wir, dass auf einem Pfahl, der im See steht, ein weiterer Seeadler sitzt, und auf einem zweiten noch einer.
Ganz ergriffen bestaunen wir dieses Szenerie, und sie wird zusätzlich noch durch einige Flussseeschwalben, Möwen und zuletzt noch einer Trauerseeschwalbe bereichert. Dann wird unser Blick nach oben gelenkt, und dort fliegen einige weitere Seeadler umher. Wir zählen mindestens sieben Seeadler, die meisten von ihnen Erwachsene.
unsere Pause in Schönlage
Als wir den Ausfluss der Warnow erreichen, kreist über uns ein Rotmilan. Dieser schöne Vogel fliegt recht niedrig und dreht nach Beute suchend ganz langsam seine Runden! Beglückt setzen wir unsere Kanutour fort, und nach wenigen Minuten sehen wir bereits die Straßenbrücke von Nutteln vor uns. Bald kommen wir vor dem Wehr Nutteln an, wo wir umtragen müssen.
Erlenbruchwald an der Warnow
An einem baufälligen hohen Steg setzen wir aus und tragen unser Kanu am Wehr vorbei. Im Wasser der Fischtreppe steht ein Graureiher, macht sich aber leider davon, als wir näher kommen. Direkt unterhalb der Fischtreppe setzen wir mühsam an einem winzigen, viel zu hohen Steg wieder in die Warnow ein. Um uns herum fliegen und zwitschern einige Singvögel, die wir leider nicht gut erkennen können.
Sumpfwildnis nahe dem Mickowsee
Die Warnow-Seen links von uns können wir nicht erkennen, da unser Kanu recht tief liegt. Dort, wo das vor dem Wehr abgezweigte Wasser der Warnow wieder durch ein Rohr zurück geleitet wird, liegen schräg zum Ufer große Findlinge, die einen Schwall erzeugen und die wir überpaddeln müssen. Dabei lässt unser Kanu etwas Lack.
Während wir durch die Wiesen und Erlengehölze in Richtung Schönlage paddeln, entdecken wir einen Fischadlerhorst auf einem Strommast und sehen oben einen Altvogel stehen. Da die Warnow gerade eine halbe, recht große Schleife beschreibt, können wir ihn recht lange beobachten. Auf einem Zaunpfahl sitzt ein Schwarzkehlchen. Sein Balzgefieder leuchtet schön in der Sonne.
An der Einsetzstelle neben der Straßenbrücke Schönlage genießen wir eine kleine Pause, bevor wir unseren Weg nach Alt Necheln fortsetzen. Bis dorthin ist es leider nicht mehr weit, und als wir dort ankommen, verlasse ich meine beiden Mitpaddler und hole mit dem hier abgestellten Fahrrad unser Auto aus Zaschendorf nach. Als ich wieder dort ankomme, machen sich gerade einige der Paddler, die vor uns gestartet sind, mit ihren Fahrzeugen auf.
2-Männerbrücke in Alt Necheln
Ich fahre gleich bis Weitendorf, wo ich gerade nahe der Umtragestelle eingeparkt habe, als Gundula und Alexander mit dem Kanu ankommen. Wir packen unsere Sachen ein, das Kanu auf das Dach, und begeben uns auf den Weg zu unserer Übernachtungsstelle "Kanucamp Sternberger Burg". Dort nehmen wir unsere Schlafhütte in Besitz und kochen uns etwas zu essen. Als es zu dämmern beginnt, hören wir vom nahen Sumpf Rotbauchunken. Eine Weile später kommen Rufe von Laubfröschen hinzu, und bald sind es sehr viele Laubfrösche, die uns noch stundenlang ein tolles Konzert liefern.
Als wir später in der Koje liegen, beginnt irgendwo in der nicht so weiten Ferne eine Techno-Party, die uns noch stundenlang im Halbschlaf hält, bis wir endlich Ruhe finden.
Weitendorf bis Groß Görnow
Kanucamp Sternberger Burg_1
Am Sonntag morgen bin ich schon vor sechs Uhr wach, und nach meinem Klo-Gang wandere ich zum nahen Flüsschen Mildenitz, das direkt am Kanucamp vorbei fließt. Kaum stehe ich am Ufer, bemerke ich einen Biber, der gegen die starke Strömung langsam an mir vorbei schwimmt. Voller Freude bleibe ich noch eine Weile stehen und mein Blick folgt ihm, bis er hinter einer Kurve verschwindet. Ich wandere langsam die Straße neben der Mildenitz entlang, und an der Einsetzstelle ("Mildenitz-Treppe" genannt) entdecke ich ihn erneut. Es wird heller, der Himmel rötet sich. Die Sprosser beginnen zu singen, und auch einige Rotkehlchen und eine Singdrossel ist zu hören. Als ein Auto über die Straßenbrücke fährt, taucht der Biber ab. Da das Wasser recht klar ist, kann ich erkennen, dass ich es mit einer trächtigen Biberin zu tun habe: sie ist extrem breit - und hat mindestens vier, wenn nicht sogar mehr Junge im Bauch.
Tourenstart in Weitendorf an der Warnow
Die Biberin taucht bald wieder auf und schwimmt mühsam unter der Straßenbrücke hindurch. Während ich auf die andere Straßenseite wechsle, entdecke ich auf der nahen großen Wiese zwei Kraniche. Die Sprosser singen inzwischen kräftiger. Aus Richtung Buchenhof ertönen Kranichrufe, und einige Sekunden danach antworten die beiden Kraniche in meiner Nähe. Dabei geht nun langsam die Sonne auf und färbt den gesamten Ost-Himmel rot. Ich höre einen Schwarzspecht rufen.
auf der Warnow unterhalb von Weitendorf
Langsam wandere ich zum Camp zurück, wo ich in der rustikalen Gemeinschaftsküche erst einmal Tee für uns koche und zur Hütte bringe. Dort berichte ich voller Freude von meinen Erlebnissen. Wir planen unseren Tag, bereiten alles vor, was wir essen und mitnehmen wollen und starten dann am frühen Vormittag durch. Das Fahrrad kommt nach Groß Görnow, wovon wir nur einen Kilometer entfernt sind. Dann fahren wir zur Sültener Brücke (Brüeler Bach), um das Morgenlicht für ein bestimmtes Foto zu nutzen, das wir benötigen. Ganz in der Nähe liegt Weitendorf, wo wir dann bald unsere Kanutour beginnen.
Wasserwandern auf der Warnow 2016
Mit uns starten noch einige andere, aber es geht alles sehr ruhig zu. Während unserer kommenden Stunden im Kanu überholen uns etliche Wasserwanderer, die sich nicht so viel Zeit nehmen möchten wie wir. Wir beobachten wieder intensiv die Natur um uns herum. Dazu gehören Dorn,- Klapper- und Mönchsgrasmücke, Steinschmätzer, ein Fischadler mit Beute, Stare, Lerchen, Rehe und Rauchschwalben. Als wir an Sagsdorf vorbei paddeln, können wir längere Zeit einer Sumpfmeise (oder Weidenmeise?) zuschauen, wie sie Raupen und ähnliches erbeutet und es an ihre Jungen verfüttert, die ganz still in ihrer Höhle sitzen, die in einen niedrigen, toten Erlenstamm geschlagen wurde. Wir erfreuen uns einige Stunden lang an leuchtenden Rapsfeldern und den schönen Kieferngehölzen auf den Hügeln; wir pausieren an der Einsetzstelle Sagsdorf; wir genießen die Erlenbruchgehölze vor Groß Görnow und wir beobachten ab und zu einen Rotmilan bei der Nahrungssuche.
Es sind noch etliche andere Wasserwanderer unterwegs, und als wir an unserem Ziel, der Einsetzstelle Groß Görnow ankommen, ist dort viel Betrieb. Ich bereite mich vor und besteige das Fahrrad, um aus Weitendorf unser Auto abzuholen. Dafür benötige ich etwas über eine Stunde, der Weg ist recht hügelig.
Straßenbrücke bei Sagsdorf an der Warnow
Da wir vor unserer Rückfahrt noch etwas anderes unternehmen möchten als zu paddeln, beschließen wir, noch die schöne Landschaft "Wendfeld" nahe Sternberg zu besuchen und dort zum Aussichtsturm zu wandern. Dort beginnt gerade auf weiten Flächen der Ginster zu blühen, und viele schöne Kiefernbäume erfreuen uns auf den sandigen Hügeln. Wildschweine haben viele Teile des Bodens "gelüftet", und wir beobachten Goldammern und Diestelfinken, lauschen ihrem schönen Gesang.
Auf unserer Rücktour nach Kiel umfahren wir noch einen Stau bei Bad Segeberg, den wir zum Glück rechtzeitig durch Google Maps traffic entdeckt haben. Ansonsten verläuft unsere Fahrt reibungslos. Als wir zu Hause sind, kommen uns die zwei Tage, die wir unterwegs waren, wie eine ganze Woche vor.
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